Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
vor dem blauen Gatter. In dem für das Viertel typischen Stil befand sich das Gatter zwischen zwei dicken Steinmauern, die den Innenhof vor neugierigen Blicken abschirmten. Die alten kreolischen Häuser waren alle um einen Innenhof herum angelegt worden, eine Bauweise, die sich weniger nach außen, also der Straße zuwandte, sondern mehr der Abgeschiedenheit eines Innenhofs oder Gartens. Lange, schmiedeeiserne Balkone erstreckten sich hoch über den Gehsteigen, jeweils zwei Stockwerke, wobei der obere Balkon ein Dach für den darunterliegenden bildete. Zwei hohe, zweiflügelige Türen mit eleganten weißen Läden wiesen auf die Balkone hinaus, und Shannon konnte ein paar Stühle und einen Tisch erkennen. Zwei buschige Farne hingen von der Brüstung.
    »Farne?« erkundigte sich Shannon ungläubig. Chastain war nämlich nicht verheiratet. Und Farne waren nicht normal für einen heterosexuellen Junggesellen.
    Chastain gluckste vergnügt. »Nur die Ruhe, Mann. Hab sie von einer früheren Freundin geschenkt gekriegt. Die Frauen mögen sie, also hab ich sie behalten. Machen nicht viel Mühe. Bloß ein bißchen Wasser hie und da.«
    Shannons Mama besaß ebenfalls Farne, also wußte er, daß sie mehr brauchten als gelegentlich etwas Wasser. Er mußte ein wenig grinsen, als er sich eine lange Parade von Frauen vorstellte, die Chastains Farne in Schuß hielten, die sie düngten, beschnitten und wässerten. Vielleicht sollte er sich auch ein paar Farne zulegen.
    »Wie wär’s mit einem Kaffee?« erkundigte sich Chastain. »Oder bist du auf dem Heimweg?«
    »Nö, das hat jetzt keinen Sinn mehr. Kaffee klingt nicht schlecht.«
    »Dann komm rein.«
    Ein wenig überrascht über die Einladung, stieg Shannon aus dem Wagen. Es freute ihn, noch ein wenig mit Chastain über dem Fall brüten zu können. Dieser schloß das Gatter auf, und sie traten in einen engen Gang aus Ziegelwänden. Eine einzelne Glühbirne erhellte schwach ihren Weg. Der Gang öffnete sich auf einen weiten Hinterhof, und in der schwachen Dämmerung glaubte Shannon eine dichte Bepflanzung zu erkennen, deren Duft ihm süß entgegenschlug.
    Chastain wandte sich nach rechts und stieg eine Treppe hinauf. »Ich hab das Haus in vier Apartments umbauen lassen«, erklärte er. »Nur so konnte ich es mir leisten, es zu behalten. Hier ist meins.«
    Als sie die obere Brüstung erreichten, schloß er eine Tür auf und langte nach innen, um das Licht anzuknipsen. Dann wies er Shannon mit einem Wink an, ihm zu folgen.
    Shannon blickte sich mit großem Interesse um. Die Decken waren ziemlich hoch, mindestens dreieinhalb Meter, die Fußböden bestanden aus Parkett, auf dem hie und da ein kleiner Teppich lag. Von der Mitte der Zimmerdecke hing ein großer, sich drehender Ventilator. Die meisten Möbel waren so alt und abgewetzt, daß Shannon zu der Ansicht kam, sie mußten noch von Chastains Großmutter stammen, wenn auch hie und da ein paar neue Stücke darunter waren. Es war im großen und ganzen recht sauber und ordentlich, bis auf ein paar Zeitschriften, die neben einem bequemen Sessel auf dem Boden lagen, ein paar verstreuten Büchern und einer Kaffeetasse, die auf einem Lampentischchen stehengeblieben war.
    »Was, kein Fernseher?« Es war Shannon so rausgerutscht.
    »Im Wohnzimmerschrank.« Chastain wies mit einer Kopfbewegung auf das riesige Möbel. »Meine Großmutter hat sich leidenschaftlich gerne Serien angesehen, wollte aber nicht, daß ihre Freundinnen sahen, daß sie auch einen Fernseher hatte. Die Küche ist dort.«
    Er ging voran, an einer links liegenden Eßecke vorbei, und schob dann zwei Schiebetürflügel zurück, die zur Küche führten. Es war ein quadratischer, sehr funktionaler Raum und überraschend normal. Herd, Kühlschrank, Mikrowelle, Toaster, Kaffeemaschine - Shannon hatte irgendwie einen Küchencomputer oder etwas Ähnliches erwartet, denn Chastain kam ihm wie ein Mann vor, der gutes Essen zu schätzen wußte und mit der modernsten Ausrüstung aufwarten würde, damit seine Freundinnen all seine Lieblingsspeisen zubereiten konnten. Ein kleiner Holztisch mit zwei Stühlen stand an einer Wand.
    Chastain löffelte Kaffee in den Filterbeutel, fügte Wasser hinzu und schaltete dann die Maschine an. »Fühl dich wie zu Hause«, sagte er. »Ich bin wieder da, bevor der Kaffee fertig ist. Hast du Hunger?«
    »Könnt schon was vertragen.«
    »Da ist was Süßes im Gefrierfach. Wirf einfach zwei von den Dingern in den Toaster.«
    Einen Augenblick später hörte

Weitere Kostenlose Bücher