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Vor meinen Augen

Vor meinen Augen

Titel: Vor meinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Kuipers
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hatte, denn Zara meinte offensichtlich durchgedreht wütend, nicht durchgedreht durchgedreht , wie eine Verrückte. Dann erzählte sie ewig, was sie alles mit Alec gemacht hatte. Einerseits wollte ich, dass sie aufhört, andererseits wollte ich mehr hören. Alle haben es schon getan, AUSSER MIR – selbst Abigail, aber früher sagte sie immer, es täte ihr leid, dass sie es getan hatte. Jetzt tut sie so, als wüsste sie ALLES. Sie tauschte diese wissenden Blicke mit Zara aus.
    Zara fragte: »Wo ist Megan?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Abi antwortete: »Sie kommt schon noch.« Sie lächelte Zara an. Weil ich mich irgendwie ausgeschlossen fühlte, ignorierte ich sie. Dann setzte Abi es sich in den Kopf, noch Cupcakes für die Party zu machen. Zara und ich wollten nicht, nach dem Motto: »Wir sind doch nicht im Kindergarten«, aber Abi bestand darauf. Dann änderte Zara ihre Meinung und fand doch, dass es eine gute Idee war (was mich überraschte, weil sie normalerweise so cool und unnahbar ist), also gingen wir nach unten. Wir rührten eine Teigmischung an, machten kleine Kuchen und schoben sie in den Ofen. Es war irgendwie lustig, aber bis sie soweit waren, dass wir sie glasieren konnten, hatten wir schon einige Drinks. Schließlich war ich es, die alle Cupcakes glasieren musste, denn Zara und Abigail gingen nach draußen, um Pot zu rauchen. Ich fühlte mich schon ziemlich beschwipst und wollte nicht auch noch bekifft werden. Stattdessen goss ich mir noch einen Wodka ein. Megan kam herein. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie gekommen war. Sie sagte: »Ihr habt Cupcakes gemacht.«
    Ich nickte.
    Sie sagte: »Gott, ich wünschte, ich könnte einen essen.«
    Ich sagte: »Nimm dir doch einen. Ich weiß aber nicht, ob die Glasur schon trocken ist.«
    Megan schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf ihren Bauch. »Lieber nicht.«
    Ich trug die restliche neongelbe Glasur auf und verzierte alles mit Zuckerstreuseln. Die ersten Leute kamen, aber keiner aß von den Kuchen, also war alles Zeitverschwendung gewesen. Ich geriet in eine Unterhaltung mit Zara, was sonst praktisch nie passiert, sie redete über Jungs – große Überraschung! – und war mitten in einer Geschichte über Alec, als ihr Handy klingelte.
    Ich ging nach draußen. Da waren einige Jungs, die einen Joint rauchten, und ich stellte mich dazu, lehnte aber ab, als sie ihn an mich weiterreichten, denn ich fühlte mich immer noch zu betrunken. Einen Moment lang wünschte ich, Dan wäre da. Ich dachte an seine blauen Augen und sein Lächeln. Draußen war es eiskalt, also ging ich wieder ins Haus und sah, dass drinnen auch ein paar Jungs Pot rauchten.
    Ich machte mich auf die Suche nach Abigail, um es ihr zu sagen. Ihre Mum ist zwar ziemlich locker – oder es ist ihr egal –, aber sie wird nie jemanden IM Haus Pot rauchen lassen. Gerade, als ich Abigail gefunden hatte, tauchte ihre Mum oben an der Treppe auf, sie sah noch ganz verschlafen und wacklig aus. Sie war früher Balletttänzerin und ist sehr elegant und dünn. Normalerweise trägt sie ihr schwarzes Haar in einem Knoten, aber weil sie geschlafen hatte, war es offen und kraus und stand auf einer Seite ab. Ihr roter Lippenstift war verschmiert. Sie schrie los: »Raus! Alle raus hier! Ich kann Marihuana riechen. Abigail, schaff sie raus!« Es wäre lustig gewesen, wenn es im Fernsehen gekommen wäre, aber es passierte wirklich. Alle starrten sie an.
    Abigail schrie ihre Mum an: »Wie kannst du mir das an meinem Geburtstag antun?«, und fing an zu weinen.
    »Das hier ist keine Drogenhöhle, das ist mein Zuhause!«, schrie Abis Mum. Die Muskeln an ihrem mageren Hals waren angespannt und ihr Schlüsselbein stach scharf und wütend hervor.
    Dann schrien sich Abi und ihre Mum gegenseitig an. Die Leute verließen das Haus wie Ratten das sinkende Schiff. Es war niemand mehr da, nicht Zara und nicht einmal Megan. Ich stand da, unsicher, was ich tun sollte. Abi drehte sich zu mir und sagte: »Bitte geh jetzt. Ich will dich nicht hier haben. Das Ganze ist so peinlich.«
    Ich spürte Tränen in meine Augen steigen und drehte mich weg, bevor sie sie sehen konnte. Ich nahm meinen Mantel, aber dann fasste sie meinen Arm und sagte: »Tut mir leid. Bitte bleib doch. Ich brauch deine Hilfe.« Sie deutete auf ihre Mum, die jetzt zusammengesunken auf der untersten Treppenstufe saß. Wir brachten sie hoch ins Bett, und das war so, als ob man ein Fohlen führt, das noch unsicher ist und immer über die eigenen langen

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