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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Alcide war im letzten Jahr an einem einzigen, ziemlich gewalttätigen Abend zum Leitwolf aufgestiegen. »Wie geht es dir?«»Blendend«, sagte ich und meinte es beinahe ernst. »Ich bin quietschvergnügt. Fit wie ein Turnschuh.« In ungefähr fünf Meter Entfernung sah ich einen Hasen durch das kleedurchwachsene Gras hoppeln. Frühling.
    »Bist du noch mit Eric zusammen? Ist er der Grund für deine gute Laune?«
    Jeder wollte es wissen. »Ich bin noch mit Eric zusammen. Was auf jeden Fall dazu beiträgt, dass ich glücklich bin.« Eric sagte mir allerdings dauernd, dass »zusammen sein« eigentlich der falsche Ausdruck sei. Ich selbst betrachtete mich nicht als verheiratet, da ich ihm einfach bloß einen Zeremoniendolch überreicht hatte (Eric hatte mein Unwissen als Teil seiner meisterhaften Strategie genutzt), aber die Vampire taten es. Eine Ehe von Vampir und Mensch ist nicht genau dasselbe wie eine unter Menschen, die »sich lieben, achten und ehren« wollen, doch Eric war davon ausgegangen, dass die Heirat für mich in der Vampirwelt von Vorteil sein würde. Und seitdem waren die Dinge ja auch ziemlich gut gelaufen, auf Vampirseite jedenfalls. Abgesehen von Victors Riesenlapsus, als er Eric verbot, mir zu Hilfe zu eilen, während ich beinahe starb - Victor, der wirklich unbedingt sterben musste.
    Mit einer Entschlossenheit, die man nur durch lange Übung erwarb, wandte ich meine Gedanken ab von diesen düsteren Gefilden. Na also. Das war schon besser. Inzwischen sprang ich wieder jeden Tag mit (fast) meiner alten Lebensenergie aus dem Bett. Am letzten Sonntag war ich sogar in die Kirche gegangen. Wirklich!
    »Was ist denn los, Alcide?«, fragte ich.
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte er, was mich nicht allzu sehr überraschte.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Könnten wir für unseren Vollmond-Auslauf morgen Nacht dein Land benutzen?«
    Ich hielt mich einen Augenblick zurück, um über seine Bitte nachzudenken, statt einfach automatisch ja zu sagen. Ich lerne eben doch aus Erfahrung. Das Gelände, das die Werwölfe brauchten, hatte ich, das war nicht das Problem. Ich besaß immer noch etwa zehn Hektar Land rund um mein Haus, auch wenn meine Großmutter den Großteil der alten Farm verkauft hatte, als sie die finanzielle Last, meinen Bruder und mich aufzuziehen, irgendwie schultern musste. Der Friedhof »Trautes Heim« schlug zwar eine Schneise in das Land zwischen Bills und meinem Grundstück, aber es war immer noch genug Platz - vor allem, wenn auch Bill ihnen Zutritt zu seinem Land gewährte. Und ich erinnerte mich daran, dass das Rudel schon einmal hier gewesen war.
    Ich drehte und wendete die Idee, um sie von allen Seiten zu betrachten. Ein offensichtlicher Nachteil fiel mir nicht auf. »Ihr könnt gern kommen«, sagte ich schließlich. »Aber ihr solltet euch auch mit Bill Compton absprechen.« Bill hatte übrigens auf keine meiner kleinen Nettigkeitsgesten reagiert.
    Vampire und Werwölfe neigen nicht dazu, die besten Freunde zu sein, aber Alcide ist ein praktisch veranlagter Mann. »Dann rufe ich Bill heute Abend an«, erwiderte er. »Hast du seine Nummer?«
    Ich gab sie ihm. »Warum nehmt ihr eigentlich nicht dein Land, Alcide?«, fragte ich aus reiner Neugier. Er hatte mir in einem zwanglosen Gespräch mal erzählt, dass das Reißzahn-Rudel den Vollmond gern auf der Herveaux-Farm südlich von Shreveport feierte. Das Land der Herveaux bestand zum größten Teil aus Nutzwald, extra wegen der Rudel-Jagden.
    »Ham hat heute angerufen und erzählt, dass beim Fluss unten eine Gruppe Einer zeltet.« »Einer«, eingestaltige Geschöpfe, so nannten die zweigestaltigen Wergeschöpfe gewöhnliche Menschen. Ich kannte Hamilton Bond vom Sehen. Seine Farm grenzte an die der Familie Herveaux an, und Ham beackerte auch ein paar Hektar Land für Alcide. Die Familie Bond gehörte schon genauso lange zum Reißzahn-Rudel wie die Herveaux.
    »Hast du ihnen denn erlaubt, dort zu zelten?«, fragte ich.
    »Sie sagten zu Ham, mein Dad habe ihnen immer erlaubt, dort im Frühling zu angeln. Deshalb hätten sie nicht daran gedacht, mich zu fragen. Das könnte stimmen. Ich kann mich allerdings nicht an sie erinnern.«
    »Selbst wenn es stimmt, ist es doch ziemlich unhöflich. Sie hätten dich anrufen sollen«, erwiderte ich. »Sie hätten dich fragen sollen, ob es dir auch passt. Willst du, dass ich mit ihnen rede? Ich kann herausfinden, ob sie lügen.« Jackson Herveaux, Alcides verstorbener Vater, hatte

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