Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
zu warten, nahm er meine andere Hand und hielt nun beide Hände fest.
»Wenn es dir zu schnell geht, sag es mir«, schlug er vor. »Dann lege ich einen anderen Gang ein. Aber ich meine es ernst, und ich möchte nicht, dass wir Sex haben, bevor wir beide es wollen, okay?«
Geschah das wirklich?
»Erklärst du mir gerade, dass du heute Abend nicht mit mir schlafen willst?« Ich musste sichergehen, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
»Nein, ich will heute Abend unbedingt mit dir schlafen! Ichmeine, ich will, dass du heute Nacht hierbleibst und dass wir kuscheln und so.«
Das
und so
hatte es mir angetan.
»Aber jetzt Sex zu haben und dann wieder diese Fernbeziehung zu führen, kommt mir einfach irgendwie nicht richtig vor, findest du nicht auch?«
Scheiß Ironie!
Ich ließ das eine Ewigkeit auf mich wirken, dann brach ich in Gelächter aus – nur noch einen Schritt von der Manie entfernt.
»Was ist daran so komisch?«, fragte er mich.
»Mann, wenn du wüsstest. Ich erzähle es dir noch …«, sagte ich dann und musste wieder lachen. Sam wartete darauf, dass ich mich beruhigte. »Aber im Ernst, du hast ja recht.« Ich unterdrückte ein Kichern.
Was verstehst du eigentlich unter
und so?, wollte ich ihn fragen.
»Hör mal, ich will dich nicht drängen und ich will dich vor allem nicht vertreiben, aber ich hoffe, dass du die Stelle an der NU bekommst. Oder sonst trotzdem hierherziehst. Denn sonst ziehe ich nach New York.«
»Würdest du das wirklich tun?«
»Ja.«
»Deine Festanstellung aufgeben und alles andere?«
»Ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Wow«, sagte ich und mein Herz machte einen Satz.
»Ja.«
»Die Yankee-Fans machen dich kalt. Natürlich erst, nachdem sie dich zum Frühstück gegessen haben.«
Er lachte und küsste mich sanft auf die Nase, bevor er mich ganz in den Arm nahm. Alles an Sam fühlte sich gut an.
Er wollte wirklich meinetwegen umziehen! Seinen Job aufgeben, seine Festanstellung und all das! Niemand hatte so etwas meinetwegen auch nur erwogen. Zur Hölle, und wenn esjemand getan hätte, ich wäre vor Schreck tot umgefallen. Und umgekehrt genauso, wenn ich so ein Angebot hätte machen müssen. Ich dachte darüber nach, dass er gesagt hatte, ich solle nach Massachusetts zurückziehen, selbst wenn ich die Stelle an der NU nicht bekäme. War ich bereit, ein solches Risiko einzugehen? Und dann dachte ich daran, was Jayce gesagt hatte, nämlich dass ich in zwei Männer verliebt war. Ja zu der ernsthaften Beziehung mit Sam zu sagen bedeutete, Nein zu der falschen Hoffnung zu sagen, dass es sich mit Devin irgendwann verändern würde. Und war es nicht an der Zeit, mich von der Hoffnung zu verabschieden? War ich bereit dafür?
Ich stand auf. »Hast du ein T-Shirt oder so was, was ich zum Schlafen anziehen kann?«
Er sprang auf, wie ein Kind am Abend vor Weihnachten, das man mit dem Versprechen ins Bett schickte, dass es am nächsten Tag Geschenke bekommt. Bald danach kuschelten wir unter einer marineblauen Decke. Sam roch nach einer Mischung aus Seife und Patchouli. Ich atmete seinen Geruch ein und seufzte.
»Warum seufzt du?«, fragte er mich flüsternd, während er sich an mich drängte.
»Es ist so gut«, sagte ich.
Er seufzte auch.
»Warum seufzt du?«, äffte ich ihn nach.
»Eine schöne Frau liegt neben mir im Bett.«
Ach, du heilige neun!
Gerade als ich einschlief, fragte er mich: »Und worüber hast du nun so gelacht?«
Er hatte mir eine einfache Frage gestellt, und ich antwortete ihm genauso einfach. Ich erzählte ihm alles darüber, wie ich aufgewachsen war, über meinen Vater und meine Brüder und meine sexuellen Hemmungen und wie es mit mir stand. Er hörte mir aufmerksam zu, fragte ab und zu nach und strich mir über die Haare, während er mich im Arm hielt. Zum ersten Malverspürte ich weder Angst noch Scham, auch keine Angst vor Zurückweisung oder Wertung. Er rückte noch näher an mich heran. »Das ist die coolste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte er. »Jetzt finde ich es noch besser, dass wir nicht bis zum Ende gegangen sind.«
»Aber ich hätte es getan«, sagte ich. »Jetzt bin ich bereit. Und willens.«
»Nein, noch nicht. Wenn du hierherziehst, dann bist du bereit. Und hoffentlich ist dir aufgefallen, dass ich gesagt habe
wenn
.«
»Ist mir aufgefallen«, antwortete ich mit schwacher Stimme.
Das Einzige, worüber ich nichts gesagt hatte, war Devin und unsere Vereinbarung. Okay, also hatte ich vielleicht doch noch ein ganz klein
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