Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
verstanden?«, fragte sie zurück.
    »Ja, das stimmt. Aber ich bin inzwischen mit jemand anderem zusammen.«
    »Wie kommt es, dass er Ihnen nie erzählt hat, wie er Lorena kennenlernte?«
    »Ich weiß nicht. Seine Entscheidung.«
    »Sehr seltsam.« Judith wurde merklich misstrauisch.
    »Seltsam oder nicht - ich weiß nicht, warum Bill es mir nicht erzählt hat, aber er hat's nun mal nicht getan«, erwiderte ich. »Wenn Sie es mir erzählen wollen, gut. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist, dass Bill so furchtbar krank ist, dass er nicht von allein wieder gesund wird. Er wurde von einer Elfe gebissen, die Silberkappen über den Zähnen hatte. Und wenn er Ihr Blut bekommt, könnte er vielleicht doch noch genesen.«
    »Hat Bill Sie gebeten, sich an mich zu wenden?«
    »Nein, Ma'am, hat er nicht. Ich konnte nur nicht länger tatenlos zusehen, wie er leidet.«
    »Hat er meinen Namen erwähnt?«
    »Äh. Nein. Den habe ich selbst herausgefunden, damit ich Kontakt zu Ihnen aufnehmen konnte. Soweit ich weiß, hätten Sie sein Leiden doch spüren müssen, wenn Sie auch Lorenas Vampirkind sind. Ehrlich gesagt, frage ich mich, warum Sie nicht längst gekommen sind.«
    »Das will ich Ihnen erzählen«, sagte Judith in unheilverkündendem Ton.
    Oh, großartig. Noch eine Geschichte von Schmerz und Leid. Ich wusste jetzt schon, dass mir diese Geschichte nicht gefallen würde. Und ich hatte recht.

       Kapitel 12
    Judith begann ihre Geschichte mit einer Frage an mich. »Haben Sie Lorena je getroffen?«
    »Ja«, sagte ich und beließ es dabei. Denn Judith wusste offenbar nicht, wie ich Lorena getroffen hatte, nämlich mit einem Pfahl mitten ins Herz. Was ihr langes, abscheuliches Leben natürlich beendet hatte.
    »Dann wissen Sie, dass sie skrupellos ist.«
    Ich nickte.
    »Sie sollen wissen, warum ich mich all die Jahre von Bill ferngehalten habe, obwohl ich ihn sehr mag«, sagte Judith. »Lorena hatte ein schweres Leben gehabt. Ich habe nicht unbedingt alles geglaubt, was sie mir erzählte, aber ein paar Dinge wurden mir von anderen bestätigt.« Judith sah mich gar nicht mehr. Sie ließ vermutlich all die vielen Jahre vorüberziehen und blickte in die Vergangenheit zurück.
    »Wie alt war sie?«, fragte ich, damit sie den Faden wieder aufnahm.
    »Zu der Zeit, als Lorena auf Bill traf, war sie schon seit Jahrzehnten eine Vampirin. Sie war 1788 von einem Mann namens Solomon Brunswick gewandelt worden, der sie in einem Bordell in New Orleans kennengelernt hatte.«
    »Sie meinen, auf die naheliegende Weise kennengelernt?«
    »Nicht direkt. Er war dort, um von einer anderen Hure Blut zu trinken, die sich auf Männer mit absonderlichen Gelüsten spezialisiert hatte. Verglichen mit den Wünschen einiger ihrer anderen Kunden war so ein kleiner Biss nicht allzu merkwürdig.«
    »Und Solomon, war er zu der Zeit schon lange Vampir?« Unwillkürlich hatte mich die Neugier gepackt. Vampire als Geschichte zum Anfassen ... Tja, seit die Vampire sich geoutet hatten, waren so manche Collegekurse sehr viel interessanter geworden. Bring in den Unterricht einen Vampir mit, der seine Geschichte erzählt, und die Aufmerksamkeit aller ist dir gewiss.
    »Solomon war schon seit zwanzig Jahren Vampir, aber es war reiner Zufall gewesen, dass es überhaupt dazu kam. Er war so eine Art Kesselflicker, verkaufte Töpfe und Pfannen und reparierte sie, bot aber auch noch anderes an, Waren, die damals in New England schwer zu bekommen waren: Nadeln, Faden, Krimskrams eben. Mit Pferd und Wagen fuhr er von Stadt zu Stadt und von Farm zu Farm, immer allein. Und als er eines Nachts wieder mal im Wald kampierte, traf Solomon auf einen von uns. Er hat mir erzählt, dass er diese erste Begegnung überlebt hat. Doch der Vampir folgte ihm in der Nacht zu seinem nächsten Lager und griff ihn wieder an. Dieser zweite Angriff verlief dramatisch. Der Vampir trank von ihm und ließ ihn dann vermeintlich tot dort liegen, ohne die Wandlung bemerkt zu haben - oder zumindest möchte ich das glauben. So wurde Solomon einer jener Unglücklichen, die zufällig zum Vampir wurden. Er war ganz allein auf sich gestellt und musste sich alles selbst beibringen.«
    »Klingt richtig schrecklich«, sagte ich, und das meinte ich ernst.
    Sie nickte. »Ja, das war es wohl. Er hat sich nach New Orleans durchgeschlagen, um den Leuten aus dem Weg zu gehen, die sich gewundert hätten, warum er gar nicht alterte. Wo er dann Lorena begegnete. Nach seinem Mahl verließ er das Bordell

Weitere Kostenlose Bücher