Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
schmerzliche Lücke hinterlassen.
Doch selbst nach ihrem Tod sorgte sie noch für Überraschungen. Verblüfft erfuhren Ava, Jane und Poppy, dass Miss Agnes ihnen ihr Anwesen vermacht hatte. Vermutlich drehtesie sich jetzt im Grab um bei der Vorstellung, dass Cade sich in ihrem Haus zu schaffen machte. Sie hatte Ava nach seinem üblen Verrat nämlich beigestanden und ihr geholfen, darüber hinwegzukommen.
Nun fühlte Ava sich von ihren Freundinnen ein wenig belagert und erklärte: „Wenn es nur nach mir ginge, würde ich ihn das Wolcott-Anwesen nicht benutzen lassen. Aber es gibt nicht so viele Optionen. Ich habe eingewilligt, weil der Markt für Häuser unserer Preisklasse stagniert und wir uns an Steuern, Strom, Nebenkosten und Gartenpflege dumm und dämlich zahlen. Allein der Unterhalt für ein Anwesen dieser Größe kostet ein Vermögen. Und Cade zahlt sehr gut für das Privileg.“
Sie erklärte ihnen die Bedingungen. „Und er wird noch mehr bezahlen, wenn wir ihm zusätzlich einige Stücke aus Miss Agnes’ Sammlung für seine Produktion vermieten. Ich habe ihm gesagt, dass ich das erst mit euch besprechen müsste. Ihr wisst ja, dass er Dokumentarfilme über ungelöste Geheimnisse dreht, oder?“
Die anderen beiden schienen sich unbehaglich zu fühlen, und Ava lachte. Ihre Anspannung löste sich. „Keine Sorge, ich ziehe eure Loyalität nicht in Zweifel. Ihr zwei habt alles, was Gallari angeht, für alle Ewigkeit boykottiert. Aber wir hätten schon in der Mongolei leben müssen, um nicht mitzubekommen, welchen Ruf er sich inzwischen erworben hat.“
„Na schön, ich gebe zu, einen seiner Filme gesehen zu haben.“ Poppy hob die Hände in einer Bitte-erschießt-mich-nicht-Geste, als Ava und Jane sie entsetzt ansahen. „Ich habe ihn nicht ausgesucht – Jason hat ihn eines Abends aus der Videothek mitgebracht. Er, dessen Namen wir nicht aussprechen, wird niemals in unserem Haus erwähnt. Deshalb konnte Jason den Dokumentarfilmer auch nicht mit dem Kerl in Verbindung bringen, über den du dich letztes Jahr in der Bar in Columbia City so aufgeregt hast. Murphy hat ihm gesagt, dass er sich diesen Film unbedingt ansehen muss.“
Ava konzentrierte sich auf das Schild neben der Kinderspielzone und kämpfte gegen ihre erwachende Neugier. „UnbeaufsichtigteKinder bekommen einen Espresso und ein Hündchen“, las sie. Normalerweise amüsierte sie sich jedes Mal darüber, doch jetzt sprangen die Worte bloß wie Pingpongbälle in ihrem Kopf herum. Schließlich wurde sie schwach und gab ihrer Neugier nach. „Also schön, ich gebe auf. Sind seine Filme wirklich so gut, wie man überall hört? Ist der ganze Hype gerechtfertigt?“
„Ja.“ Ihre Freundin verzog das Gesicht. „Tut mir leid, Ava, aber es stimmt. Ich hatte nie etwas übrig für diese Doku-Dramen, weil die Schauspieler meistens grottenschlecht sind. Aber anscheinend genießt Gallari den Kultstatus eines Starmachers. Schon mehrfach besetzte er die Rollen mit völlig unbekannten Talenten aus irgendwelchen Schauspielkursen, die hinterher super erfolgreich wurden.“
„Und woher weißt du das alles?“, wollte Jane wissen. „Meine Güte, was ist denn plötzlich mit dir los? Gehörst du jetzt zu Gallaris größten Fans?“
„Bist du verrückt geworden?“, schoss die Blonde zurück. „Das ist echt beleidigend, Janie. Natürlich bin ich nicht sein Fan. Jase war so begeistert von dem Dokumentarfilm, dass er darauf bestand, sich die Extras auf der DVD anzusehen.“
„Du lieber Himmel“, murmelte Ava. „Der Film war so gut?“ Während sie beobachtete, wie Jane Poppys Hand ergriff und sich entschuldigte, fragte sie sich, wie sie selbst zu Cades Erfolgen stand. Einerseits hätte sie wohl kaum eine Träne darüber vergossen, wenn er jedes einzelne seiner Projekte in den Sand gesetzt hätte.
Andererseits konnte sein enormer Erfolg ihr und ihren Freundinnen finanziell sehr nützlich sein.
„Ich fürchte, ja“, sagte Poppy und strich sich mit beiden Händen die blonden Locken aus dem Gesicht. „Er besitzt wirklich ein Auge für Talente. Allerdings lässt er Szenen nur wohldosiert nachspielen. Für den Erfolg verantwortlich sind hauptsächlich die Interviews. Der ganze Film war wirklich spannend gemacht.“
Plötzlich zog sie ihre schmalen Brauen zusammen. „Trotzdem– warum will er einen Film auf dem Wolcott-Anwesen drehen? Er muss doch wissen, dass er an die Villa nur schwer herankommt, weil sie jetzt uns gehört. Es sei denn …“ Sie ließ
Weitere Kostenlose Bücher