Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
abrupt ihr Haar los, klatschte mit den Handflächen auf den Tisch und drückte den Rücken durch.
„Heiliger Strohsack, Ava. Du sagtest, er will alles so umbauen, dass es wieder aussieht wie in den Achtzigern.“
„Natürlich.“ Auch Jane nahm eine aufrechte Haltung ein. „Der Einbruch, bei dem Miss Agnes’ Gefährte getötet wurde und die Wolcott-Diamanten verschwanden.“
„Das ist das ungelöste Geheimnis“, stimmte Ava ihr zu.
Im Jahr 1985 während des Umbaus von Miss Agnes’ Wohn- und Schlafzimmer wurde ihr Diamantschmuck gestohlen. Eines Nachts, sechs Monate später, hörte Henry – „mein Henry“, wie sie ihn stets nannte – ein Geräusch. Er kam aus seinem Arbeitszimmer und entdeckte Mike Maperton, den Zimmermann von den Umbauarbeiten im Haus. Henry löste den Alarm aus, doch Maperton tötete ihn, ehe Hilfe eintraf. Man nahm an, dass der Handwerker den Schmuck aus seinem Versteck geholt hatte. Aber wenn es so war, wurde er jedenfalls nie gefunden.
Jane lächelte schief. „Ich hatte immer den Eindruck, dass Henry mehr für Miss Agnes war als ein Geschäftsfreund oder Mädchen für alles – oder als was er sonst noch angeblich fungierte.“
Poppy zuckte die Schultern. „Den Eindruck hatten wir alle. Was willst du uns damit sagen?“
„Keine Ahnung. Nur dass ich mir die Geschichte sehr gut in einer Dokumentation vorstellen kann.“ Jane strich sich die Haare hinter die Ohren. „Ich gebe es nur äußerst ungern zu, aber es wäre wirklich schön, wenn der finanzielle Druck für eine Weile von unseren Schultern genommen würde. Miss Agnes war eine einzigartige Persönlichkeit. Falls Gallari nicht Meryl Streep verpflichten kann, wüsste ich allerdings nicht, welche Schauspielerin ihr gerecht werden könnte.“
„Ich würde gern mit euch über etwas sprechen, was mit derRolle der Miss Agnes zusammenhängt. Doch vorher sollte ich euch vielleicht lieber erzählen, dass ich …“ Okay, das war der wirklich heikle Teil. „Also, ich habe mich bereit erklärt, nächste Woche und anschließend weitere sechs Wochen während der Dreharbeiten für ihn zu arbeiten. Drehbeginn ist um den Ersten des Jahres herum.“
„Hast du vollkommen den Verstand verloren?“ Poppy sprach leise, damit zwei kleine Mädchen, die ganz in der Nähe die Glasur von ihren Muffins naschten, sie nicht hörten. Die Gereiztheit kam trotzdem deutlich herüber.
„Kann schon sein.“ Ava hatte sich das ja seit ihrer Begegnung mit Cade gestern selbst gefragt, deshalb konnte sie sich kaum beleidigt fühlen. „Sehr wahrscheinlich sogar. Mein erster Impuls, als er mir das Angebot machte, war der übliche – ihm entweder ins Gesicht zu spucken oder die Augen auszukratzen.“
Sie straffte die Schultern und sah ihren beiden Freundinnen ins Gesicht. „Aber das wäre eine Kurzschlusshandlung.“
„Mit der ich absolut keine Probleme hätte“, bemerkte Jane trocken.
Ava schüttelte den Kopf. „Das ist doch alles kalter Kaffee. Ich bin längst über ihn hinweg. Aber ihr wisst, wie schlecht ich finanziell in diesem Jahr dastand.“ Ihre Lippen zuckten ein wenig. „Als er mir dann ein Angebot machte, das ich nicht ablehnen konnte – da tat ich es auch nicht. Er will mich als Concierge für die Produktionsfirma haben.“
Janie und Poppy betrachteten sie mit sorgenvollem Blick. Keine von beiden erwiderte ihr Lächeln. Ava seufzte. „Was? Meint ihr, ich schaffe das nicht?“
„Doch, natürlich“, sagte Jane. „Nur traue ich diesem Mistkerl kein Stück. Wir waren dabei, als er dir das eine Mal zu nahekam, und mussten mit ansehen, wie sehr du hinterher gelitten hast.“
„Ja, das war übel“, pflichtete Poppy ihr bei. „Es dauerte sehr lange, bis du dich davon erholt hattest. Und dann musstest du auch noch allein damit fertig werden, weil er unsere Pläne für die Zeit nach dem Abschluss durchkreuzt hatte …“
Ja, dachte Ava, es wurde nicht besser durch den Besuch auf der Diätfarm. Aber sie musste zugeben, dass dafür eher ihre Mutter verantwortlich war und nicht Cade. Na ja, so ganz stimmte das auch wieder nicht. Wenn sein Verrat sie nicht so tief getroffen hätte – wovon ihre Mutter nicht einmal etwas bemerkt hatte –, hätte sie bis zum siegreichen Schluss durchgehalten. Im Grunde war es also doch seine Schuld.
Poppy fuhr fort: „Zumindest ich bin also ein bisschen besorgt um dich. Du hast so hart gearbeitet, um wieder auf die Beine zu kommen und dich von diesem Schlag zu erholen. Ich will einfach nicht
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