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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ich schüttelte einmal kurz, aber entschieden den Kopf.
    »Eric, erzähl mir, wie es dir in dieser Zeit ergeht«, forderte Appius Livius seinen älteren Sohn mit echtem Interesse auf. Er streckte eine Hand nach Alexej aus und strich dem Jungen über den Rücken, als wäre er ein Welpe. Aber ich konnte nicht bestreiten, dass Zuneigung in der Geste lag.
    »Es geht mir sehr gut. Bezirk Fünf floriert. Ich bin der einzige Sheriff in Louisiana, der die Übernahme durch Felipe de Castro überlebt hat.« Es gelang Eric, in völlig emotionslosem Ton zu sprechen.
    »Wie kam es dazu?«
    Eric gab dem älteren Vampir eine Zusammenfassung der vampirpolitischen Situation in Louisiana. Und als er den Eindruck bekam, dass Appius Livius genug hatte von den Intrigen um Felipe de Castro und Victor Madden, fragte er: »Und wie kam es dazu, dass du zur Rettung dieses jungen Mannes zur Stelle warst?« Eric lächelte Alexej an.
    Das versprach interessant zu werden, jetzt, da ich Alexejs grauenhafte Geschichte über das »Würzen« seines Grabes schon kannte. Während Alexej in entrücktem Schweigen dasaß, erzählte Appius Eric, wie er die russische Zarenfamilie 1918 ausfindig gemacht hatte.
    »Obwohl ich so etwas schon erwartet hatte, musste ich viel schneller handeln, als ich dachte«, sagte Appius und trank seine Flasche TrueBlood aus. »Die Entscheidung, sie zu ermorden, fiel so rasch und wurde so eilig ausgeführt. Keiner wollte, dass die Männer Zeit hatten, noch ein zweites Mal darüber nachzudenken. Viele der Soldaten hielten ihr eigenes Tun für frevelhaft.«
    »Aber warum wolltest du gerade die Romanows retten?«, fragte Eric, als wäre Alexej gar nicht da.
    Appius Livius lachte herzhaft. »Ich hasste die verdammten Bolschewiken«, sagt er. »Und es verband mich etwas mit dem Jungen. Rasputin hatte ihm seit Jahren mein Blut gegeben. Ich war ja zufällig schon in Russland. Du erinnerst dich noch an das Massaker von St. Petersburg?«
    Eric nickte. »Allerdings. Ich hatte dich seit vielen Jahren nicht gesehen und damals auch nur kurz.« Eric hatte mir von dem Massaker von St. Petersburg schon mal erzählt. Ein Vampir namens Gregory war von einer rachsüchtigen Mänade mit Wahnsinn geschlagen worden und hatte ein Blutbad angerichtet. Es waren zwanzig Vampire nötig gewesen, um ihn zu bändigen und dann seine Taten zu verschleiern.
    »Nach jener Nacht, in der so viele von uns zusammen die Beweise vernichteten, nachdem Gregory überwältigt war, entwickelte ich eine Vorliebe für russische Vampire - und auch für das russische Volk.« Er unterstrich seine Liebe für das russische Volk mit einem gütigen Nicken in Richtung von Jason und mir als den Repräsentanten des Menschengeschlechts. »Die verdammten Bolschewiken haben so viele von uns umgebracht. Ich war tief betrübt. Der Tod von Fjodor und Welislawa war besonders schlimm. Sie waren großartige Vampire und beide Hunderte von Jahren alt.«
    »Ich habe sie gekannt«, sagte Eric.
    »Ich sandte ihnen eine Nachricht und bat sie, Russland zu verlassen, ehe ich mich auf die Suche nach der Zarenfamilie machte. Alexej konnte ich aufspüren, weil er mein Blut hatte. Rasputin wusste, was wir waren. Jedes Mal, wenn die Bluterkrankheit des Jungen sehr schlimm wurde und die Zarin Rasputin zu sich rief, damit er ihn behandelte, bat er um etwas Blut von mir, und der Junge erholte sich wieder. Ich hörte Gerüchte, dass man die Zarenfamilie ermorden wollte, und begann, der Fährte meines Blutes zu folgen. Und stell dir vor, als ich mich auf den Weg machte, um sie zu retten, fühlte ich mich geradezu wie diese Kreuzfahrer!«
    Sie lachten beide, und erst da begriff ich, dass die beiden Vampire tatsächlich Kreuzfahrer gesehen hatten, die echten christlichen Kreuzritter. Als ich mir vorzustellen versuchte, wie alt sie waren, wie viel sie mit eigenen Augen gesehen hatten und wie viele Erfahrungen sie gemacht hatten, die fast niemand auf Erden teilte, schwindelte mir.
    »Sook, du hast echt interessante Gäste«, sagte Jason.
    »Hör mal, ich weiß, dass du gehen willst, aber es wäre mir sehr lieb, wenn du noch ein Weilchen bleiben könntest«, erwiderte ich. Ich war gar nicht glücklich über den Besuch von Erics Schöpfer und Alexej, aber da Alexej Jason offenbar mochte, könnte seine Anwesenheit diese unangenehme Situation vielleicht etwas entspannen.
    »Ich bring nur eben den Tisch zum Pick-up raus und ruf Michele an«, sagte Jason. »Willst du mitkommen, Alexej?«
    Appius Livius rührte sich

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