Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
zurück, wo er es weggenommen hatte.
    Überall standen gerahmte Fotos herum, auf einigen davon war ein lächelndes junges Paar zu sehen. Er nahm an, daß die hübsche kleine Blonde auf den Bildern Miss Whitlaw war. Nun, gegen die als Krankenschwester hätte er nichts einzuwenden, besonders wenn sie ihm auf dem Schoß saß wie diesem grinsenden Idioten auf einem der Fotos. Der grinsende Idiot war auch auf den anderen Fotos zu finden, also war er offenbar der Mann der Stunde.
    Im Schlafzimmer fand er Männersachen und im Badezimmer Rasierzeug. Er schnalzte mit der Zunge. Miss Karen lebte offenbar mit einem Kerl zusammen, oder zumindest kam der Typ so oft vorbei, daß er ein paar Sachen von sich deponierte. Vielleicht hatte sie ihn ja sogar kürzlich geheiratet, war im Telefonbuch jedoch noch unter ihrem alten Namen aufgeführt.
    Das Häuschen war nicht groß, und er arbeitete ziemlich effizient. Innerhalb von zwei Stunden hatte er alles gründlich durchsucht, doch das Buch war nicht da, außer sie hatte es wirklich clever versteckt, zum Beispiel unter dem Haus oder in der Decke. Er fand die Falltür zum Speicher und streckte kurz den Kopf hinein, doch dort oben war es finster und ziemlich staubig - und außerdem fast vierzig Grad heiß. Unter dem Haus rumzukriechen hatte er ebenfalls keine Lust; das war ohnehin kein gutes Versteck, dafür war es viel zu feucht. Die Feuchtigkeit würde alles über kurz oder lang ruinieren.
    Er war sicher, daß sich das Büchlein nicht hier befand, aber Hayes Order lautete, das Haus anzuzünden, falls er das Gesuchte nicht fand. Er zuckte mit den Schultern. Befehl war Befehl und Hayes nun mal ein vorsichtiger Mann. Also machte sich Carl an die Ausführung dieses Befehls.
    Seiner Ansicht nach war die beste Methode, ein Haus abzubrennen, ein Speiseölfeuer in der Küche; keine verdächtigen Hilfsmittelchen wie Petroleum, alles geschah ganz von allein und sah immer aus wie ein Unfall. Ein Feuer in der Küche war schließlich nichts Ungewöhnliches, das geschah fast jeden Tag irgendwo.
    Leise vor sich hinpfeifend, machte er sich an die Arbeit. Gott segne Miss Whitlaw, da stand ja noch eine Pfanne auf dem Herd, vom Frühstück, als sie Speck gebraten hatte. Ein Geschirrtuch um die Hand gewickelt, schaltete er den Gasherd an und stellte die Pfanne auf die brennende Kochstelle, dann legte er das Geschirrtuch daneben, daß es sofort Feuer fangen würde, wenn sich das Fett entzündete. Er schloß eine Wette mit sich ab und öffnete die Tür des
    Küchenschränkchens, das dem Herd am nächsten stand. Yep, da waren sie, die Fläschchen und Sprays mit Öl und Reinigungsmitteln, genau dort, wo es am heißesten war und sie am leichtesten Feuer fangen konnten. Leichter hätte sie es ihm gar nicht machen können.
    Da er ein Profi war, ging er nicht eher, als bis er sicher wußte, daß sein Job erledigt war. Während er darauf wartete, daß sich das Fett in der Pfanne entzündete, nahm er eine Batterie aus dem Rauchmelder, drehte sie um und steckte sie verkehrt wieder hinein. Er haßte das schrille Pfeifen dieser Dinger.
    Mittlerweile war die Küche schon von dicken Rauchschwaden erfüllt. Er öffnete sämtliche Türen im Haus, damit das Feuer viel Sauerstoff bekam und sich schneller ausbreiten konnte. Er brannte das Häuschen nicht gerne nieder; ja, er bedauerte sogar, der hübschen kleinen Blondine weh tun zu müssen. Es würde sie schmerzen, all ihre Fotos und Sachen zu verlieren. Aber ein Job war nun mal ein Job, es war nichts Persönliches.
    Tief geduckt, um dem mörderischen Rauch zu entgehen, wartete er, bis sich das Fett in der Pfanne mit einem lauten Zischen entzündete. Das Geschirrtuch fing sofort Feuer, und hohe Flammenzungen leckten am Küchenschränkchen. Carl verließ rasch das Haus und machte sich mit derselben Vorsicht wie auf dem Hinweg auf den Rückweg zum Auto. Gelegentlich warf er einen Blick zurück und wurde alsbald mit dem Aufsteigen einer dicken schwarzen Rauchwolke belohnt, was bedeutete, daß entweder eine Wand oder das Dach Feuer gefangen hatte. Die Versuchung war groß, noch einmal vorbeizufahren, um zu sehen, ob das Haus auch wirklich den Flammen zum Opfer fiel, aber das wäre ein schwerer Fehler gewesen, wie er sehr wohl wußte. Kehr nie an den Tatort zurück. So alt wie das Haus war, und da er sämtliche Zimmertüren geöffnet hatte, würde sich das Feuer so rasch ausbreiten, daß nichts mehr zu retten wäre.
    Er sah auf die Uhr, als er die ersten Sirenen in der Ferne

Weitere Kostenlose Bücher