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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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lausiger Pianist, weil ich viel zu wenig spiele. Und wenn ich spiele, dann am liebsten allein. Ich habe ein unsägliches Lampenfieber, wenn ich mich ans Klavier setze und vor Publikum spiele.
    Ist es dann so, als ob Ihr Vater wieder hinter Ihnen stehen würde?
    Nein, aber wenn Sie mich eine Mozart-Sonate vor meinen Töchtern spielen lassen, fühle ich mich bereits seltsam |110| unsicher. Sie können mich in einem Bierzelt mit 5000   Menschen reden lassen, aber zwingen Sie mich bitte nicht, vor fünf Leuten zu musizieren.
    Was spielen Sie denn gern?
    Sehr unterschiedliche Dinge. Aber weil ich es so selten tue, habe ich sicherlich nicht mehr den Ausdruck und die Kunstfertigkeit wie in jüngeren Jahren. Wenn ich die Zeit finde, spiele ich aber gern, auch in Amerika.
    Sie haben das Klavier mitgenommen?
    Einen kleinen Stutzflügel, ja.
    Gab es mal eine Phase in Ihrem Leben, in der Sie Musiker werden wollten? Immerhin ist Ihr Vater Dirigent.
    Als mein Bruder und ich so zwölf, dreizehn Jahre alt waren, tauchte die Frage auf, ob wir das Musizieren intensivieren oder vielleicht sogar professionalisieren wollten. Die Entscheidung hat mein Vater aber uns überlassen. Und wir hatten damals beide den Eindruck, dass wir nicht so ein verrücktes Leben wie unser Vater führen wollten, was   …
    … Ihnen auch fabelhaft gelungen ist   …
    … was dazu führte, dass zumindest mein Leben noch verrückter wurde, ja.
    Und dann, so habe ich es gelesen, gab es mal die Option, Springreiter oder Dressurreiter zu werden?
    Ja, auch da gab es mal die Option, das weiter auszubauen. Aber das wäre ein Leben gewesen, wo man jedes Wochenende auf Turnieren herumgeturnt wäre. Das |111| sollte es dann auch nicht sein. Aber ich bin weiterhin ein begeisterter Reiter.
    Ihr Vater gehörte zu den Mitbegründern des BUND, und die historischen Väter der deutschen Umweltbewegung, von Hubert Weinzierl bis Herbert Gruhl, gingen bei Ihnen zu Hause ein und aus.
    Das stimmt, besonders gut kann ich mich an Weinzierl erinnern. Mit ihm habe ich mich auch in den letzten Jahren getroffen, und ich halte ihn für einen ganz großen, unbestechlichen Kopf der Umwelt- und Naturschutzbewegung, der mitunter zu wenig gewürdigt wird. Er ist ein hochinteressanter, sehr analytischer und trotzdem passionierter Charakter, das ist eine Kombination, die man selten sieht.
    Wann haben Sie zum ersten Mal verstanden, wofür Ihr Vater sich da engagiert?
    Schon sehr früh. Die Warnungen vor dem drohenden Weltuntergang habe ich schon als Kind gehört.
    Sich aber nicht davon schrecken lassen?
    Nein. Aber ich bin sehr beeindruckt von der Emphase und auch der Empathie, die mein Vater und seine Mitstreiter aufbringen.
    Sie haben Ihren Vater mal als bekennenden Apokalyptiker bezeichnet, das klingt nicht so positiv.
    Ich habe eine andere Herangehensweise, aber das Thema ist mir unglaublich wichtig.
    Wodurch zeichnet sich Ihre Herangehensweise aus?
    Sie ist pragmatischer und optimistischer. Aber sie ist |112| sicherlich von den gleichen Szenarien und den gleichen Sorgen geprägt, die auch meinen Vater bewegt haben. Und ich glaube, dass wir politisch auf diesem Feld viel zu wenig tun.
    Können Sie sich noch an die Tage erinnern, in denen bei Ihrem Vater der Entschluss reifte, aus der CSU auszutreten?
    Ich kann mich an die Debatte erinnern, ja. Es ging darum, dass der damalige bayerische Ministerpräsident Max Streibl nicht an einer Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit teilnehmen wollte. Das war ein Punkt, der damals auch in der Familie diskutiert wurde. Mein Vater ist daraufhin aus der Partei ausgetreten, und ich finde, das verdient durchaus Respekt.
    Sie haben ihn dann ja, so schreiben es Lohse und Wehner, auf elegante Weise wieder reingeschmuggelt.
    Ich glaube, er ist bis heute nur in Maßen begeistert, wie das geschehen ist. Ich habe in einer Festhalle im oberfränkischen Stadtsteinach geredet. Mein Vater hat sich in diese Halle geschlichen, um mir zuzuhören. Er saß ganz hinten.
    Er war neugierig auf Sie?
    Ja, und er wurde natürlich erkannt, es entstand eine gewisse Unruhe, woraufhin ich ihn erspäht habe. Ich habe ihn begrüßt und gesagt: Es ist ja allen bekannt, dass mein Vater aus der CSU ausgetreten ist, und die einzige Möglichkeit, dieser barocken Seele wieder den Weg zurück zu ebnen, besteht darin, dass wir ihm ein Parteibuch mit Goldschnitt zukommen lassen.
    Großer Applaus?
    |113| Relativ groß, ja. Vernichtend für meinen Vater. Er kam aus der Nummer nicht mehr raus.

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