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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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diesen Leuten erlebt, um nicht zu wissen, daß sich die guten Absichten nicht immer mit den tatsächlichen Möglichkeiten deckten.
    Sie wußte, daß die Charltons zurückkehren würden. Aber wann, das stand in den Sternen.
    Sie hörte Stimmen.
    Männliche Stimmen.
    Ihr Gesicht hellte sich auf, während sie sagte: »Bon. Très bon.«
    Sehr angetan von der Feststellung, daß die Insel doch nicht so verlassen war, wie sie ursprünglich angenommen hatte, bewegte sich Colette energisch durch das Unterholz, gerade noch rechtzeitig genug, um Donald und Richard aus dem Wasser steigen zu sehen, die sich splitternackt auf dem Sand ausstreckten.
    Freundlich rief sie: »Allo!«
    Die einzige Antwort, die sie bekam, waren einige überraschte Ausrufe, wie auch der Anblick von zwei männlichen Wesen, die schleunigst hinter den nächsten Büschen verschwanden.
    »Bon jour«, sagte Colette, und schritt mit dem anziehendsten Lächeln der Welt auf das Gebüsch zu.
    Hinter dem Gebüsch beobachteten zwei völlig entsetzte Augenpaare das Geschehen.
    »Derr ißt nischt groß genug«, sagte Colette, »derrr Busch meine isch!«
    »Verschwinden Sie«, forderte ein ungekämmter, junger Mann, dessen Gesicht ihr irgendwie bekannt vorkam. Der andere Mann blinzelte jämmerlich. Ohne seine Brille war Richard Widderby sehr, sehr kurzsichtig. Er konnte zwar klar und deutlich mit steigendem Entsetzen erkennen, daß es sich bei dem Geschöpf jenseits des Busches um ein weibliches Wesen handelte, aber ihr Gesicht verschwamm vor seinen Augen.
    Er sagte: »Bitte, gehen Sie«, schloß sich Donalds Stoßgebet verzweifelt an und warf einen flehentlichen und gequälten Blick über den Busch hinweg.
    Colette vergrub ihre Hände in den Taschen ihres Kleides.
    Angenehm überrascht erkundigte sie sich: »Ier, ißt das eine Platz fürr Nacktbaden?«
    Donald klagte: »Nein!«
    »Non, non«, sagte Richard Widderby. »Hier nicht. Würden Sie bitte verschwinden?«
    »Aha«, meinte Colette, »also nicht. Also kein - wie sagen Sie - Nudistenstrand?«
    Donald brüllte: »Nein, ist es nicht. Mein Freund und ich wollten lediglich schwimmen - ein Sprung in’s kühle Naß - nicht mehr. Wir wußten schließlich nicht, daß Sie hier herumspazierten! «
    Colette setzte ihren Vormarsch fort.
    Richard und Donald zogen sich zurück und brüllten auf. Schlehenbüsche sind ihrer vielen Dornen wegen berüchtigt. Diese Büsche produzieren solche Dornen in Massen und in einer ausgezeichneten Qualität.
    Donald holte tief Atem und hielt dann eine energische Ansprache, die in der Forderung gipfelte, Colette solle endlich aus der direkten Umgebung verschwinden.
    Sie zog diese Aufforderung in Erwägung.
    Der Vorschlag erschien ihr nicht sehr entgegenkommend, aber schließlich ... In ihren Geschichtsbüchern war das stolze Albion immer schon als perfide dargestellt worden. So drehte sie sich denn mit kaltem Stolz auf dem Absatz herum und zog sich langsam, sehr langsam zurück.
    »Nichts Besonderes hier«, murmelte sie vor sich hin. »Was denken die sich eigentlich, wer ich bin. Vielleicht schwachsinnig?«
    Je mehr sie darüber nachdachte, was Barbara und Adele ihr über Nacktbadestrände erzählt hatten - und wie streng die englischen Gesetze seien - um so mehr hatte sie den Eindruck, falsch unterrichtet worden zu sein. Wütend trat sie gegen einen Stein. Der Stein rollte über eine kleine Erhebung und fiel dann gegen etwas Hölzernes und Hohles. Sie schaute nach und klatschte hocherfreut in die Hände.
    Der gute Gott war also doch großzügig und einsichtig. In seiner Allwissenheit hatte er sie zu einem kleinen Boot geführt. Sie rutschte den Abhang hinunter und stieg in das Boot. Ein englisches Mädchen, das an die Unantastbarkeit privaten Eigentums glaubte, hätte zumindest gezögert. Nicht so Colette. Sie war eine Französin und dachte in diesen Dingen praktischer. Wenn ein Mädchen von wohlmeinenden Bekannten auf einer einsamen Insel ausgesetzt wird, dann braucht sie zu ihrer Rettung ein kleines Boot, und wenn der große Gott ein kleines Boot zur Verfügung stellt, dann nimmt ein kluges, französisches Mädchen dieses Geschenk des Himmels gern an. Jede andere Verhaltensweise wäre einer Beleidigung des Allmächtigen gleichgekommen, wie auch der heiligen Maria und aller anderen Heiligen.
    Colette löste das Bootstau und zog an dem Starter des Außenbordmotors. Dann entfernte sie sich glücklich von der unwirtlichen Insel. Sie kümmerte sich wenig um die beiden entsetzten jungen Männer,

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