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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hemd wieder zu. »Charlie ist hemmungslos und Millionär; er
pflegt so oder so das zu bekommen, was er haben will. Ich habe keine Angst vor
ihm, weil ich mit jedem seiner gezähmten Muskelprotzen, die er vorbeischickt,
fertig werden kann. Aber ich bin schließlich selber ein großer Muskelprotz, der
keine Hemmungen hat, unfair zu kämpfen.«
    »Ich habe nicht gefragt, warum
die meisten Leute Angst vor Charlie Stern haben; ich habe gefragt, warum Alsop
ihn fürchtet, verdammt noch mal!« fauchte ich.
    »Iwan hat den Gegebenheiten des
Daseins gegenüber eine entsetzlich britische Einstellung, mein Lieber. Zum
Beispiel die, daß man seine kleinen Eigenheiten für sich selber behält und
außerhalb der Zelluloidfamilie nicht darüber spricht. Daher seine Nervosität
gegenüber Charlie Stern. Iwan glaubt, daß Charlie, sofern er sich je mit ihm überwerfen
sollte, dafür sorgen würde, daß die ganze Welt Einzelheiten über Iwans
Sexualleben erführe. Bei mir würde das niemals ziehen, weil es mir komplett
egal ist, wer darüber Bescheid weiß.« Er runzelte leicht die Stirn. »Aber das
stimmt jetzt nicht mehr ganz, was? Im Augenblick mache ich mir sogar gewaltiges
Kopfzerbrechen darüber und bin im Begriff, im Büro meiner Agentin zu sitzen und
mich höflich mit den Leuten hinter den Kulissen zu unterhalten. Den Teufel
werde ich tun!«
    Er nahm den Telefonhörer ab und
wählte eine Nummer. »Stella, Darling«, schnurrte er fünf Sekunden später, »hier
ist Leonard der Liebenswerte, Ihr Lieblingsklient. Ich habe, was unsere
Verabredung in Ihrem Büro anbelangt, meine Meinung geändert. Sagen Sie den
Leuten, sie können mich kreuzweise...« Er hörte geduldig der Tirade der
weiblichen Stimme am anderen Ende der Leitung zu und schnurrte dann weiter:
»All meine guten Gedanken begleiten Sie, Darling. Wenn die Burschen mich nicht
haben wollen, dann sollen Sie’s bleiben lassen.« Er legte auf, lächelte
beglückt, knöpfte sein Hemd wieder auf und begann sich erneut zu kratzen.
»Jetzt fühle ich mich wesentlich besser. Ich meine, wozu auch? Mit Sicherheit
drehen Sie den Film irgendwo mitten in einer großen Wüste. Wer mag schon zwei
Monate lang in einem dicken Nachthemd schwitzen und ewig Sand zwischen den
Beinen haben?«
    »Ganz recht.« Ich nickte
anerkennend. »Überlassen Sie das ruhig Iwan Alsop.«
    »Es gibt Zeiten«, brummte er,
»in denen ich den Eindruck habe, Sie seien ein noch niederträchtigerer Hund,
als ich bisher geglaubt habe. Ich habe jetzt einen freien Nachmittag vor mir.
Haben Sie Lust, hierzubleiben und gegen meine Martinis Beleidigungen
einzutauschen?«
    »Und meinen Ruf aufs Spiel
setzen?« Ich blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Was werden die
Nachbarn sagen?«
    »Dasselbe wie bisher auch. Da
geht dieser Schwule, Holman — was sonst?«
    »Mir schiene angebracht, zu
sagen, ich müßte meinen Nasenlängenvorsprung vor Lieutenant Altchek halten,
aber sie würden mir ebensowenig glauben, daß ich ihm
überhaupt eine Nasenlänge voraus bin, wie ich selber. Trotzdem sollte ich
vielleicht ein bißchen in Trab bleiben, weil ich nicht möchte, daß er mich
gerade in diesem Augenblick einholt.«
    »Das ist Holman, wie er leibt und
lebt! Eine Pistole in jeder Gesäßtasche, ein kühles Lächeln auf den Lippen und
um seines ehren- und liebenswerten Auftraggebers Leonard Reid willen den
unmöglichsten Situationen ins Gesicht sehend.«
    »Sie sind ein Kater in einem
Haus voller Katzen, und im Dunkeln sehen sie alle gleich grau aus«, sagte ich.
»Hier und dort fehlt ein bißchen Pelz, weil sie immer in Hinterhöfen
herumstrolchen und in Mülltonnen kriechen; aber bisher haben sie noch nie Angst
davor gehabt, den Mond anzumiauen. Dieses kleine Bravourstück in Tapferkeit,
das Sie eben am Telefon mit Ihrer Agentin gespielt haben, bedeutet überhaupt
nichts. Wie hoch steht Ihnen denn in Wirklichkeit das Wasser, liebenswerter
Leonard?«
    »Bis ungefähr Hüfthöhe, wenn
Sie’s genau wissen müssen«, sagte er mit offensichtlichem Zögern. »Ich fühle
mich so, als drehte ich einen Film. Klar, es gibt ein Drehbuch, und ich halte
mich daran, ohne eine Zeile zu schmeißen, aber niemand hat mir bis jetzt ein
Muster der Aufnahmen gezeigt. Und ich habe das nervöse Empfinden, als ob der
Höhepunkt der Sache sich näherte. Bin ich am Ende ein besiegter Held oder ein
ausgerotteter Schurke? Den Drehbuchautor kann ich nicht fragen, weil ich nicht
einmal weiß, wer er ist. Alles, was mir noch bleibt, ist der

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