Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
bisschen Angst. Ich sagte nur, dass ich im letzten Jahr sehr viel dazugelernt habe und viel selbstbewusster geworden sei. Eine neu interpretierte Wahrheit.
Ich seufzte wieder.
Lange Zeit verstrich, vielleicht waren es auch nur fünf Minuten gewesen.
»Hoffentlich bekomme ich den Job an der NU«, sagte ich.
Irgendwann schlief ich zum Rhythmus seines Atmens ein.
Kapitel einundzwanzig
Am nächsten Morgen erwachten Sam und ich fast zur selben Zeit, und wir alberten eine Weile herum, bevor er aufstand, nach einer Zahnbürste für mich suchte und uns Frühstück machte. (Ich erfuhr auch, was
und so
, zu bedeuten hatte.) Da mir kalt war, zog ich seinen Flanell-Bademantel an und ging ins Badezimmer, um mich frisch zu machen. Mein Morgenatem oder meine zerzausten Haare waren mir egal.
Als ich die Treppe hinunterging, wurde der Duft von gebratenem Speck und Kaffee intensiver. Sam stand in Pyjamahose, alten Socken und einem heidegrauen Kapuzenpullover vom Edmund College vor dem Herd und wendete gerade geschickt einen Pfannkuchen in der Luft. Man hätte meinen können, er steckte in Klamotten von Armani, so wie ich ihn mit den Augen verschlang. Er schien auch etwas Ähnliches über mich zu denken, als ich hereinschlurfte.
»Hey, du Wunderbare!«
Ich sah über die Schulter, ob jemand hinter mir stand. Er lachte. »Du bist so komisch, Andrea.«
»Riecht lecker«, sagte ich, ging zu ihm und gab ihm einen Kuss.
»Speck und Kaffee sind die beiden besten Gerüche auf der Welt.«
Das fand ich nicht. »Wohl kaum.«
»Was denn sonst?«
»Wenn etwas gebacken wird, das ist der beste Geruch.«
»Und der schlimmste?«
»Ein totes Stinktier.«
Damit stimmte er überein.
Er stellte das Frühstück auf den Küchentisch: Speck,Würstchen, Pfannkuchen und Ahornsirup aus Vermont, Kaffee, Orangensaft und Rühreier.
»Heiliger Bimbam!«, rief ich, als ich begann, mir den Teller vollzuschaufeln. »Hat meine italienische Großmutter sich in deinen Körper gesetzt? Willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?«
»Frühstück ist die beste Mahlzeit des Tages, das weißt du doch!«
»Ich lasse immer gerne noch etwas Platz fürs Mittag- und Abendessen.«
»Warum sollten wir es nicht wie die Italiener machen und unsere Freuden genießen – gutes Essen und gute Gesellschaft?«
»
Buon appetito«
, sagte ich.
Als ich langsam zu essen begann, konnte ich nicht anders, als daran zu denken, was Maggie über Sam gesagt hatte: Dass er ein Typ war, mit dem man frühstückte. Ich war sehr zufrieden, und das lag nicht nur am Essen.
Nachdem wir abgewaschen hatten, nahm er mich in den Arm. »Und was machen wir heute, bevor ich dich wieder nach Long Island gehen lassen muss?«
Mir fiel da schon eine Menge ein.
Wir küssten uns lange und innig auf der Plattform der South Station, bevor wir voneinander abließen und ich in den Zug nach New York stieg. Ich konnte mich nicht auf mein Buch konzentrieren, und so lehnte ich mich entspannt zurück, schloss die Augen und ließ die Ereignisse des Wochenendes glücklich an mir vorüberziehen, bis ich zum wiegenden Rhythmus des Zuges und dem regelmäßigen Klacken der Räder einschlief. Ich stellte mein Handy erst wieder ein, als ich nachts in der Stadt ankam. Ich hatte mich entschieden, bei Maggie zuübernachten, da es schon sehr spät war und die Uni am nächsten Tag wieder losging. Ich rief Sam an, um ihn wissen zu lassen, dass ich gut angekommen war. Dann hörte ich eine Nachricht von Devin ab: »Hey, Andi, ich bin’s. Ich hab mich nur gefragt, ob du schon wieder zurück bist. Ruf mich an.«
Maggie fragte mir über das Wochenende Löcher in den Bauch, genau wie ich es erwartet hatte.
»Du hast mit ihm geschlafen, stimmt’s? Ich kann es an deinen Augen sehen.«
»Na ja, ja und nein. Kannst du dir vorstellen, dass er warten wollte?«
Ihr fiel das Kinn herab. »Nimmst du mich auf den Arm?
Er
wollte warten?«
Ich nickte und machte das Zeichen für Ehrenwort.
»Warum?«, fragte sie ungläubig.
»Er hat gesagt, er will mich nicht einfach vögeln und wieder wegschicken. Er wollte, dass wir uns erst ernsthaft zueinander bekennen, bevor wir Sex haben. Und glaub mir, ich war hundert Prozent bereit. Ich hätte es auch getan, wenn er es sich dann doch noch anders überlegt hätte.«
»Wow«, sagte sie verblüfft. »Ich habe nicht geglaubt, dass es solche Typen immer noch gibt.«
»Offensichtlich haben sie New York alle verlassen.«
»Ihr habt also das ganze Wochenende nichts gemacht?«
»Das habe
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