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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hat. Ich würde vermutlich eher einen Eindruck von verletztem Stolz und Wut auffangen, mit Untertönen von Gewalt. Oder sogar eine Fantasie darüber, was es für ein Gefühl wäre, Jerry zu erschießen. Aber der Mann war vielleicht noch gar nicht so weit, Jerry erschießen zu wollen, wenn ich im Merlotte's seine Gedanken mitbekam.
    Außerdem führten die Leute ihre Gewaltfantasien meistens nicht aus. Das war etwas, das ich erst nach einigen sehr schmerzlichen Erfahrungen in meiner Kindheit und Jugend gelernt hatte.
    Und was sollte ich auch machen? Wenn ich anfing, den Hintergrund jedes einzelnen Gedankens zu ergründen, den ich hörte, hätte ich kein eigenes Leben mehr.
    Na, wenigstens würde diese Antoine-Geschichte mich von meiner Grübelei darüber ablenken, was zum Teufel eigentlich mit Eric oder mit dem Reißzahn-Rudel los war. So fand ich mich also nach meiner Schicht mit Sam und Antoine in Sams Büro wieder.
    Sam schloss die Tür hinter mir. Er war total wütend. Kein Wunder. Antoine war sauer auf sich selbst, sauer auf mich und defensiv Sam gegenüber. Die Atmosphäre im Zimmer war unerträglich. Wut, Enttäuschung und Angst lagen in der Luft.
    »Hör zu, Mann«, begann Antoine, der Sam direkt gegenüberstand. Sam wirkte geradezu klein im Vergleich mit ihm. »Hör einfach zu, okay? Nach Katrina hatte ich nichts mehr, keine Wohnung, keine Arbeit, gar nichts, und war auf der Suche. Aber ich konnte nicht mal so 'nen verdammten Wohnwagen von der Katastrophenhilfe bekommen. Mir gings richtig schlecht ... Also borgte ich mir ein Auto, um nach Texas zu Verwandten zu fahren. Ich wollte es irgendwo stehen lassen, wo die Bullen es schnell finden, damit der Besitzer es bald wiederkriegt. Das war dämlich, ich weiß. Und ich hätte das ganze bleiben lassen sollen, das weiß ich auch. Aber ich war verzweifelt, und da hat's eben bei mir ausgesetzt.«
    »Trotzdem bist du nicht im Gefängnis«, stellte Sam fest. Seine Worte gingen auf Antoine nieder wie ein Peitschenhieb, der fast lautlos war, aber dennoch einen schmalen blutigen Striemen hinterließ.
    Antoine atmete schwer. »Nein, bin ich nicht, und ich sag dir auch warum. Mein Onkel ist Werwolf, in einem der Rudel in New Orleans. Ich weiß also einiges über sie. Eine FBI-Agentin namens Sarah Weiss kam zu mir ins Gefängnis und unterhielt sich mit mir. Die war ganz okay. Doch nach dem ersten Gespräch kam sie mit diesem Lattesta wieder, Tom Lattesta. Er sagte, er sei in Rhodes stationiert - aber ich hab nicht rausgekriegt, was er dann in New Orleans zu suchen hatte. Jedenfalls sagte er, dass er über meinen Onkel Bescheid wisse und dass er davon ausgehe, dass ihr Wergeschöpfe euch früher oder später auch outen werdet, so wie die Vampire. Er wusste, was du bist und dass es außer Werwölfen auch noch andere gibt. Einer Menge Leuten wird das gar nicht gefallen, meinte er, wenn sie erfahren, dass unter uns welche leben, die halb Tier sind. Und dann beschrieb er mir Sookie und sagte, sie wäre auch irgendwas Seltsames, aber er wüsste nicht was. Dieser Lattesta ist es, der mich hierhergeschickt hat. Ich soll mich umhören und sehen, was so vor sich geht.«
    Sam und ich tauschten einen Blick. Ich weiß nicht, was Sam erwartet hatte, aber das war sehr viel ernster, als ich gedacht hatte. Ich hakte noch mal nach. »Tom Lattesta hat die ganze Zeit Bescheid gewusst?«, fragte ich. »Wann kam ihm der Gedanke, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt?« Hatte er den schon gehabt, bevor er das Filmmaterial über die Hotelexplosion in Rhodes auswertete, was ihm dann vor ein paar Monaten als Vorwand dafür diente, mich zu befragen?
    »Manchmal glaubt er, dass du eine Lügnerin bist, und manchmal, dass du die Wahrheit sagst.«
    Ich drehte mich zu meinem Boss um. »Sam, er war neulich bei mir. Lattesta. Er erzählte mir, dass jemand, der mir nahesteht, jener Verwandte« - vor Antoine wollte ich nicht deutlicher werden - »Einfluss genommen hat und er sich zurückziehen muss.«
    »Das erklärt, warum er so sauer war«, sagte Antoine, und seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Das erklärt eine Menge.«
    »Was hat er dir für Anweisungen gegeben?«, fragte Sam.
    »Lattesta meinte, er vergisst die Sache mit dem Auto, solange ich ein Auge auf dich hab und auf alle anderen, die mehr als nur einfache Menschen sind und ins Merlotte's kommen. Und er sagte, Sookie sei jetzt außerhalb seiner Reichweite, und darüber war er eben stinksauer.«
    Sam sah mich fragend an.
    »Er sagt die Wahrheit«,

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