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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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aufgefallen, das er immer macht, bevor er mit einem neuen Gedanken rausrückt?«
    Ich wollte das Lachen unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Da ich gerade an meinem Strohhalm sog, begann ich nicht nur zu lachen, sondern auch zu husten. Die Kohlensäure kitzelte mich in der Nase. Genau in dem Moment, in dem ich versuchte, mir das Ginger Ale vom T-Shirt zu wischen, betrat er den Raum mit einer Frau vom Lehrbuchverlag. Er war groß, wohl um die eins fünfundachtzig, Mitte bis Ende dreißig. Er trug einen Anzug in Taupe – ich glaube, von Versace – zu einem feingewirkten Rollkragenpullover. Verführerisch wäre noch tiefgestapelt. Das dunkle Haar fiel ihm in weichen Stufen in den Nacken. Absolut perfekt, um es durch meine Finger gleiten zu lassen, dachte ich. Olivfarbene Haut, die aber auch gebräunt sein konnte. In dem Licht war es schwer zu sagen. Als eine andere Verlagsvertreterin die beiden grüßte, antwortete er mit einem Lächeln, das Funken versprühte. Aus braunen oder was für Augen? Wie auch immer, sein Blick hatte mich in dem Sekundenbruchteil seines Lächelns durchbohrt.
    »Wer ist der Typ da mit Allison?«, fragte ich. »Den habe ich beim Seminar nicht gesehen.«
    »Keine Ahnung«, meinte Maggie. »Aber er ist hinreißend. Ihr Mann vielleicht?«
    »Kommt, gehen wir unter die Leute«, sagte ich und stand auf. Ich mischte mich in Unterhaltungen über Trimburs neuesten Artikel ein und über die Gedenkfeier für Donald Murray und darüber, was an der Uni in Brooklyn so lief. Hatte ich schon das letzte Gerücht über die SCCC gehört? Die ganze Zeit folgte ich Versace aus dem Augenwinkel wie mit einer versteckten Kamera. Er umgarnte Professorinnen, nippte an seinem Drink, und buchstäblich jede Frau drehte sich nach ihm um. Mehr noch: Einige Frauen tauschten wissende Blicke hinter seinem Rücken aus, fast wie ein heimliches Händeschütteln.
    Ich musste herausfinden, wer er war.
    Ich ging auf eine Verlagsfrau zu.
    »Guter Job, Carol.«
    »Danke, Andi.«
    Carol war rund eins fünfundsechzig groß und hatte auffälliges orangerotes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Sie war blass und dünn, in den Vierzigern und trug immer Seidentücher zu Nadelstreifenanzügen oder Kostümen.
    Ich kam ihr ganz nah. »Und wer ist der Typ da, der mit Allison?«, fragte ich sie mitten in dem ganzen Geschwätz. Ihr Verkäuferinnen-Lächeln verwandelte sich in ein hinterlistiges Grinsen, wie bei der Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat. »Ist das ihr Mann?«, fragte ich.
    Sie brach in schallendes Gelächter aus. »Ach, du liebe Güte! Nein!«
    »Wer denn dann?«
    »Sagen wir’s mal so: Er ist ihr Begleiter bei der Cocktailparty.«
    »Er ist also an keiner Uni?«
    Irgendwie machte sie sich auf meine Kosten lustig und mir wurde heiß.
    »Nein. Aber er war wahrscheinlich mit fast jeder Professorin hier im Raum mal zusammen.«
    Zum zweiten Mal an diesem Abend verschluckte ich mich an dem Ginger Ale.
    »Wie bitte?«, spuckte ich hervor.
    »Jetzt ist er mit Allison zur Cocktailparty hier, aber er geht auch mit Wanda zur Sylvesterparty, ist an jedem dritten Sonnabend des Monats mit Joanne verabredet, und Sadie ruft ihn an, wenn sie mal wieder richtig flachgelegt werden will.« Ich sah sie immer noch verständnislos an: »Er ist ein Callboy.«
    Carol wandte sich einer neuen Unterhaltung zu. Maggie stand in einem Grüppchen von Postmodernistinnen vom College auf Long Island. In einer Gesprächspause zog ich sie zur Seite.
    Ich beugte mich vor und flüsterte ihr zu: »Er ist ein
Callboy,
Maggie! Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Du nimmst mich auf den Arm!«
    »Nein, ganz im Ernst. Carol hat es mir gerade gesteckt. Oder meinst du, sie hat mich angeflunkert?«
    »Woher soll ich das wissen? Wie sollen wir’s rausfinden?«
    »Na ja, wenn man Carol glaubt, kommt er mehr im Kollegium herum als wir.«
    »Er hat dich im Auge, weißt du das?«, fragte Maggie.
    Ich sah sie gespannt an. »Nimmst du mich jetzt auf den Arm?«
    »Ich hab gesehen, dass du ihm vorhin aufgefallen bist, und eben gerade auch, als du durch den Raum auf mich zugekommen bist. Er hat von derjenigen, mit der er, nein, von welcher er, also mit der er …«
    »Ist doch egal …«
    »… gerade gesprochen hat, zu dir hinübergesehen.«
    »Warum?«
    »Wie meinst du das, warum?«
    Ich gab ihr keine Antwort. Stattdessen ging ich zur Bar, um mir noch ein Ginger Ale zu holen. »Amüsieren Sie sich?«, hörte ich eine volle Baritonstimme hinter mir.
    Schnell

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