Vor der Flagge des Vaterlands
Nötige darü-
ber niederzuschreiben . . . Komm’ ich aber bei dem Angriff
ums Leben, dann gebe Gott, daß jemand bei meiner Leiche
den Bericht über die 5 Monate findet, die ich in der Höhle
von Back-Cup zugebracht habe.
Gleich anfangs haben Ker Karraje, Ingenieur Serkö, Ka-
pitän Spade und mehrere andere ihrer Leute auf dem äuße-
ren Fuß des Eilands Stellung genommen. Was gäbe ich nicht
darum, wenn ich ihnen folgen, mich zwischen Felsblöcken
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verbergen und die draußen gesehenen Schiffe beobachten
könnte!
1 Stunde später kehren alle nach Bee-Hive zurück, wäh-
rend etwa 20 Mann als Wachen zurückgelassen werden. Da
zu dieser Jahreszeit die Tage schon recht kurz sind, ist vor
morgen nichts zu fürchten. Da es sich nicht um eine sofor-
tige Ausschiffung von Mannschaften handeln kann, ist bei
den Verteidigungsmitteln, die die Angreifer als auf Back-
Cup vorhanden vermuten müssen, nicht daran zu denken,
daß sie einen nächtlichen Angriff im Schilde führten.
Bis zum Abend ist daran gearbeitet worden, die Ab-
schußvorrichtungen an verschiedenen Punkten des Eilands
aufzustellen. Es sind sechs, die durch den Gang nach den
vorher ausgewählten Plätzen geschafft wurden.
Nachdem das erledigt war, begab sich Ingenieur Serkö
wieder zu Thomas Roch in dessen Labor. Will er ihn über
das Vorgefallene informieren . . . ihm mitteilen, daß ein Ge-
schwader in Sicht von Back-Cup liegt . . . ihm sagen, daß
sein Fulgurator jetzt zur Verteidigung des Eilands dienen
soll? . . .
Ich weiß nur bestimmt, daß an die 50 Apparate, jeder mit
mehreren Kilogramm Sprengstoff und der Treibstoff, der
den Apparaten eine Flugkraft verleiht, die der aller anderen
Geschosse überlegen ist, geladen bereitstehen, ihr Zerstö-
rungswerk zu beginnen.
Von der Zündflüssigkeit hat Thomas Roch eine Anzahl
Fläschchen hergestellt und – ich weiß das nur zu gut – er
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wird den Seeräubern Ker Karrajes seine Unterstützung
nicht versagen.
Während jener Vorbereitungen ist die Nacht herange-
kommen. Unten in der Höhle herrscht Halbdunkel, denn
die Lampen von Bee-Hive sind nicht angezündet worden.
Ich gehe langsam und bemüht, keinerlei Interesse an der
neuesten Wandlung der Dinge zu verraten, in meine Zelle
zurück. Immerhin könnte der Verdacht, den ich Ingeni-
eur Serkö eingeflößt habe, durch das Erscheinen eines Ge-
schwaders vor Back-Cup neu belebt worden sein.
Noch bleibt es übrigens fraglich, ob die Schiffe die jet-
zige Richtung beibehalten oder seitlich an Back-Cup vor-
übersteuern, um am Horizont wieder zu verschwinden. Ei-
nen Augenblick beherrschte mich diese Ungewißheit. Doch
nein, nein! Nach der Beobachtung von Kapitän Spade – ich
habe es von ihm selbst gehört – sind die Schiffe bis jetzt we-
nigstens in Sicht des Eilands geblieben.
Welcher Nation mögen sie angehören? . . . Haben es die
Engländer, in dem Wunsch, die Zerstörung der ›Sword‹ zu
rächen, übernommen, diese Expedition auszurüsten oder
hatten sich ihnen auch Kreuzer anderer Mächte angeschlos-
sen? . . . Darüber weiß ich nichts . . . kann ich nichts wis-
sen. Doch egal! . . . Die Hauptsache bleibt, daß dieses Räu-
bernest zerstört wird, sollte ich auch von seinen Trümmern
zermalmt werden, sollte ich wie der heldenhafte Leutnant
Davon und seine brave Mannschaft dabei mit zugrundege-
hen.Die Vorbereitungen zur Abwehr werden unter der Auf-
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sicht von Ingenieur Serkö kaltblütig und methodisch fort-
gesetzt. Offenbar sind die Piraten davon überzeugt, daß es
ihnen, wenn die Feinde die gefährliche Zone überschreiten,
gelingen müsse, sie zu vernichten. Ihr Vertrauen auf den
Fulgurator Roch ist unbegrenzt. Von dem Gedanken be-
herrscht, daß jene Schiffe gegen sie nichts auszurichten ver-
mögen, kommen ihnen etwaige Schwierigkeiten oder künf-
tige Verlegenheiten gar nicht in den Sinn.
Meiner Annahme nach sind die Abschußvorrichtungen
auf dem nordwestlichen Ufer errichtet und deren Rohre
so gerichtet, daß sie die Fulguratorgeschosse nach Norden,
Westen und Süden entsenden können. Die Ostseite des Ei-
lands ist bekanntlich durch die Klippen gesichert, die sich
bis zu den ersten Bermudas-Inseln hin ausdehnen.
Gegen 9 Uhr wage ich es, meine Zelle zu verlassen. Es
wird niemand auf mich achten, und vielleicht gelingt es mir,
in den Gang zu schlüpfen, das Ufer zu erreichen und mich
hinter einem Felsblock zu
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