Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
Zeiten, fürchtete sie.
Ihre Miene verdüsterte sich. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, etwas mit ihm anzufangen? Na ja, die Vernunft hatte dabei keine allzu große Rolle gespielt. Aber wenigstens ein halbherziger Versuch, über ihr plötzliches Verlangen nach Cade hinauszusehen, wäre nicht schlecht gewesen.
Allerdings schaffte sie es auch nicht, zu bedauern, dass sie diesem Verlangen nachgegeben hatte – weder beim ersten noch beim zweiten Mal. Außerdem war sie erwachsen und hatte gewusst, worauf sie sich einließ.
Aber so großartig der Sex gewesen war, eine Beziehung wäre völlig aussichtslos. Cade hatte sich in L. A. eine Existenz aufgebaut – oder wo auch immer er sonst lebte –, während sie ihr Leben hier verbrachte. Selbst wenn es ihnen also gelänge, so etwas wie eine Beziehung anzufangen, würde es kaum eine Verbindung mit Zukunftsaussichten sein.
Sie war sich überhaupt nicht sicher, ob sie eine Beziehung mit ihm wollte. Ihre gemeinsame Vorgeschichte war einfach viel zu belastet und würde ihnen vermutlich immer im Weg stehen. Ava wollte gern glauben, dass sie inzwischen die nötige Reife besaß, um über diese Vorgeschichte hinwegzusehen. Doch im tiefsten Innern wusste sie, dass das nicht stimmte.
Natürlich bei all dem vorausgesetzt, dass Cade interessiert war, was noch ein großes Fragezeichen war.
„Du denkst viel zu viel nach.“
Erschrocken sah sie ihn an. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass das Schnarchen aufgehört hatte.
Er lächelte sie verschlafen an. In seinen intensiven blauen Augen lag etwas, ein undefinierbares Gefühl oder eine Absicht, aus der sie nicht schlau wurde.
Dennoch bekam sie Herzklopfen.
Cade lenkte sie ab, indem er trocken feststellte: „Ich kann es in deinen Gehirnwindungen knirschen hören. Du bist leicht zu durchschauen.“
„Bin ich nicht!“
„Nein? Willst du vielleicht behaupten, du hättest nicht wach gelegen und dich gefragt, worauf, um alles in der Welt, du dich da eingelassen hast?“
„Natürlich nicht“, erklärte sie würdevoll und zuckte die Schultern. „Hm, vielleicht doch. Aber du musst zugeben …“
Er schob eine Hand unter der Decke hervor und legte sie Ava in den Nacken, um sie zu einem zärtlichen Kuss zu sich heranzuziehen. Ein Kuss, der sie dahinschmelzen ließ. Als er seine Lippen schließlich wieder von ihren löste, legte er seine Stirn an ihre. „Guten Morgen“, sagte er mit tiefer, rauer Stimme.
„Guten Morgen“, erwiderte sie, doch ihr Verstand streikte von Neuem. Zurück blieb eine noch größere Verwirrung als vorher. Denn das gerade war keiner dieser wilden Küsse von letzter Nacht gewesen, die Einleitung zu heißem Sex. Dieser Kuss war süßer gewesen, sanfter, fast wie der Kuss eines Mannes, der verlie…
Cades Handy klingelte und beendete Avas Gedankengang abrupt.
„Mist“, murmelte er und rollte sich auf die andere Seite, um an das Telefon auf dem Nachtschrank zu kommen. Er schaute auf das Display, dann sah er sie an. „Tut mir leid, aber das ist Beks. Ich muss den Anruf entgegennehmen.“
„Selbstverständlich“, erwiderte sie leise und wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
Ehe sie das entscheiden konnte, ließ Cades erstaunter Ton sie aufhorchen. Er stand auf und sagte etwas über John. Nach dem, was sie aus seinem Teil der Unterhaltung schloss, war offenbar der Sicherheitsmann von der Nachtschicht verletzt worden. Vielleicht deutete sie das Gespräch auch falsch, aber was immer auch vorgefallen sein mochte, es war nicht gut. Cade wirkte aufgebracht.
Unwillkürlich rutschte sie näher zu ihm heran.
Kurz darauf beendete er das Gespräch, fuhr sich durch seine ohnehin schon zerzausten Haare und rieb sich den Nacken, den Blick zu Boden gerichtet. „Tja, auf solche Nachrichten war ich nicht unbedingt scharf.“ Dann sah er sie an. „Ich nehme nicht an, dass deine zahlreichen Kontakte auch einen Wachmann für die Nachtschicht einschließen, oder?“
Tony steckte den Kopf in den Raum, den Gallari als Büro benutzte. „Beks meinte, Sie wollen mich sprechen?“
Der Produzent und Regisseur sah von seiner Arbeit auf oder von was auch immer. Das war schwer zu sagen bei dem Chaos aus Unterlagen und Requisiten, das auf seinem Schreibtisch herrschte. „Ja, setzen Sie sich.“Tony ließ sich in den ihm angebotenen Sessel fallen.
„Beks erwähnte, Sie seien Student.“
Die Frage überraschte ihn. Aber da er Profi war, ließ er sich sein Erstaunen darüber, dass die
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