Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
fühlen schien als sein altes Lächeln. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Es gab einen Unfall auf der I-5, und es dauerte eine Weile, bis der Verkehr wieder floss.“
Sie nahm seine Entschuldigung mit einem Kopfnicken zur Kenntnis und beobachtete ihn, während er sich in der Küche umsah.
Eine kleine Falte der Bestürzung bildete sich zwischen seinen dunklen Brauen. „Es ist modernisiert worden.“
Diesmal fand Ava es nicht mehr so beunruhigend, ihm ins Gesicht zu schauen. „Du kannst doch nicht erwartet haben, dass alles noch genauso ist wie in den Achtzigern.“
„Wahrscheinlich habe ich es gehofft.“
„Nachdem Poppy, Jane und ich es geerbt hatten, ließen wir den schrecklichen Wintergarten abreißen. Wir wollten es eigentlich verkaufen, nicht vermieten. Und glaub ja nicht, dass die Sache schon klar ist.“ Sie hob die Augenbrauen. „Wie lautet also dein Vorschlag?“
„Wie meine Produktionsassistentin dir bereits am Telefon erklärt hat, will ich eine Dokumentation über das Geheimnis der Wolcott-Suite drehen. Aber vor allem möchte ich Agnes Wolcotts Geschichte erzählen.“
Ava musste zugeben, dass genau dies der Grund war, weshalb sie hier mit ihm stand. Aber … „Warum? Ich meine, klar,die Wolcott-Diamanten sind hier inzwischen eine Legende. Ich bezweifle jedoch, dass die Geschichte außerhalb unserer Stadtgrenzen allzu bekannt ist.“
„Mag sein, aber ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, und das Geheimnis fasziniert mich seit meiner Kindheit.“ Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. „Diese Geschichte hat alle Zutaten – ein unheimliches altes Anwesen, ein Vermögen in Diamanten, die nie entdeckt wurden, einen Mord … und mittendrin eine Frau, die ich immer erstaunlicher finde, je tiefer ich grabe.“
Das gefiel ihr. Was ihr nicht gefiel, war er. „Und warum sollte mich interessieren, was dir gefällt?“
„Weil ich mit meinem Film eine Frau würdigen kann, die dir etwas bedeutet hat. Und weil ich dir und deinen Freundinnen dreißig Riesen für sechs Wochen biete, plus sämtlicher Nebenkosten für die Zeit, in der Scorched Earth Productions hier ist, um das Grundstück wieder so herzurichten, wie es in den Achtzigern ausgesehen hat.“
Wow. Die Villa war in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein echter Klotz am Bein geworden, und das wusste Cade zweifellos. Am liebsten hätte sie ihm ins Auge gespuckt. Doch sie dachte an ihre Freundinnen. Poppy und Jane hatten sich nie beklagt, aber Ava wusste, dass dieses Haus auch für die beiden eine Belastung darstellte. Also schluckte sie weiter ihren Zorn herunter und fragte sich, ob sie gerade die schlechteste Entscheidung ihres Lebens traf. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte sie: „Na schön.“
„Du machst es?“
„Ja.“ Was soll’s, dachte sie. Sie würde ihn ja nicht sehen müssen. „Deine Assistentin soll mich wegen der Nummer meines Anwalts anrufen. Du kannst ihm den Vertrag schicken, und wenn er ihn akzeptabel findet, sind wir im Geschäft. Soll ich dich herumführen, bevor du wieder aufbrichst? Da du besorgt zu sein scheinst wegen unserer Umbauarbeiten, werde ich dir gern alles zeigen. Ich bin sicher, dass du hinterher die gute Arbeit unserer Handwerker loben wirst. Sie haben es geschafft, die ursprünglicheAtmosphäre des Hauses zu erhalten.“ Sie wollte gehen.
„Eines noch“, sagte er. „Ich möchte dich als Concierge für die Produktionsfirma einstellen.“
Sie lachte ihm ins Gesicht. „Meine Antwort lautet nein. Soll ich dich jetzt herumführen oder nicht?“
„Vergiss die Tour …“
„Passt mir gut. Schick deine Unterlagen an meinen Anwalt.“ Erneut wandte sie sich ab.
„Ich zahle dir zwei Riesen pro Woche plus einen Fünfzigtausend-Dollar-Bonus, wenn die Dokumentation rechtzeitig fertig wird und im Rahmen des Budgets bleibt.“
„Was aus irgendeinem Grund nicht passieren wird, stimmt’s?“
„Der Bonus ist ein legitimes Angebot, Ava. Ich werde meine Verträge per E-Mail schicken, damit dein Anwalt sie sich gleichzeitig mit dem Mietvertrag ansehen kann. Dabei wirst du feststellen, dass ich weitaus mehr zu verlieren habe als du.“
Verdammter Kerl! Nicht nur, dass die Wirtschaftskrise ihrem Treuhandfonds übel zugesetzt hatte. Auch die Finanzen vieler ihrer Kunden, die die Basis ihres Concierge-Unternehmens bildeten, bröckelten. Und als einer der unzähligen Hypothekenschuldner, den die Subprime-Darlehenskatastrophe voll erwischt hatte, musste sie eine enorme Ballonrate für ihre
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