Vor Jahr und Tag
sie empfand. Er hätte alles mit ihr machen können.
Er glitt an ihrem Körper entlang nach unten und preßte seinen Mund an sie, eine so zärtliche und intime Geste, daß sie geweint hätte, wenn die Sehnsucht sie nicht wieder in ihre unnachgiebigen Klauen genommen hätte, beharrlich und pochend. Er bestieg sie. »Diesmal nehme ich dich hart ran«, sagte er und tat es, verfolgte rücksichtslos seine eigene Lust, aber führte auch sie zum Höhepunkt. Karen glaubte in Ohnmacht fallen zu müssen, so intensiv war ihr Orgasmus. Sie krallte sich an seine verschwitzten Flanken und überließ sich ihm mit Leib und Seele. Diese dunkle, regnerische Liebesnacht in New Orleans war so erotisch, so hemmungslos, wie sie es sich in ihren wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können, und sie wünschte, sie würde niemals enden.
Diesmal schlief auch er ein, sie fest umschlungen haltend, so daß ihre schweißnassen Körper zusammenklebten.
Die Nacht erschien endlos. Als sie erneut erwachte, hörte sie noch immer das Prasseln des Regens in der schwarzen Dunkelheit, spürte die feuchte Luft und die kühle Brise. Sie konnte nirgends einen Wecker sehen und hätte sowieso nicht hingeguckt, selbst wenn einer dagewesen wäre. Sie beschrieb einen Pfad von Küssen über seinen Körper, und als sie seine Lenden erreichte, war er wach und erigiert und stöhnte. Sie küßte seinen Schaft, leckte über seine ganze Länge und spürte, wie er noch mehr wuchs, bevor sie ihn ganz in ihren Mund nahm. Auch sie konnte ihn quälen, so wie er es vorhin mit ihr gemacht hatte, und sie wollte, daß er es ebenso genoß wie sie.
Sie wußte nicht mehr, wie oft sie sich in jener Nacht liebten. Sie war wie benebelt, ihr Körper ihm vollkommen ergeben. Als sie schließlich so erschöpft war, daß sie einfach nicht mehr reagieren konnte, nahm er sie zärtlich in seine Arme, hauchte einen Kuß auf ihre Stirn und sagte mit seiner tiefen, warmen Honigstimme: »Schlaf jetzt, Darling«, und es war, als müsse sie diese Worte nur hören, um ihr Bewußtsein loszulassen und in einen tiefen Schlaf zu versinken.
10
Hayes war ein äußerst vorsichtiger Mann. Er heuerte kompetente Leute an, aber wenn ihm jemand sagte, daß ein Job erledigt sei, nahm er es noch lange nicht für selbstverständlich hin, daß der Job tatsächlich zu seiner Zufriedenheit erledigt worden war.
Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer alles noch einmal nachzuprüfen. Seine Vorsicht zahlte sich aus, da er auf diese Weise Fehler und Irritationen entdeckte, bevor sie sich zu größeren Problemen ausweiteten. Die Leute, die für ihn arbeiteten, hielten ihn für eine Nervensäge, aber die Leute, für die er arbeitete, waren ihm ewig dankbar für seine Pingeligkeit.
Als Clancy anrief und ihm von der erfolgreichen Erledigung seines Auftrags berichtete, glaubte ihm Hayes; Clancy war ein verdammt guter Mann. Dennoch setzte er sich noch mit einem anderen Kontaktmann in Verbindung, weil er eine Kopie des Polizeiberichts vom Hausbrand sowie die diesbezüglichen Zeitungsartikel haben wollte. Alles wurde ihm über eine private Faxleitung zugesandt, die sich nicht zurückverfolgen ließ. Er kannte sich mit Computern aus, sein Vertrauen setzte er jedoch auf ältere Technologien, denn Sicherheit ging ihm über alles. Bei Computern wußte man nie, welchem Heini in Hoboken oder einem sonstigen Kaff es einfiel, einen Blick in seine Daten zu riskieren.
Sein örtlicher Kontaktmann rief am nächsten Tag zurück. »Ich kann nichts finden über einen Hausbrand bei einer Karen Whitlaw«, sagte er. »Es gab zwar einen Brand, aber das Haus gehörte einem Ehepaar namens Hoerske.«
Hayes fluchte. Es paßte gar nicht zu Clancy, das falsche
Haus niederzubrennen. »Tu mir einen Gefallen«, sagte er, »schau ins Telefonbuch, und sieh nach, welche Adresse Karen Whitlaw hat.«
»Okay. Dauert nur ’ne Minute.« Er hörte, wie ein Buch aufgeschlagen und darin herumgeblättert wurde. »Whitefield - Whitfield - Whitlaw. Da gibt’s keine Karen Whitlaw, nur jemand namens K.S. Whitlaw.«
»Wart einen Moment.« Hayes warf einen Blick in die Akte, die er über Dexter Whitlaws Frau und Tochter besaß. Der Mittelname der Tochter lautete Simone. »Das ist sie.«
»Okay. Die Adresse ist - Teufel, die Adresse ist dieselbe wie das Haus der Hoerskes.«
Hayes merkte, daß er allmählich Kopfschmerzen bekam. Er drückte den Ansatz seines Nasenrückens mit zwei Fingern. »Fax mir alles rüber.«
»Geht klar.«
Zwanzig
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