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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Marie Antoinettes starrten sie an. Colettes Augen funkelten, und im Geiste lobte sie Adeles Vorschlag, denn offensichtlich war in Dymstable eine französische Kolonie vorhanden, die vollzählig erschienen war. Alle diese Mädchen hatten sich die unglückliche französische Königin zum Leitbild erkoren. Sie tanzte glücklich die Halle entlang. Neidisch folgten ihr zwanzig Augenpaare, und ihre Besitzerinnen zischten giftig: »Merde!«

    Adele stand am einen Ende des Ballsaals und betrachtete das atemraubende Bild. Tatsächlich konnte man den Eindruck haben, als sei die Uhr vor hundert Jahren stehengeblieben. Draußen parkten viele Autos unter den ausladenden Bäumen, aber wenn man das Taxi verlassen und Manor House betreten hatte, war man mitten ins Buch der Geschichte zurückversetzt.
    Donald Erasmus Havelock-Dobson hatte den Ball mit professioneller Umsicht vorbereitet. Alte Fahnen, Schriften und Wappen hingen an den Wänden. Die Musikkapelle war auf der Sängergalerie versteckt. Als Adele, Bernie und deren Anhang den Ballsaal betraten, spielte sie gerade »Greensleeves« - die Schau war einfach perfekt.
    Unter ihnen - denn sie betraten den Ballsaal über die Galerie und mußten die breite Barocktreppe hinabsteigen - drehten sich Lords und Ladys in geradezu fürstlicher Manier, Heinrich der Achte schwätzte freundlich mit Lucrezia Borgia, und Jung-Siegfried ging glücklich lächelnd auf die liebliche Königin Luise zu. Dschingis-Khan beobachtete das Geschehen von einem Alkoven aus, während der Zeremonienmeister den nächsten Tanz ansagte.
    Colette, Tochter der Revolution, schlenderte durch die Gruppen neidischer königlicher Hoheiten und suchte in der Menge nach Michael, aber der war noch nicht eingetroffen. Daraufhin erinnerte sie sich an ihren Entschluß, Richard zu suchen und nett zu ihm zu sein, wenn sie ihm begegnete.
    Und sie fand ihn.
    Sie fand ihn in einem Alkoven, seine Arme um die schlanke Taille einer bezaubernden jungen Dame geschlungen, die als griechische Tänzerin verkleidet war. Das Kostüm ließ nur wenig zu raten offen. Richard selbst war eindeutig als Tacitus zu erkennen, mit einer Schriftrolle in seiner rechten Hand. Die andere Hand lag eng auf einer reizenden, schlanken Hüfte.
    Er erkannte Colette, winkte ihr fröhlich zu und wandte seine ganze Aufmerksamkeit wieder der hübschen, griechischen Tänzerin zu.
    Colette schlenderte von dannen.
    Sie war wütend.
    Natürlich hatte sie nicht das geringste Recht dazu, wütend zu sein, aber jede Logik hatte sie verlassen, und sie kochte vor Wut.
    Sie verschwand schweratmend in einem Alkoven.
    »Wer, glaubt der eigentlich, bin ich?« fragte sie in den leeren Raum. »Vielleicht eine kleine Freundin?«
    Den Anblick, der sich dann ihren Augen bot, sollte sie nie mehr vergessen.
    Sie stand auf dem Alkoven und schaute über die erleuchteten Gärten des Herrensitzes hinweg. Sie fand die Stelle wieder, an der sie Lord Caversham begegnet war und wo der alte Herr ihr einen Strauß Rosen geschenkt hatte. Ein Ort aus Silber und tiefem Schwarz zu dieser Stunde. Aber sie konnte die Auffahrt genau erkennen. Und dort tauchte aus der Dunkelheit ein Ritter auf einem Schimmel auf, der auf das Herrenhaus zuritt. Ihm folgte eine Schar von Knappen, die sich nach und nach aus den Schatten lösten. Ihre Schilde glänzten, und die Banner flatterten im Nachtwind.
    Colette wußte, daß dies Michael Redfern war, der einen aufsehenerregenden Einzug als Roter Ritter halten wollte. Die begleitende Kavalkade waren Statisten aus seiner Fernsehserie. Irgendwo war eine Filmkamera versteckt, die das ganze Schauspiel aufnahm, denn süß ist echte Publicity. Aber keine dieser irdischen Tatsachen drang bis zu ihren Gefühlen durch. Für einen Augenblick war sie ein gefangenes Burgfräulein, und der edle Ritter nahte, sie zu erlösen.
    »Oh, wie herrlich«, flüsterte sie, und dann lief sie hinunter, um ihm entgegenzugehen.
    »Allo«, sagte sie.
    Der Rote Ritter schaute sie hoch zu Roß von oben herunter an und sagte trocken: »Wie geht’s?«

    Lord Caversham erlaubte sich in der Bibliothek einen Schluck Claret. Dann, wieder aufgetankt, eilte er in den Ballsaal zurück. Sein kluges Gesicht strahlte vor Freude. Er ging quer durch den Saal auf einen leeren Sessel zu.
    Schwer ließ er sich in den Sessel sinken.
    Dann sprang er mit einem Schrei auf.
    »Bei den Knochen von St. Patrick«, hörte er eine schüchterne Stimme sagen. »Es tut mir wirklich leid, Eure Lordschaft!«
    Bernie nahm seinen

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