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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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goldenen Henkel!
    Es gibt eine weitere Affäre, die mit Ihrem Namen verbunden ist: Nachdem eine Kadettin der Gorch Fock beim Sturz aus der Takelage tödlich verunglückt war, geriet im Januar dieses Jahres ein Schreiben des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus an die Öffentlichkeit, in dem die Zustände auf dem Segelschulschiff massiv kritisiert werden. Gibt es aus Ihrer Sicht eine Gemeinsamkeit zwischen der Kundus- und der Gorch-Fock-Affäre?
    Nein! Es stimmt jedenfalls nicht, wenn behauptet wird, der Guttenberg neige zu personellen Schnellschüssen.
    In beiden Fällen haben Sie mit Entlassungen beziehungsweise Suspendierung reagiert, nachdem die BIL D-Zeitung und die BILD am Sonntag große Berichte angekündigt hatte.
    Das stimmt nicht. Im Fall Gorch Fock wurde ich nicht allein von Journalisten informiert; nach dem Vorbringen des Wehrbeauftragten lagen mir mehrere Berichte über die Zustände an Bord vor. Man kann sich doch vorstellen, dass man als Minister in dieser Situation sehr unterschiedliche Stellungnahmen aus den eigenen Reihen einholt, von Fachleuten, vom Militär selbst. Das alles trägt zu einem Bild bei.
    |89| Am 21.   Januar 2011, einem Freitag, haben Sie im Bundestag noch vor einer Vorverurteilung des Kapitäns der Gorch Fock gewarnt. Am Abend desselben Tages sprachen Sie dann mit dem stellvertretenden Chefredakteur der BILD am Sonntag, Michael Backhaus. Der berichtete Ihnen, dass am Sonntag eine große Reportage über das Leben an Bord der Gorch Fock erscheinen werde. Daraufhin, heißt es, hätten Sie sich entschieden, den Kommandanten Norbert Schatz seines Postens zu entheben.
    So einfach kann man es sich nicht machen. Herr Backhaus hat mich zu einer Wahlkampfveranstaltung begleitet, was ja nichts Ungewöhnliches ist. An diesem Freitag kamen verschiedene Dinge zusammen, die für mich entscheidungserheblich waren: Mich erreichten weitere Nachrichten über die Gorch Fock, nicht allein über die »rote Gruppe« des Springer-Verlags, sondern auch aus anderen Quellen.
    Welche waren das?
    Das waren Hinweise von anderen Medien, vor allem aber Berichte aus der Truppe selbst. Im Übrigen lief das Ganze ja schon seit ein paar Tagen. Mein Kenntnisstand beruhte nicht nur auf dem, was Herr Backhaus mir berichtete. Über diesen Ablauf wurde viel Unsinn geschrieben.
    Stimmt es denn, dass es keinen Kontakt zu Herrn Schatz vor dessen Abberufung gab?
    Auch das ist völliger Blödsinn! Mit dem Kapitän ist geredet worden, der zuständige Inspekteur der Marine hat mit ihm über die Vorwürfe gesprochen.
    Sie selbst haben nicht mit ihm gesprochen?
    Nein, das war auch nicht meine Aufgabe. Dafür gibt es fachzuständige Inspekteure, ein Verteidigungsministerium |90| besteht ja nicht nur aus dem Minister! Die Inhalte dieses Gesprächs mit dem Kapitän wurden mir dann berichtet. Und auf der Grundlage all dieser Informationen habe ich dann meine Entscheidung getroffen, ihn vorübergehend von seinen Führungsaufgaben zu entbinden. Ein Rat, der mir übrigens auch von der militärischen Spitze gegeben wurde. Es war eine harte Entscheidung, die ich vergleichsweise schnell getroffen habe. Ich würde sie allerdings jederzeit wieder so treffen. Später wurde ich in meiner Einschätzung durch den Abschlussbericht des Havarie-Beauftragten der Marine und die daraus folgenden Konsequenzen ausdrücklich bestätigt. Das wiederum war einigen Journalisten, die sich damals fürchterlich erregt hatten, noch nicht einmal eine kleine Meldung wert.
    Sie sagen immer wieder, dass Sie alles genau so wieder machen würden – sind Sie eigentlich ein Fan von Edith Piaf?
    Wieso?
    »Je ne regrette rien«   …
    Nein. Ich würde meine Doktorarbeit mit Sicherheit nicht mehr so schreiben, wie ich sie geschrieben habe. Und ich habe in meiner politischen Zeit fraglos auch einige Fehler gemacht. Aus jedem habe ich etwas gelernt.
    Warum haben Sie im Fall Gorch Fock nicht gewartet, bis die Ergebnisse einer Untersuchung vorlagen? Weil Sie unter politischem Druck standen?
    Ich habe Kapitän Schatz ja nicht »rausgeschmissen«, wie es in den Zeitungen hieß. Ich habe ihn lediglich suspendiert, und zwar für die Zeit, in der die Untersuchungen liefen. Wenn sie positiv für ihn verlaufen wären, hätte er in sein Amt auch zurückkehren können. Meine Entscheidung |91| war also sehr wohl an die Untersuchung gebunden. Aber man kann jemanden, der – berechtigt oder unberechtigt – derartigen Vorwürfen ausgesetzt ist, kaum die Verantwortung für ein so

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