Vor Vampiren wird gewarnt
Noch einen weiteren Kampf hätte ich bestimmt nicht überstanden.
»Du bist es doch, die dauernd Fragen stellt. Ich glaube, Eric wird demnächst hier auftauchen; ich rufe ihn besser mal an, damit er wegbleibt.« Pam wirkte leicht beunruhigt.
»Warum?« Mir wäre es, ehrlich gesagt, ganz lieb gewesen, wenn Eric aufgetaucht wäre und die Dinge geregelt hätte.
»Wenn sein Haus überwacht wird und er jetzt in sein Auto springt und in diese Richtung losfährt, um dich zu retten, dürfte es wohl ziemlich klar sein, dass wir beide für das verantwortlich sind, was Bruno und Corinna zugestoßen ist«, sagte Pam, definitiv genervt. »Streng bitte mal dein Hirn an, Sookie!«
»Mein Hirn ist völlig durchweicht«, erwiderte ich, und falls ich etwas gereizt klang, hätte das Pam sicher nicht allzu sehr überraschen dürfen. Doch sie hatte sowieso schon die entsprechende Kurzwahltaste ihres Handys gedrückt. Ich konnte Eric schreien hören, als er ans Telefon ging.
»Halt den Mund«, versetzte Pam, »dann erkläre ich es dir. Natürlich, sie lebt.« Jetzt herrschte Schweigen am anderen Ende.
Pam fasste die Situation mit ein paar prägnanten Sätzen zusammen und schloss mit dem Rat: »Fahr irgendwohin, wo du aus gutem Grund einfach so plötzlich auftauchen kannst. Zurück ins Fangtasia, um dich um irgendein Problem selbst zu kümmern. Zur Nacht-Reinigung, um deine Anzüge abzuholen. Zum Supermarkt, um ein Sixpack TrueBlood zu kaufen. Aber führe sie nicht hierher.«
Nach einigem weiterem Protest sah Eric anscheinend ein, wie vernünftig Pams Vorschlag war. Ich konnte seine Worte nicht richtig verstehen, obwohl er immer noch auf Pam einredete.
»Sie hat ein paar blaue Flecken am Hals«, sagte Pam ungeduldig. »Ja, sie hat Bruno allein umgebracht.« Pam drehte sich zu mir um. »Er ist stolz auf dich«, sagte sie leicht angesäuert.
»Pam hat mir den Dolch gegeben«, krächzte ich, denn ich wusste, dass er mich gut hören konnte.
»Aber es war Sookies Idee, den Lexus hier wegzuschaffen«, fügte Pam mit der Attitüde einer Person hinzu, die um jeden Preis fair sein wollte, und wenn es sie das Leben kostete. »Ich denke ja schon darüber nach, wo wir ihn hinfahren könnten. Die Fernfahrerraststätten haben sicher alle Überwachungskameras. Ich glaube, wir lassen ihn am besten ein gutes Stück hinter der Ausfahrt nach Bon Temps auf dem Standstreifen stehen.«
Und das taten wir. Pam hatte ein paar Handtücher in ihrem Kofferraum, die ich über den Fahrersitz des Lexus breitete, während Pam in Corinnas Asche herumstocherte und tatsächlich den Autoschlüssel auftrieb. Ich ließ den Motor an und sah mir das Armaturenbrett mit all den modernen Instrumenten an. Den werde ich schon fahren können, sagte ich mir, und dann folgte ich vierzig Minuten lang Pam. Ich warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Wegweiser mit der Aufschrift »Bon Temps«, als wir daran vorbeibrausten, doch es half nichts. Ich hielt erst auf dem Standstreifen an, als auch Pam es tat, und befolgte all ihre Anweisungen: ließ den Zündschlüssel im Lexus stecken, wischte das Lenkrad mit den Handtüchern ab (die ganz feucht waren von meinen nassen Kleidern) und stieg wieder zu Pam ins Auto. Der Regen hatte keinen Moment lang nachgelassen.
Jetzt mussten wir nur noch zurück zu mir nach Hause. Auf dem Weg dorthin tat mir bereits jedes einzelne Gelenk weh, und mir war auch ein wenig übel. Dann, endlich, endlich, hielten wir vor meiner Hintertür an. Zu meinem Erstaunen beugte Pam sich zu mir herüber und umarmte mich. »Du hast dich wacker geschlagen«, sagte sie, »und getan, was getan werden musste.« Ausnahmsweise wirkte sie sogar mal so, als würde sie sich nicht insgeheim über mich lustig machen.
»Ich hoffe, das alles war auch der Mühe wert«, erwiderte ich und klang genauso bedrückt und erschöpft, wie ich mich fühlte.
»Wir sind noch am Leben, also hat es sich doch schon gelohnt«, meinte Pam.
Das konnte ich nicht bestreiten, auch wenn irgendetwas in mir es wollte.
Ich stieg aus dem Auto und trottete quer über den patschnassen Hof. Immerhin, es hatte schließlich doch noch aufgehört zu regnen.
Claude machte die Hintertür auf, als ich eben nach dem Knauf griff. Er hatte den Mund schon geöffnet, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder, als er sah, in welchem Zustand ich war. Er machte die Tür hinter mir zu und verriegelte sie.
»Ich muss unter die Dusche«, sagte ich nur, »und dann gleich ins Bett. Gute Nacht, Claude.«
»Gute
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