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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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dann geleitete er die beiden zum Eingang des Reviers.
    Er stand unter der blauen Lampe, während er der schlanken Figur Colettes nachschaute, die in der Dunkelheit verschwand.
    »Hm«, meinte er zu dem wachhabenden Sergeanten. »Wer hat die Kleine geschnappt?«
    »Gendarm Brown, Sir«, antwortete der Sergeant diensteifrig.
    »Manche Leute haben einfach Glück«, sagte der Polizeichef und kehrte nachdenklich in sein Büro zurück.

    *

    Die drei attraktiven, jungen Damen, die die Brigade der Heilsarmee bildeten, waren in verschiedenen Teilen des Pfarrhauses untergebracht. Ihre Stunden der Entspannung verliefen ihrem Alter und ihren bisherigen Erfahrungen entsprechend. So kam es, daß die jüngste Tochter des Pfarrers in einer Mansarde schlief, während Anne ihr Zimmer im zweiten Stockwerk, direkt neben Jans Zimmer, hatte. Susan, die Älteste der drei, hatte ihr Zimmer im westlichen Teil des Hauses, ein Privileg, das ihr zugebilligt wurde, weil sie den Status eines arbeitenden Bürgers hatte.
    Sie ging später als ihre schulpflichtigen Schwestern zu Bett. Nachdem sie sich ausgezogen hatte, galt es noch, alle die Handlungen zu vollziehen, die etwas mit Gesichtspflege und Frisur zu tun haben.
    Sie saß vor einem Frisiertisch mit drei Spiegeln und bereitete sich auf das allabendliche Ritual vor. Zunächst betrachtete sie ihr Gesicht, als habe sie es nie zuvor gesehen. Sie überlegte, ob der Lidschatten ihr wohl stehen würde oder nicht. In diesem Augenblick schlug eine Handvoll Steinchen gegen ihr Fenster. »Es regnet«, sagte sie zu sich und stand auf, um das Fenster zu schließen. Die zweite Handvoll Steinchen traf sie. mitten ins Gesicht, und ihren Lippen entfuhr ein nicht gerade vornehmes Wort. »Sue«, hörte sie jemanden von unten verzweifelt flüstern.
    Sie lehnte sich aus dem Fenster ihres Zimmers und starrte hinunter auf zwei weißliche, silberne Wesen auf dem Rasen.
    Sie fragte: »Wer... wer ist da?«
    »Ich bin es... Donald!« kam eine sehr zögernde Antwort.
    Susan blinzelte angestrengt. Was zum Teufel, überlegte sie, tat Donald Erasmus Havelock-Dobson um zehn Uhr abends auf dem Rasen des Pfarrhauses? Es war doch schon viel zu spät, noch Tennis zu spielen?
    Donalds Stimme ertönte von unten: »Um Himmels willen, Weib, schleich nach unten und laß uns rein. Wir frieren erbärmlich. Und bring ein paar Hosen mit. Zwei Hosen.«
    »Warum?« fragte Susan erstaunt.
    Donald antwortete schlicht: »Weil wir keine anhaben. Auch zwei Handtücher brauchen wir, um uns trockenzureiben. Zwei
    Paar Schuhe, Socken, Hemden und all das Zeug. Aber zunächst, bitte, Hosen. Wir können niemandem in die Augen schauen, ohne wenigstens Hosen zu tragen.«
    Susan starrte angestrengt in die Dunkelheit. Man konnte nicht viel mehr als die beiden, weißen Kleckse da unten erkennen. Aus irgendeinem Grunde hatte sie das Gefühl, sie habe zwei männliche Wesen, bar jeder Kleidung, vor sich.
    Sie kicherte.
    Eine aufgebrachte Stimme ertönte: »Steh nicht herum und kichere. Wir frieren uns hier draußen zu Tode. Die halbe Polizei des Bezirks ist hinter uns her, auf dem Kriegspfad, und mein Freund hier ist auch noch in einen Fischteich gefallen.«
    Susan zog ihren Bademantel an und ging in Jans Zimmer, wo sie, ohne ihren schnarchenden Bruder aufzuwecken, zwei Krickethosen und Oberhemden aussuchte. Aus dem Badezimmer holte sie noch zwei Handtücher und stieg gemächlich zur Bibliothek ihres Vaters hinunter.
    Der Pfarrer blickte auf und runzelte die Stirn. Er war wieder bei seinem alten Freund, dem Abt der Abtei von Caversham, und legte keinen Wert darauf, von Töchtern in Negliges in seinen Betrachtungen gestört zu werden.
    Kurz und bündig sagte Susan: »Laß dich nicht stören, Dad. Ich übe gerade Barmherzigkeit. Zumindest hoffe ich, Barmherzigkeit zu üben.«
    Sie öffnete das Fenster des Arbeitszimmers und warf zwei Handtücher auf den Rasen.
    Mit beiden Ellbogen stützte sie sich auf den Sims des Fensterrahmens auf und beobachtete, wie sich zwei Gestalten aus der Dunkelheit lösten und gierig nach den Handtüchern griffen.
    »Mm«, meinte sie. »Weißt du, Dad, Donald macht Striptease eigentlich besser, als ich jemals geglaubt hätte.«
    »Wie bitte?« fragte Ehrwürden James Dennington.
    Nach einer kurzen Pause rief Susan: »Hier, Jungens. Zieht sie an, dann dürft ihr ’reinkommen, und wir plaudern ein wenig.«
    Sie nahm die Hosen von ihrem Arm und warf sie aus dem Fenster. Erst die eine, dann die andere, und dann, schnell

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