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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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aufschlagen.
    Für meine Generation, ich bin ja älter als Sie, verkörpert Kissinger auch die zynische Machtpolitik, etwa in seiner Haltung zu Chile.
    Ja, man muss dabei aber auch bedenken, dass er in komplexen Situationen Entscheidungen treffen musste. Er ist wirklich eine der außergewöhnlichsten außenpolitischen Größen, die nicht so breit gestreut sind. Er vereint Intellekt und Instinkt.
    Kissinger steht auch für das Prinzip, dass der Zweck fast alle Mittel heiligt.
    Diesem Satz würde ich in seiner Allgemeinheit nicht zustimmen. Ich glaube aber, dass Kissinger mittlerweile in einigen Punkten auch zur Selbstkritik fähig ist.
    Zurück zu Kohl, Fischer, Schröder und Schmidt   …
    … das sind so unterschiedliche Charaktere! Sie mögen diesen Instinkt gemeinsam haben, aber sonst muss man schon differenzieren. Und ich würde es auch nie wagen, mich in diese Liste einzureihen.
    Würden Sie sagen, dass das alles außergewöhnliche Figuren waren, die sich um die Bundesrepublik verdient gemacht haben?
    |139| Ja, durchaus. Ich habe auch kein Problem damit, Leistungen von Joschka Fischer anzuerkennen.
    Auch sein Nein zum Irak-Krieg?
    Ich glaube, dass das Nein zum Irak-Krieg keine falsche Sache war. Es war damals sicher eine der schwierigsten Entscheidungen, auch für einen Joschka Fischer. Und ich kann mir vorstellen, dass er stärker hin- und hergerissen war, als er das möglicherweise selbst einräumt.
    Haben Sie denn eine Erklärung dafür, warum Sie von einem großen Teil der Bevölkerung so gemocht wurden und offenbar immer noch werden?
    Nein.
    Das nehme ich Ihnen nicht ab.
    Ich habe versucht, mir das zu erklären. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg gehalten habe, ganz egal, ob das der Parteilinie entsprach oder nicht. Den alten Spruch »aus seinem Herzen keine Mördergrube machen« mit Leben zu füllen, das hat womöglich an der einen oder anderen Stelle überzeugt. Außerdem war es mir immer wichtig, nicht nur meine Position zu begründen, sondern auch zu erklären, warum ich unter bestimmten Umständen von einer Position abrücke. Ich wollte die Menschen an meinen Entscheidungsprozessen teilhaben lassen.
    Das könnte der rationale Teil der Erklärung sein. Gibt es auch einen irrationalen Teil, um das Phänomen Guttenberg zu erklären?
    Den kann ich nicht finden.
    |140| Haben Sie sich manchmal als Projektionsfläche gefühlt?
    Projektionen gab es vielleicht, aber ich weiß nicht genau, wie sie abliefen.
    Junger Edelmann, schöne Frau, finanziell unabhängig   …
    Das sind doch im Grunde alles politische Anti-Klischees!
    Es sind jedenfalls alles unpolitische Aspekte.
    Als ich damals mit dem Gedanken spielte, in die Bundespolitik zu gehen, habe ich von mehreren Seiten zu hören bekommen: Ein Freiherr, ein unabhängiger Kopf, der noch nicht einmal mit Blick auf seine Körperfülle den Erwartungen entspricht, kann in diesem Geschäft überhaupt keinen Blumentopf gewinnen. Als ich mich dann auch für den Auswärtigen Ausschuss bewarb, war für viele gleich klar: Das kann nie etwas werden.
    Aber Sie waren selbstbewusst?
    Ja, und mich hat das einfach interessiert. Ich habe von Anfang an immer versucht, den Kontakt zu den Menschen zu suchen, gerade auch in Oberfranken. Das habe ich zu Hause gelernt: Dass man eben nicht irgendwelchen Erwartungshaltungen entsprechen, sondern in aller Offenheit auf die Menschen zugehen soll. Es hat mir nie Schwierigkeiten bereitet, mich beispielsweise in ein Bierzelt zu stellen und jene zu ärgern, die anfangs gesagt haben: Wenn man jemanden dort nicht hinstellen kann, dann ist das der Guttenberg.
    Für die meisten Menschen ein Albtraum, ein Bierzelt in Wallung zu bringen.
    |141| Für mich nicht. Wenn Sie die Menschen ernst nehmen, müssen Sie Bierzelte lieben.
    Wann sind Sie zum ersten Mal politisch im Bierzelt aufgetreten?
    In meinem ersten Wahlkampf, 2002.   Das war bei mir in Oberfranken, im Landkreis Lichtenfels. Ein wunderbarer Landkreis, wo solche Bierzelte noch ein echtes Erlebnis sind. Da kommen einfach zwei, dreitausend Menschen zusammen.
    Wie lief dann Ihre Rede im Bierzelt ab?
    Ich habe mit einem frechen Spruch begonnen, der gut ankam. Die Leute im Bierzelt gewinnen Sie entweder in den ersten zwei Minuten oder nie. Entweder Sie wecken das Interesse, oder es knickt Ihnen weg. Das ist wie bei einer Kutsche, wenn die Pferde durchgehen. Das Entscheidende ist, auf keinen Fall Routine zu zeigen und um Himmelswillen frei zu reden. Man

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