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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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als falsch herausgestellt.«
    Hayes verbarg weiter seinen Blick, doch sein Interesse erwachte schlagartig. »Inwiefern?«
    »Nun, sein Sohn. Medina hatte gar keine Kinder.«
    »Wer sagt das?«
    »Franklin Vinay, der stellvertretende Direktor der CIA. Ich bin sicher, daß er es wissen muß.«
    Hayes fühlte, wie ihn vom Kopf bis zu den Zehen ein kalter Schauder durchrieselte. Selbst sein Blut schien zu erstarren. »Sie haben Vinay nach Medina gefragt?«
    »Ich wollte herausfinden, was sie wissen. In meiner Position ist es ganz normal, daß ich über solche Dinge Bescheid weiß und Erkundigungen darüber einziehe.«
    Nach Medinas Sohn zu fragen, dessen Existenz und Aktivitäten derart geheim waren, daß sein Name in keiner Personalakte zu finden war, war alles andere als normal. Auf eine derartige Erkundigung von seiten des Senators würde Vinay reagieren. Zunächst einmal würde er vor allem bestreiten, daß Medina irgendwelche Kinder gehabt hatte. Dann würde er mit Sicherheit versuchen herauszufinden, wo der Senator diese Information herhatte. Er würde zuerst in seinem eigenen Büro nach einem Leck suchen, wenn das zu keinem Ergebnis führte, würde er sich die andere Seite der Gleichung vorknöpfen und sich fragen, wie der Senator überhaupt vom Tod Rick Medinas erfahren hatte. Ein Cop würde sagen, wer was weiß, der hat auch Dreck am Stecken; der Senator hatte eine breite Spur bis vor seine eigene Haustür gelegt.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er entdeckt werden würde. Nicht nur, daß der Senator Franklin Vinay hineingezogen hatte, er hatte auch die Aufmerksamkeit seines Sohnes auf sie gelenkt, und Hayes hatte genug über diese schattenhafte Gestalt erfahren, um zu wissen, daß die Jagd begonnen hatte. Das Beste, was er jetzt noch tun konnte, war, alle Spuren zu verwischen und unterzutauchen.
    »Ich kümmere mich persönlich um das Notizbuch«, log er ohne eine Spur von schlechtem Gewissen. Ein Mann, der dumm genug war, das Mißtrauen des stellvertretenden Direktors der CIA auf sich zu lenken, war kein Mann, für den man in aller Ruhe und sicher arbeiten konnte.
    »Tun Sie das«, sagte Senator Lake.
    Nachdem Hayes das Büro verlassen hatte, saß der Senator noch eine Zeitlang in Gedanken versunken da und trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er mochte diese persönlichen Zusammenkünfte mit Hayes nicht, aber dem Telefon traute er noch weniger. Sein Büro konnte er ja nach Wanzen absuchen lassen, aber wer wußte, ob Hayes nicht einen dieser kleinen Kassettenrecorder in der Tasche hatte und alles aufnahm, was zwischen ihnen gesprochen wurde?
    Hayes war irgendwie anders gewesen, gegen Ende. Er wußte, daß Hayes ihn unterschätzte; den Fehler machten eine Menge Leute. Tatsächlich förderte er manchmal bewußt diesen Eindruck, weil er für ihn von Vorteil war.
    Er hielt sich selbst nicht für einen bösen Menschen, obwohl es stimmte, daß ihn das Leben schon zu einigen harten Entscheidungen gezwungen hatte. Der Gedanke, der Whitlaw etwas antun zu müssen, gefiel ihm gar nicht, aber das Büchlein enthielt Informationen, die um keinen Preis an die Öffentlichkeit gelangen durften. Lieber sollte eine Person zahlen, als daß viele untergingen. Wenn sie ihm im Weg stand, mußte sie eben beseitigt werden.
    Und was Hayes betraf - der Senator kniff grübelnd die Augen zusammen. Dexter Whitlaw hatte ihm eine wichtige Lektion erteilt: Laß nie etwas unerledigt, eine Lektion, die ihm auch Raymond immer wieder vorgebetet hatte. Man würde sich um Hayes kümmern müssen. Vielleicht könnte er es so aussehen lassen, daß Hayes in den Diensten einer den USA feindlichen Regierung stand und daß Rick Medina ebenfalls in die Sache verwickelt gewesen war. Oder noch besser, daß Medina versucht hatte, Hayes zu stoppen. Schließlich hatte Franklin Vinay gesagt, Medina wäre ein Patriot gewesen. Ja, das klang viel besser, viel glaubwürdiger.
    Natürlich dürfte Hayes keinesfalls festgenommen und verhört werden. Nein, so leid es ihm tat, Mr. Hayes mußte sterben. Nichts durfte unerledigt bleiben. Natürlich würde er Mr. Hayes zuerst erlauben, Miss Whitlaw zu finden und sich um das Notizbuch zu kümmern; dann konnte er in Aktion treten.
    Er hatte sich in dieser Sache auf Hayes verlassen, doch nun mußte er zu anderen Mitteln greifen. Gott sei Dank hatte er Raymond. Diesmal würde er dafür sorgen, daß nichts unerledigt blieb.
    Es gab nichts an Frank Vinays Haus, das Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.

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