Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
nicht einfach meine Sachen packen und gehen, selbst wenn ich es wollte. Was ich entgegen deiner Annahme auch gar nicht will“, fügte sie mit Nachdruck hinzu.
„Dann werden wir wohl eine Fernbeziehung führen.“
Ihre Besorgnis ließ ein wenig nach. „Oh, sicher doch, das wird ja auch bestimmt ganz toll funktionieren.“ Ihr Unbehagen, ihre Panik waren völlig unbegründet gewesen. Die Sache war völlig klar. Cade mochte zwar stur sein, aber selbst er würde zugeben müssen, dass eine Beziehung zwischen ihnen von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre.
Doch offenbar war er noch nicht ganz zu dieser Einsicht gelangt.„He“, sagte er entspannt. „Das sind doch nur zweieinhalb Flugstunden. Das ist auch nicht viel länger, als sich durch den Feierabendverkehr zu quälen.“
Ava winkte ab. „Dabei vergisst du aber die Zeit für die Fahrt zum Flughafen und dass man zwei Stunden vor dem Abflug dort sein muss – wegen des Sicherheitschecks. Und dann bleibt noch die Fahrt vom Flughafen zu deiner oder meiner Wohnung. Sieh es doch ein – Flugreisen sind heutzutage eine Tortur.“
„Immerhin wohnen wir an der gleichen Küste“, gab er zu bedenken. „Es wäre nur eine halbtägige Tortur.“
„Und doch bleibt es eine Tortur. Es würde nicht funktionieren, Cade. Ich kenne niemanden, der erfolgreich eine Fernbeziehung geführt hat. Ich gebe zu, dass diejenigen, die es versucht haben, es anfangs ganz gut hinbekommen haben. Aber letztlich ist es, als hätten diese Beziehungen ein von vornherein feststehendes Verfallsdatum. Denn diese Paare scheiterten alle nach etwa sechs Monaten an schierer Zermürbung, zweifellos verursacht durch das ständige mühevolle Hin und Her.“ Sie zuckte die Schultern. „Hinzu kommt, dass man nichts gemeinsam unternehmen kann, ohne eine vorherige elend lange Planung.“
„Na gut, eine Fernbeziehung kommt also nicht infrage. Dann müssen wir uns eben an Plan B halten.“
„Und der wäre?“ Warum konnte er nicht einfach aufgeben? „Du steigst bei Scorched Earth Productions ein.“
Ava starrte ihn perplex an. „Ist das dein Ernst?“
„Und ob das mein Ernst ist.“ Sein charmantes Grinsen blitzte auf, was bisher nur selten der Fall gewesen war, seit sie den Job für ihn angenommen hatte. „Du hast bei diesem Projekt fantastische Arbeit geleistet, und ich kann dir vielfältige Herausforderungen versprechen. Von gelegentlichen exotischen Orten ganz zu schweigen.“
Inzwischen fühlte sie sich sogar entspannt, und als sie ihren Slip entdeckte, nahm sie ihn vom Knopf der Nachttischschublade. Sie setzte sich auf die Bettkante und zog ihn an. Wahrscheinlich war es albern, daran zu denken, dass es schon spät war undsie ihn wahrscheinlich bald wieder ausziehen würde, wenn sie zu Bett ging. Trotzdem fühlte sie sich ein bisschen besser gerüstet, wenn sie einen Slip trug.
Während sie ihn anzog, schaute sie zu Cade. „Der Grund, weshalb ich so erfolgreich in Seattle bin, liegt in den vielen Kontakten, die ich im Lauf der vergangenen zehn Jahre geknüpft habe. Manche Leute kenne ich seit meiner Geburt, wie zum Beispiel meinen Onkel Robert, der ein Golfkumpel des Bürgermeisters ist, oder andere einflussreiche Freunde meiner Familie. Solche Verbindungen habe ich anderswo nicht. Wenn wir dieses Problem mit dem kaputten Stromzähler in L. A. gehabt hätten, hätte ich zwei oder drei Tage gebraucht, bis jemand von den Stadtwerken für die Reparatur gekommen wäre. Anrufe tätigen kann jeder. Aber die richtigen Kontakte sind entscheidend.“
„Ich könnte dich in L. A. mit allen möglichen Leuten bekannt machen“, erwiderte er gelassen. „So wie du mit Menschen umgehen kannst, wirst du innerhalb kürzester Zeit wichtige Kontakte geknüpft haben.“
Das Unbehagen kehrte zurück. Warum musste er dermaßen beharrlich sein? „Du begreifst es anscheinend nicht. Ich gebe doch ein Unternehmen nicht einfach auf, das ich in den vergangenen neun Jahren aufgebaut habe, nur um deine Angestellte zu sein oder die von sonst irgendwem.“
„Na schön“, meinte er ohne sichtliches Bedauern, was Ava veranlasste, vor Erleichterung leise zu seufzen. Nur um gleich darauf erneut alarmiert zu sein, als er sagte: „Dann muss ich mein Hauptquartier wohl nach Seattle verlegen.“
„Was?“ Inzwischen bestand kein Zweifel mehr daran, was sie wirklich gerade fühlte. Das war nicht bloß Unbehagen oder innere Unruhe, sondern pure Panik. Ava gab es auf, sich einreden zu wollen, es sei auch nur einen
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