Vor Playboys wird gewarnt
fragte Valentino prompt. „Du kannst nicht allein bleiben. Sobald die Polizei hier war, kommst du mit zu mir. Ich habe zwei schöne Gästezimmer, wie du weißt. Du kannst dir eins aussuchen.
Das biete ich dir als Freund an, Lucille, und du brauchst nicht zu befürchten, ich wollte mich auf diese Art wieder an dich heranmachen, nachdem du mich als Liebhaber abserviert hast."
„Ich wollte dich nicht ... abservieren", schluchzte sie, „sondern nur =eine Zeit lang alles so lassen, wie es war, bis ...“,
„Lass uns darüber reden, wenn es dir besser geht. In einigen Tagen hast du dich beruhigt, und die Welt ist wieder in Ordnung.
Jetzt legst du dich aufs Sofa, und ich mache dir eine Tasse Tee. Wenn die Polizei nicht bald da ist, rufe ich an und beschwere mich."
Warum liebt er mich eigentlich? überlegte Lucille wie betäubt. Sie hatte ihn kühl und zynisch behandelt, ihn beleidigt und war voreingenommen. Wie hatte sie überhaupt sein Herz gewinnen können?
Plötzlich befürchtete sie, dass er sein körperliches Verlangen für Liebe hielt.
Leidenschaftliche Frauen gefielen ihm sowieso. Vielleicht war sie die erste Frau, die ihm die Leidenschaft zeigte, nach der er sich sehnte. Möglicherweise liebte er sie nicht als die Frau, die sie war, sondern nur die ungemein sinnliche, hingebungsvolle, wilde Geliebte, die sie in seinen Armen war.
Ihr verkrampfte sich der Magen bei dem Gedanken. Ehe sie Valentino ihre Liebe gestand, wollte sie Klarheit haben. Natür lich glaubte sie Valentino, dass er überzeugt war, sie zu lieben. Doch die Liebe hatte viele Gesichter. Eins davon war die Illusion.
Deshalb schwieg Lucille, während er sie liebevoll umsorgte. Er brachte ihr einen Becher süßen Tee und beantwortete die meisten Fragen der Polizisten für Lucille, als sie endlich eintrafen. Danach telefonierte er und ließ ihre Kreditkarten sperren und wollte sogar ihre Sachen zusammenpacken, was sie aber lieber selbst machte. Schließlich fuhr er mit ihr in ihrem Wagen zu seinem Apartment und bewies ihr, dass er auch gut Auto fahren konnte. Offenbar war er perfekt.
Nachdem er den Wagen in der Tiefgarage geparkt hatte, trug er ihren Koffer und ihre Reisetasche in den Aufzug. Sie hatte natürlich viel zu viel mitgenommen. Doch wie konnte sie im Voraus wissen, was sie alles brauchte?
Lucille war froh, dass sie nicht an dem Nachtportier vorbeigehen musste. Er sagte natürlich nie etwas, aber seine Miene sprach Bände. Ich würde mich nicht wundern, wenn Leute wie er den Klatschkolumnisten wertvolle Informationen über die Bewohner der Apartments liefern, überlegte Lucille, denn Valentino war nicht die einzige Berühmtheit in diesem Haus.
„In welchem der beiden Gästezimmer möchtest du schlafen?" fragte Valentino, nachdem er die Tür hinter sich zugetreten hatte. „Eins liegt direkt neben meinem Schlafzimmer, das andere gegenüber. Beide sind in Rufweite."
„Und was heißt das?" Lucilles Stimme klang etwas zu scharf.
Valentino blickte sie resigniert an. „Dass ich dich höre, wenn du mich in der Nacht rufst", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Nach so einem Erlebnis hat man manchmal Albträume, man nennt es posttraumatischen Stress."
„Ich glaube nicht, dass es mir so schlecht geht, Valentino. Einen Arzt brauche ich wahrscheinlich auch nicht. Ich fühle mich wirklich schon viel besser."
„Trotzdem werde ich Jane bitten, kurz vorbeizukommen. Sie kann dir ein Beruhigungsmittel geben, damit du schlafen kannst."
„Sie hat bestimmt etwas Besseres zu tun, als mitten in der Nacht umherzufahren, nur um irgendeiner Frau ein Beruhigungs mittel zu geben", wandte sie ein.
„Mag sein, aber ich halte es für besser", erklärte er mit strenger Miene.
„Hast du dich entschieden? Welches Schlafzimmer nimmst du?"
12. KAPITEL
Das Schlafzimmer gegenüber von Valentinos, für das Lucille sich entschieden hatte, sah mit dem zartblauen Teppich und den grau lackierten Möbeln eher wie ein gutes Hotelzimmer aus.
Die Tagesdecke auf dem breiten Bett war in denselben Blautönen gehalten wie das einzige Gemälde, ein Blick aufs Meer. Die blauen Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen, und die Schirme der Nachttischlampen waren farblich auf den Teppich abgestimmt.
In dieser beruhigend wirkenden Atmosphäre kann ich sicher gut schlafen, überlegte Lucille. Sie durchquerte den Raum und setzte sich aufs Bett, während Valentino ihren Koffer und die Reisetasche auf die Ottomane am Fußende des Bettes
Weitere Kostenlose Bücher