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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und sah, dass eine Frau aus dem Lexus gestiegen war.
    »Sie sind hier, um uns umzubringen«, sagte Pam leise. »Ich kann sie nicht beide töten, du musst mir helfen.«
    »Sie wollen uns umbringen?« Jetzt hatte ich wirklich Angst.
    »Es gibt keinen anderen Grund dafür, dass Victor zwei Leuten eine Aufgabe überträgt, für die auch einer gereicht hätte«, erklärte Pam mir in ruhigem Ton. Offenbar dachte sie sehr viel schneller als ich. »Los geht's! Wenn wir den Frieden wahren können, müssen wir es versuchen, für den Moment zumindest. Hier.« Sie drückte mir etwas in die Hand. »Zieh ihn aus dem Futteral. Es ist ein Silberdolch.«
    Ich dachte an Bills fahlgraue Haut und daran, wie langsam er sich seit der Silbervergiftung bewegte. Es schauderte mich, doch ich ärgerte mich auch über meine Zimperlichkeit. Ich zog den Dolch aus dem Lederfutteral.
    »Wir müssen wohl aussteigen, wie?«, fragte ich und versuchte zu lächeln. »Okay, los geht's.«
    »Sookie, sei mutig und rücksichtslos«, sagte Pam noch, öffnete die Tür und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich schickte Eric in Gedanken einen letzten Liebesgruß, quasi zum Abschied, während ich mir den Dolch hinten in den Rockbund steckte. Dann stieg auch ich aus dem Auto und in die regennasse Dunkelheit, die Hände ausgestreckt, um zu zeigen, dass sie leer waren.
    Innerhalb von Sekunden war ich völlig durchnässt. Ich strich mir das Haar hinter die Ohren, damit es mir nicht in die Augen hing. Die Schweinwerfer des Lexus waren zwar an, doch es war sehr dunkel. Das einzige andere Licht kam von den vorbeisausenden Autoschweinwerfern auf beiden Seiten der Autobahn und von dem hell erleuchteten Fernfahrerrastplatz ungefähr eine Meile entfernt. Ansonsten waren wir irgendwo im Nirgendwo, an irgendeinem Teilstück einer mehrspurigen Autobahn mit Wald zu beiden Seiten. Die Vampire konnten sehr viel besser sehen als ich. Aber ich wusste, wo jeder einzelne war, weil ich meinen mir eigenen Sinn einsetzte und nach ihren Gehirnen tastete. Vampire nehme ich als Punkte tiefer Stille in meiner Umgebung wahr, fast wie schwarze Löcher in der Atmosphäre. Es ist wie ein Suchen nach dem, was nicht da ist.
    Keiner sagte ein Wort, und das einzige Geräusch war das Getrommel des Regens auf den Autodächern. Nicht einmal ein vorbeifahrendes Auto war zu hören. »Hi, Bruno«, rief ich so munter, dass es fast schon verrückt klang. »Wen haben Sie denn da bei sich?«
    Ich ging zu ihm hinüber. Jenseits des Mittelstreifens schoss ein Auto Richtung Westen vorbei. Falls der Fahrer uns bemerkt hatte, sah es sicher so aus, als hätten zwei gute Samariter angehalten, um Leuten zu helfen, deren Auto liegen geblieben war. Menschen sehen, was sie sehen wollen... was sie zu sehen erwarten.
    Als ich jetzt näher dran war an Bruno, konnte ich sehen, dass ihm sein kurzes braunes Haar am Kopf klebte. Ich war Bruno erst einmal zuvor begegnet, doch er hatte denselben ernsten Ausdruck im Gesicht wie in jener Nacht, als er vor meinem Haus stand und nur auf eine Gelegenheit wartete, es mit mir darin niederzubrennen. Bruno war der ernsthafte Typ Mann, so wie ich der muntere Typ Frau bin, beides eine Position, auf die man sich immer zurückziehen konnte.
    »Hallo, Miss Stackhouse«, erwiderte Bruno. Er war nicht größer als ich, aber ein sehr stämmiger Mann. Die Vampirin, die Pam Corinna genannt hatte, tauchte an Brunos rechter Seite auf. Corinna war - einst - Afro-Amerikanerin, und Regenwasser tropfte von den Enden ihrer kunstvoll geflochtenen Zöpfe. Die darin eingeflochtenen Perlen klickten aneinander, ein Geräusch, das ich so gerade eben im Regengetrommel wahrnehmen konnte. Sie war schlank und groß, und sie hatte ihre Größe noch mit sieben Zentimeter hohen Absätzen aufgestockt. Obwohl sie ein Kleid trug, das wahrscheinlich sehr teuer gewesen war, hatte ihre ganze Erscheinung unter dem strömenden Regen stark gelitten. Im Grunde sah sie aus wie eine sehr elegante, ertränkte Ratte.
    Weil ich schon fast kopflos war vor lauter Angst, begann ich zu lachen.
    »Haben Sie einen platten Reifen oder so was, Bruno?«, fragte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie sonst hier draußen am Ende der Welt im strömenden Regen machen sollten.«
    »Ich habe auf dich gewartet, Miststück.«
    Ich war nicht ganz sicher, wo Pam war, konnte aber keine Gedankenkraft erübrigen, um nach ihr zu suchen. »Immer schön höflich bleiben, Bruno! Um mich so nennen zu dürfen, kennen Sie mich nicht gut genug. Sie

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