Vor Vampiren wird gewarnt
nicht wie die Sorte Mann gewirkt, die Leuten einfach so erlaubte, sein Land regelmäßig zu benutzen.
»Nein danke, Sookie. Ich will dich nicht um noch einen Gefallen bitten. Du bist eine Freundin des Rudels. Wir sollen eigentlich auf dich aufpassen, nicht du auf uns.«
»Mach dir deshalb keine Gedanken. Ihr könnt alle gern hier herauskommen. Und wenn du willst, dass ich diesen angeblichen Freunden deines Dads mal die Hand schüttele, dann tu ich es.« Ich war selbst neugierig, warum sie so kurz vor Vollmond wohl auf der Herveaux-Farm aufgetaucht waren. Neugierig und argwöhnisch.
Alcide meinte, er werde über die Sache mit den Anglern noch mal nachdenken, und dankte mir etwa sechs Mal dafür, dass ich ja gesagt hatte.
»Schon in Ordnung«, erwiderte ich und hoffte, dass das auch der Wahrheit entsprach. Und dann hatte Alcide endlich den Eindruck, dass er sich oft genug bedankt hatte, und wir legten auf.
Ich ging mit meinem Becher Kaffee ins Haus; erst als ich in den Spiegel im Wohnzimmer blickte, bemerkte ich, dass ich lächelte. Ja, gestand ich mir ein, ich freute mich auf das Kommen der Werwölfe. Es würde schön sein, sich nicht so ganz allein zu fühlen mitten im Wald. Ziemlich peinlich, wie?
Meine wenigen gemeinsamen Abende mit Eric liefen gut, doch er verbrachte immer noch Unmengen an Zeit mit seinen Vampirangelegenheiten. Was mich langsam ein wenig nervte. Okay, nicht nur ein wenig. Wenn man der Boss ist, sollte man doch wohl in der Lage sein, sich hin und wieder mal frei zu nehmen, richtig? Das ist einer der Vorteile davon, der Boss zu sein.
Aber irgendetwas war los bei den Vampiren; die Anzeichen waren mir leider nur allzu vertraut. Mittlerweile hätte das neue Regime gefestigt und Erics neue Rolle innerhalb des Systems klar definiert sein müssen. Victor Madden war König Felipes Repräsentant in Louisiana und hätte eigentlich mit der stellvertretenden Leitung des Königreichs unten in New Orleans völlig ausgelastet sein sollen. Und es hätte allein Erics Aufgabe sein sollen, den Bezirk Fünf auf die ihm eigene effiziente Weise zu leiten.
Doch Erics blaue Augen begannen stählern zu funkeln, wann immer Victors Name fiel. Meine wahrscheinlich auch. Denn so wie die Dinge zurzeit standen, hatte Victor Macht über Eric, und es gab nicht allzu viel, was wir dagegen tun konnten.
Ich hatte Eric gefragt, ob Victor einfach die Behauptung aufstellen könne, Erics Leistungen im Bezirk Fünf seien nicht zufriedenstellend, eine schreckliche Vorstellung.
»Ich bewahre Unterlagen auf, um das Gegenteil beweisen zu können«, sagte Eric. »Und ich bewahre sie an verschiedenen Stellen auf.« Das Leben all seiner Leute, und vielleicht auch mein eigenes Leben, hing davon ab, dass Eric festen Fuß fasste im neuen Regime. Ich wusste, wie sehr es darauf ankam, dass er seine Position unangreifbar machte, und ich wusste, dass ich nicht jammern sollte. Aber es ist nicht immer leicht, die Gefühle zu empfinden, die man empfinden sollte.
Alles in allem wäre etwas Wolfsgeheul rund ums Haus also eine nette Abwechslung. Zumindest wäre es mal was Neues und irgendwie anders.
Als ich an diesem Tag zur Arbeit kam, erzählte ich Sam von Alcides Anruf. Echte Gestaltwandler sind selten. Und weil es in dieser Gegend keine anderen gab, verbrachte Sam manchmal Zeit mit denen, die zwei Gestalten hatten. »Hey, warum kommst du nicht auch raus zu mir?«, schlug ich vor. »Du als echter Gestaltwandler könntest dich doch auch in einen Wolf verwandeln, oder? Und dann mischst du dich einfach unter die anderen.«
Sam lehnte sich in seinen alten Drehstuhl zurück, froh darüber, erst mal keine Formulare mehr ausfüllen zu müssen. Sam ist dreißig und damit drei Jahre älter als ich.
»Ich habe mich ein paar Mal mit einer Frau aus dem Rudel getroffen, könnte also Spaß machen«, sagte er und dachte über den Vorschlag nach. Doch schon im nächsten Moment schüttelte er den Kopf. »Das wäre ja, als würde ich mit schwarz angemaltem Gesicht für die Gleichberechtigung der Schwarzen demonstrieren. Quasi als Imitation des Originals. Deshalb habe ich mich auch nie den Panthern angeschlossen, obwohl Calvin mir immer sagt, ich sei jederzeit willkommen.«
»Oh«, sagte ich, peinlich berührt. »Daran habe ich nicht gedacht, tut mir leid.« Ich fragte mich, mit welcher Frau aus dem Rudel er sich getroffen haben mochte - aber auch hier galt: Es ging mich nichts an.
»Ach, mach dir keine Gedanken.«
»Ich kenne dich nun schon seit Jahren und
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