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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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ja, dass man Devins Beziehung zu seiner Familie im besten Fall angespannt nennen konnte. Auch wenn er nicht gern darüber sprach.
    »Es war in Ordnung.« Seiner knappen Antwort entnahm ich, dass er keine Lust hatte, darüber zu reden.
    Ich überflog die Speisekarte und entschied mich für Scampi. Er bestellte Schwertfisch. Als die Kellnerin uns die Speisekarten abgenommen hatte, sahen wir uns an, als wäre es unser erstes Date, und dazu noch ein blindes.
    »Also …«, begann ich noch einmal. Er hob die Augenbrauen und wartete darauf, dass ich fortfuhr, aber mir fiel absolut nichts ein.
    »Wie geht‘s bei der Arbeit?«, fragte er mich.
    »An der Uni, meinst du?« Es kam mir eigentlich kaum wie Arbeit vor, jedenfalls nicht im Sinn von mühsam. »Gut.«
    »Gute Kurse?«
    »Ja. Das Übliche, würde ich sagen. Nicht schlecht. Und bei dir?«
    »Das Übliche«, antwortete er, ohne näher darauf einzugehen. Wir wollten wohl beide nicht mehr über Devins Arbeit sprechen.
    »Nächste Woche beginnen die Frühlingsferien«, sagte ich.
    »Hast du irgendwelche Pläne?«
    »Maggie und ich fahren für ein paar Tage nach Florida«, erzählte ich ihm. »Auch wenn sich das ziemlich abgedroschen anhört, Florida im Frühling. Und übers Wochenende bin ich in Massachusetts.«
    Er machte große Augen. »Wirklich?«
    »Ja, ich bin jetzt schon wieder so lange hier. Ich freue mich richtig darauf.«
    »Gehst du wen besuchen?«
    Ich schwor, in dem Moment wusste er es. Hatte Maggie ihm etwas gesagt? Oder dachte er an Andrew? Er wusste von mir, dass ich Andrew zufällig bei der Konferenz getroffen hatte.
Erzähl es ihm! Erzähl es ihm!
    »Nur ein paar Freunde«, sagte ich.
    Super erzählt.
    »Na, dann amüsier dich gut«, sagte er. Er sah aus, als sollte er eine Abschlussklausur schreiben.
    »Mach ich bestimmt«, sagte ich.
    Die meiste Zeit während des Essens verging mit ähnlichem Small Talk, und ich fragte mich, warum wir so oberflächlich geworden waren. Ich sehnte mich nach den Tagen zurück, als die Stunden wie Minuten vergangen waren und unsere Unterhaltungen nur so sprudelten. Unser Lachen fehlte mir. Und die Zeiten, in denen ein Schweigen nicht auf uns gelastet hatte. Es war fast so, als würde uns eine Glasscheibe wie im Gefängnis trennen.
    Auf dem Weg nach East Meadow dachte ich nur daran, dass ich es gar nicht mehr erwarten konnte, Sam zu sehen.
    Während der Fahrt nach Orlando stritten Maggie und ich uns wie Schwestern. Die drei Strandtage verbrachte ichdamit, mich mit dem schnell näher rückenden Wochenende zu beschäftigen. Ich wollte nicht nur Sam besuchen, ich hatte für Freitag auch ein zweites Gespräch und eine Lehrprobe an der Northampton University auf deren Wunsch hin vereinbart. Maggie wusste noch immer nichts von meiner beruflichen Perspektive. Ich hatte Schuldgefühle, weil ich es ihr nicht sagte, weswegen ich wahrscheinlich dauernd Streit mit ihr anfing.
    Von Mittwoch auf Donnerstag fuhr ich mit Amtrak nach Boston, wo Sam mich an der South Station mit einem Blumenstrauß erwartete. Zu meiner Überraschung rannten wir auf der Plattform aufeinander zu; und hätten wir nichts in unseren Händen gehabt, ich war mir sicher, dann hätte er mich hochgehoben und herumgewirbelt. Er küsste mich auf die Lippen – es war himmlisch. Devin hatte vier Monate gebraucht, um mich auch nur auf die Wange zu küssen. Sam brauchte weniger als vier Sekunden seit dem Moment, als ich aus dem Zug gestiegen war.
    Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich hätte geschworen, ich käme nach Hause.
    Die Universität von Northampton hatte mich in einen nahe gelegenen Comfort Inn einquartiert. Nach einem späten Abendessen setzte Sam mich vor dem Hotel ab und gab mir einen Gutenachtkuss. Weich und zart und vollkommen.
    Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich an der NU. Danach war ich geistig erschöpft und körperlich müde von der Reise, rief Sam an und verbrachte die Nacht alleine in meinem Hotelzimmer, wo ich sehr schnell einschlief. Am nächsten Morgen holte er mich zum Frühstück in einem kleinen Café ab. Wir verbrachten den Tag damit, uns Amherst anzusehen. Er führte mich auch durch das Edmund College. Dann machten wir ein Picknick am See des Campus. Es war sonnig, aber noch frisch – das typische Märzwetter in Neuengland. Sam war sehr zugewandt und höflich, er hielt mir die Türen auf und kümmerte sich darum, dass es mir gut ging. Er bat mich sogar um
Erlaubnis
, mich bei der Hand zu nehmen. So ritterlich war ich noch nie

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