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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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zu sein, den völligen Ruin vor Augen, wenn man an die zu erwartende Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses dachte, war ein Schlag, der selbst einen Mann mit Nerven wie Drahtseilen völlig erledigt hätte. Wenn man ihn so erwischt hätte, wäre seine Chance, als Kandidat für den Wahlkreis Dymstable aufgestellt zu werden, gleich Null gewesen. Und zwar für immer. Richard hatte das Fegfeuer hinter sich.
    Heute, am Tage danach, saß er am Steuer eines alten Autos und sang, pfiff und lächelte.
    Er war mit sich und der Welt zufrieden.
    Gerade kam er von einer Sitzung, in deren Verlauf er als Kandidat der Konservativen Partei für den Wahlkreis Dymstable nominiert worden war.
    Er war glücklich und voller Vertrauen - er ließ alle Gedanken an die entsetzlichen Ereignisse des Vortags hinter sich. Er pfiff, er summte, er strahlte hinter den dicken Gläsern seiner Brille.
    Er gab Gas, bog in eine Nebenstraße ein und sah vor sich eine einsame Figur, die verzweifelt versuchte, einen Fahrradreifen aufzupumpen.
    Er bremste.
    Er stieg aus seinem Wagen aus.
    Er ging auf diese Figur zu, voll guten Willens, seinen Mitmenschen zu helfen.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« fragte er freundlich.
    Colette schaute voller Kummer auf.
    »Derr Reifen«, zeigte sie. »Taucht überraupt nischts.«
    Hübsches Mädchen, dachte Richard Widderby, und dazu noch Französin! Daß er sie nicht auf der Stelle ansprang und in Stücke riß, wie er gestern geschworen hatte, lag daran, daß er jetzt seine Brille trug und dieses Mädchen nicht im geringsten mit der Hexe von der Insel in Verbindung brachte. Da hatte er nur verschwommen ein weibliches Gesicht erkennen können, und er hatte immer noch die feste Absicht, dieses Gesicht zu zerschlagen, sollte er ihm jemals in den Straßen der Stadt begegnen.
    Auf französisch sagte er: »Ich fürchte, der Schlauch ist undicht.«
    Colette starrte ihn an, sie schnappte nach Luft und öffnete den Mund vor Vergnügen.
    Begeistert fragte sie: »Sie sprechen Französisch?«
    Bescheiden erwiderte Richard: »Ein wenig.«
    Eine Lüge. Da er in Frankreich erzogen worden war, sprach er Französisch wie seine Muttersprache. Auch hielt er sich oft in Paris auf. Eine seiner Tanten lebte am Montmartre und lehnte es ab, jemals noch irgendwo anders auf der Welt zu leben.
    »Wenn Sie mir erlauben, das Fahrrad hinten am Wagen über dem Kofferraum festzubinden«, antwortete er, »bringe ich es zu Mr. Bodgers, einem ausgezeichneten Mechaniker. Er wird den Schlauch erstklassig flicken. Gestatten Sie?«
    Er hob das Fahrrad hoch und befestigte es mit Hilfe von Donalds Abschleppseil auf dem Deckel des Kofferraums. Dann führte er Mademoiselle zu dem vorderen Sitz.
    »Alors«, sagte er, »dann auf zu Mr. Bodgers, dem erstklassigen Mechaniker.«
    Er trat auf den Gashebel, und ab ging die Fahrt in Richtung Caversham Manor.
    »Bon«, sagte Colette. »Bestens, ich mag ihn seeehr!«

    Bernie schwang den Schläger, und der Golfball raste über den Rasen auf das neunte Green zu. Der Ball streifte das Loch kurz und schoß weit darüber hinaus.
    »Elefant im Porzellanladen«, murmelte er vor sich hin.
    Glücklich lächelte sein Partner. Mit öliger Stimme meinte er: »Pech!«
    Bernie sagte gequält: »Meine Frau, Gott segne sie, überredete mich dazu, Golf zu spielen. Sie sagte damals, sie habe gehört, Golf sei ein netter, ruhiger, nervenschonender Sport. Dabei platzte mir fast jedesmal, wenn ich spielte, der Kragen.«
    Er lief auf der Suche nach seinem Ball an dem Green vorbei und schlug kleine Dreckklumpen in die Luft.
    Sein Partner nickte dem Caddie zu und puttete geschickt seinen Ball an den Rand des Lochs.
    Sie näherten sich dem Teich.
    Hier hatten die Gründer des Klubs mit unnachahmlichem Erfindergeist die Tatsache, daß das Flüßchen Quäle das Golfgelände durchquerte, dazu benutzt, ein erstklassiges Hindernis anzulegen.
    Bernies Partner legte seinen Ball hin, nahm mit seinen Augen die Breite des Flüßchens auf und schickte den Ball auf eine elegante Flugbahn, die ihn weit über das Wasser, jenseits in ein Green, nur einen halben Meter vor dem zehnten Loch, trug.
    Bernie stöhnte. Das war kaum zu fassen.
    Auch er legte seinen Ball nunmehr richtig hin und wählte bedacht den richtigen Schläger und testete seine Haltung und Stellung. Er versuchte, seinen Allerwertesten auszustrecken und den Bauch einzuziehen. Dann machte er es umgekehrt, konnte aber plötzlich den Ball nicht mehr sehen. Er zog seinen Bauch wieder ein

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