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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Ganz gleich, welche Gründe die Stille hatte - weder ging ein Licht an, noch stand ein aufgebrachter Hauseigentümer mit einem Knüppel in der Hand in der Tür, bereit, jeden Moment drauflos zu dreschen.
    Donald flüsterte: »Kleider! Werden oben im Schlafzimmer sein. Komm, aber paß auf, wo du hintrittst.«
    Jämmerlich sagte Richard: »Ich kann nichts dafür. Ich habe meine Brille verloren. Kann überhaupt nichts sehen.«
    Donald fand die Tür und stieß sie auf. Er schlüpfte in ein stockfinsteres Zimmer und blieb zunächst einmal abwartend stehen.
    Das Zimmer war wirklich stockfinster.
    Es schien auch leer zu sein. Aber ein Instinkt warnte ihn. Er hatte das Gefühl, daß dieses Zimmer durchaus nicht leer war. Es war geheizt, und in der Dunkelheit konnte er den Schimmer einer Heizsonne ausmachen.
    Wie angewurzelt stand er da. Sein Puls raste. Verzweifelt versuchte er herauszufinden, was mit diesem unheimlichen Zimmer eigentlich los war. In der nächsten Sekunde wußte er es.
    Von einem Tisch in der Mitte des Zimmers hörte er tiefe, regelmäßige Atemzüge.
    Das waren nicht die Atemzüge einer Person, sondern mehrerer Leute. Und während sich 1 seine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten, merkte er zu seinem großen Entsetzen, daß sechs Augenpaare starr auf ihn gerichtet waren.
    Das alles spielte sich, wie gesagt, in weniger als einer Sekunde ab. Er stolperte zurück und trat auf Richards nackte Zehen.
    Mit einem herzzerreißenden Aufschrei sprang Richard hoch, ruderte hilflos mit den Armen und schaltete dabei das Licht ein.
    Der Rest ist Schweigen.
    Hier sollte man einen gnädigen Schleier über die Ereignisse fallen lassen, obwohl man zugeben muß, daß die beiden die wohl sensationellsten Erscheinungen jenes Abends darstellten, an dem Mrs. James Brown ihre allwöchentliche spiritistische Sitzung abhielt.

    Es stand fest, daß Colette Bicquet vor dem hohen Magistrat von Dymstable erscheinen mußte, um sich dort wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu verantworten. Das britische Gesetz ist eisern und unverrückbar. Ebenso fest stand, daß Adele und Bernie in erhebliche Schwierigkeiten mit Colettes Eltern geraten würden.
    Daß Colette dennoch nicht vor Gericht gestellt wurde oder Schlagzeilen für die englische Presse lieferte, hatte einen anderen Grund. Manchmal nämlich beginnen scheinbare Zufälle und wichtig aussehende Ereignisse plötzlich Zinsen zu tragen.
    Zufällig hielt sich der Polizeichef des Bezirkes im Polizeirevier auf, als Bernie in Begleitung des Gendarmen Brown eintrat. Zufällig war Bernie Mitglied des gleichen Golfklubs, dem der Polizeichef angehörte, und zufällig hatte er dem Polizeichef einmal ein paar wertvolle Tips gegeben.
    Seitdem hatte der hohe Herr seine Spielergebnisse wesentlich verbessert und ließ jedesmal im Nu den ganzen Golfplatz hinter sich. Denen, die Golf nicht mit religiöser Ehrfurcht betrachten, mag dies wenig Eindruck machen. Aber die Tatsachen sprachen für sich selbst. Der Polizeichef fiel Bernie um den Hals. Wenn
    Bernie wegen eines so geringfügigen Vergehens wie Mord angeklagt gewesen wäre, hätte er nicht gezögert, die Anklage niederzuschlagen. Jetzt lauschte er Bernie, der die haarsträubende Geschichte der durchstandenen Abenteuer zum Besten gab, und grinste. Er nickte zustimmend, als Bernie darauf hinwies, daß die arme Colette wohl kaum Zeit gehabt habe, sich den komplizierten Vorschriften des fremden Landes anzupassen. Er beruhigte Bernie, das Gericht würde die Anklage ohnehin wahrscheinlich gar nicht erheben. Dann steckte er die schriftliche Anzeige zu sich.
    »Schlechte Sache«, sagte er. »Scheint, wir haben hier zur Zeit die reinste Nudisten-Epidemie. Wenige Minuten, bevor Sie kamen, war ’ne aufgeregte ältere Dame hier, die beschwerte sich über zwei splitternackte junge Männer, die vor ihrem Haus herumgeturnt seien.«
    »Ach, wirklich?« erwiderte Bernie höflich.
    »Muß die verrückte moderne Zeit sein«, vermutete der Polizeichef. »Wir haben einen Polizisten hingeschickt, aber die beiden sind rechtzeitig entwischt.« Er fügte hinzu: »Einer der beiden fiel noch in den Fischteich, während sie quer über den Rasen flüchteten.«
    Die Macht einer Religion ist so groß, daß der Polizeichef Bernie persönlich zu der Zelle begleitete, in der Colette eingesperrt war. Er wartete höflich, während eine Polizistin die Kleider mitnahm, die Bernie gebracht hatte. Es handelte sich um die immer noch feuchten Ballerinahosen und die Bluse, und

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