Vor Nackedeis wird gewarnt
Helm hoch und setzte ihn auf - ein Horn war leicht verbogen.
Jan lehnte schlechtgelaunt gegen einen Pfeiler eines Alkovens. Die Sache machte ihm keinen Spaß. Er kam gewöhnlich bei den Bällen der Universität ganz gut zurecht, aber hier waren nur Erwachsene, und er fühlte sich völlig fehl am Platze. Um den Tanz anzukurbeln, hatte der Zeremonienmeister jeden Mann aufgefordert, sich mit seinem Gegenüber auf die Tanzfläche zu begeben. Jan hatte gleichgültig nach einer geeigneten Tanzpartnerin Ausschau gehalten. Aber er wollte nicht wirklich tanzen und fand, ganz allgemein seien die Mädchen doch ziemlich albern. Den Beweis für diese Ansicht konnte er mit drei Schwestern führen. Er war mit Adele ein wenig herumgeschwoft, die in seinen Augen eine ziemlich alte Krähe war. Und dazu hatte er sich auch nur hinreißen lassen, nachdem ihm seine Mutter dreimal auf die Füße getreten war. Er hatte sich durch einen Foxtrott gestrampelt und dann Susan mit einem erleichterten Seufzer Donald überlassen. Und jetzt hatte er einfach keine Beschäftigung. Zu den Männern an der Bar konnte er sich nicht gesellen, und irgendeinen seiner Kommilitonen von der Uni hatte er noch nicht entdeckt.
Er betrachtete die tanzenden Paare und wunderte sich, was diese Leute wohl daran fanden, sich völlig sinnlos im Kreise zu drehen.
»Hm«, meinte er lakonisch.
Hinter sich vernahm er ein leises Geräusch. Ein Rock knisterte, und ein Husten wurde unterdrückt. Er wandte sich um und starrte in den Alkoven. Ein Mädchen starrte zurück und errötete.
Es war ein sehr hübsches Mädchen. Kaum älter als sechzehn Jahre. Sie trug ein spanisches Kostüm und einen schwarzen Spitzenschleier und wirkte sehr scheu und nervös.
»Hallo«, sagte Jan. Er merkte, daß er blöde vor sich hin grinste. Schnell lächelte sie und zeigte eine Reihe schneeweißer regelmäßiger Zähne hinter sanft geschwungenen, weichen Lippen.
»Hallo«, sagte auch sie. »Sie sind doch Jan Dennington?«
Jan war überrascht: »Warum, ja! Aber woher wissen Sie das?«
Sie sagte: »Ich sah Sie letzten Sommer. Sie spielten gegen St. Dunstans.« Sie fuhr schnell fort: »Mein Bruder sagt, im nächsten Jahr würden Sie ganz sicher Mannschaftskapitän werden.«
Seine Ohren liefen noch röter an.
»Ihr Bruder?« fragte er.
»Jerry Tomlinson«, erwiderte sie. »Er gehört zu Ihrer Mannschaft.«
Jan blinzelte. Daß der alte Esel Tomlinson ein solch prächtiges Schwesterchen hatte, war doch einfach nicht zu fassen. Keine der vielen biologischen Weisheiten konnte diese Tatsache jemals erschöpfend erklären.
Verblüfft fragte er: »Sie sind die Schwester des Esels?«
Sie nickte nur kurz. »Mein Name ist Brenda Tomlinson.«
Brenda! Welch ein zauberhafter Name.
»Na«, stotterte er, »t-t-tanzen S-Sie?«
Mr. Arnold Tressiter bewegte sich rücksichtslos durch die tanzende Menge. Er machte sich nichts aus diesem Sport und betrachtete das Sommerfest als ein spezielles Mißgeschick, denn es hielt die Nachwahl auf. Dennoch war er ein viel zu tüchtiger Drahtzieher, um nicht auch aus diesem Fest das Beste zu machen. Er hatte beide Ohren auf Meinungsforschung umgeschaltet, um den Stand der Parteien auch hier, wenn möglich, zu erfahren.
Er hörte eine Stimme sagen: »Marion, Liebling.« Die Stimme klang ölig und fett aus einem der Alkoven.
Eine andere Stimme seufzte: »George, das solltest du doch nicht!«
»Ich«, meinte die erste Stimme erstaunt, »bin nicht George.«
»Was macht das schon«, erklang die zweite Stimme, »ich bin schließlich auch nicht Marion.«
Mr. Tressiter ging weiter. Er sinnierte: »Muß aber verdammt dunkel da drinnen sein.«
Verschwörerisch flüsterte Lord Caversham: »Hier habe ich den besten Claret. Nehmen Sie einen Schluck?«
Bernie nickte und wischte sich ein Auge: »Ich bin einfach nicht der Mann, der ein solches Angebot abschlägt.«
Lord Caversham goß großzügig in einen Schwenker ein und schob Bernie das Glas quer über seinen Schreibtisch zu. Ermunternd forderte er: »Parken Sie Ihren Hut. Aber lassen Sie die Hörner möglichst weit von Dingen weg, auf die ich mich setzen könnte.. Hängen Sie das Zeug an die Wand, dann kann ich den Leuten erzählen, ich hätte es geschossen.«
Bernie setzte den Helm ab.
Dann fuhr Caversham fort: »Und jetzt ein Wort für Ihr Ohr, mein Freund. Ich glaube, bei Ihnen wohnt eine kleine Französin namens Colette, nicht wahr? Diese Hexe bringt mich um meinen Schlaf. Mein Neffe irrt hier herum wie ein vom
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