Vor meinen Augen
sahen die Regentropfen in Rosa-Leighs Haar aus wie Glassplitter. Schließlich wurde uns so kalt, dass wir uns gegenseitig vom Boden hochzogen und weiter nach Hause liefen.
Mittwoch, 1. März
Mum ging heute Abend zu irgendeiner Selbsthilfegruppe, der sie plötzlich beitreten wollte, und lächelte mich an, als müsste ich mich darüber freuen. Ich habe ihr immer noch nicht verziehen, dass sie mich kürzlich so angeschrien hat, also sagte ich nichts, aber ich war überrascht.
Nachdem ich mit Rosa-Leigh über Mums Sammlung geredet hatte, wollte ich einen Blick darauf werfen, sobald sie gegangen war. Ich öffnete die Tür zu ihrem Büro. Sonst hatte sie immer ihre Arbeiten als Innenarchitektin auf dem Schreibtisch, aber jetzt hatte ihre Sammlung den größten Teil des Zimmers übernommen. Ich konnte vor lauter Kram nicht einmal mehr den Schreibtisch sehen. Ich schwöre, da war vorher nicht so viel Zeug. Das Zimmer ist TOTAL voll. Es ist das reinste Chaos. Überall liegen abgerissene Kleidungsfetzen. Ein Teddybär mit einem Auge sitzt auf dem Boden und ein Glas voller Münzen steht auf ihrem Stuhl. Mum dreht anscheinend völlig durch.
Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, was die Haywoods gesagt haben. Sie meinten, wir sollten eine Weile bei ihnen wohnen. Ich weiß nicht, ob das Mum helfen würde. Muss ich mir ihretwegen Sorgen machen? Vielleicht sollte ich den Haywoods erzählen, dass ihre Sammlung außer Kontrolle gerät. Ich schloss die Tür hinter mir und beeilte mich, nach unten ins Wohnzimmer zu kommen.
Beim Fernsehen auf dem Sofa schlief ich ein. Ich träumte, ich sei an einem kleinen dunklen Ort und ein Feuer käme näher und näher, doch ich konnte nicht entkommen. Schweißüberströmt wachte ich auf.
Mum war noch nicht zu Hause. Ich ging die Treppe hinauf in mein Zimmer. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. Ich muss mich dazu bringen, an nichts mehr zu denken. Wenn ich nur wüsste, wie ich das machen soll. Zumindest fangen morgen unsere Winterferien an. Zur Schule zu gehen würde ich auch nicht mehr schaffen.
5 Die Hexen des Sonnenlichts
Freitag, 3. März
Abigail rief an und erzählte mir, dass Dan SIE gestern Abend angerufen hat. Sie war so aufgeregt und sprudelte alles heraus. Ich bin zu deprimiert, um zu schreiben. Und EIFERSÜCHTIG. Warum hat er sie angerufen und nicht mich? Obwohl er nur angerufen hat, um ihr Bescheid zu geben, dass er nicht zu ihrer Party käme, also ist das so gesehen vielleicht doch eine gute Nachricht, oder?
Ich gehe nachher zu Abis Geburtstagsfeier und bleibe über Nacht. Wahrscheinlich muss ich mir den ganzen Abend anhören, wie toll sie ihn findet.
Abi umarmte mich heftig, als ich ankam und zog mich mit nach oben in ihr Zimmer. Flüsternd erzählte sie, dass ihre Mum getrunken hätte. »Obwohl sie mir versprochen hat, dass sie weggeht, liegt sie in ihrem Bett und schläft.«
»Alles okay mit dir?«
Sie zog ein Gesicht und sagte: »Klar doch. Was willst du denn heute Abend anziehen? Willst du meine schwarze Jeans?«
Ich sah ihre Klamotten durch und hörte ihr zu, während sie alles Mögliche erzählte. Ich probierte ihre Jeans an, aber ich fand, dass sie an mir nicht so gut aussah, also zog ich sie wieder aus und meine eigene an. Abi rauchte und die Luft in ihrem Zimmer wurde immer dicker. Sie sagte dauernd, wie dünn ich sei und wie toll ich aussähe. Irgendwann sah ich sie mit hochgezogenen Brauen an, damit sie aufhörte.
Sie sagte: »Was denn?«, aber sie hörte auf. Sie schminkte sich viel stärker als sonst. Es klingelte, und Zara kam. Ich war überrascht, denn es war noch zeitig, und Zara kommt sonst immer zu spät. Sie trug einen schwarzen Hut und ein unglaublich tolles lila Kleid, in dem jede andere overdressed aussehen würde. Ich wünschte, ich könnte Hüte tragen und cool aussehen, aber das funktioniert leider nicht.
Also, Zara kam rein und sagte: »Ich musste früher kommen, weil ich es im Haus nicht mehr aushalten konnte. Meine Mum ist total durchgedreht.«
Ich wollte schon sagen, dass sie es mal mit meiner versuchen sollte, wenn sie meinte, ihre Mum sei durchgedreht, aber ich sagte gar nichts.
Sie nahm eine Zigarette aus Abis Päckchen, zündete sie an (anscheinend raucht sie jetzt) und erzählte dann: »Meine Mum hat mich und Alec erwischt« – sie sind wieder zusammen, sie hat ihm verziehen –, »und zwar im Bett.« Sie blies den Rauch aus. »Sie ist total ausgerastet.«
Ich war froh, dass ich nichts gesagt
Weitere Kostenlose Bücher