Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Augenblick war gekommen, und ich wusste es. All meine Ängste verflogen.
Ich hielt inne, bevor ich antwortete. Mir schossen Tränen in die Augen, und ich nahm ihn bei der Hand.
»Ich glaube, du bist mein bester Freund«, sagte ich. Ich war selbst erstaunt über meine Worte.
Ich machte noch eine Pause.
»Ich liebe dich, Dev. Und ich gehe fort.«
Seine Hand lag noch in meiner, und ein paar Sekunden saß er wie erstarrt da; dann blinzelte er und schüttelte den Kopf.
»Was hast du gesagt?«
»Ich habe eine Lehrstelle an der Universität von Northampton angenommen. Ich ziehe wieder zurück nach Massachusetts.«
»Wann?«
»Im nächsten Monat, nach dem Ende des Semesters.«
»Wann hast du das alles eingefädelt?«
»Die Vorstellungsgespräche haben schon im Januar stattgefunden.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich habe niemandem etwas gesagt. Noch nicht einmal Maggie.«
Er sah verstört an mir vorbei. Dann starrte er mich an. »Hast du gesagt, dass du mich liebst?«, fragte er.
»Ja.«
Meine Stimme bebte, mein Herz klopfte laut.
»Du liebst mich?«
»Ja.«
»Seit wann?«
»Seit dem Tag, an dem wir uns begegnet sind. Aber ich habe es mir erst in unserer letzten gemeinsamen Nacht eingestanden.«
Er senkte den Kopf und sah still in seine Kaffeetasse. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, flüsterte er kaum hörbar.
»Es tut mir leid. Ich wollte nicht zwei Bomben auf einmal abwerfen. Aber sie sind mir irgendwie gleichzeitig aus dem Mund gefallen.«
»Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?«
»Dass ich dich liebe? Weil das verboten war, erinnerst du dich nicht daran? Wir haben diese beschissene Vereinbarungunterschrieben. Und als der Vertrag ausgelaufen war, hatte ich nicht den Eindruck, dass wir das irgendwie in den Griff kriegen würden. Du hattest recht, Dev. Ich könnte mich nie ganz mit dem arrangieren, was du machst, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und das ist natürlich völlig scheinheilig von mir, wenn man bedenkt, dass ich deine Dienstleistungen in Anspruch genommen habe. Und auch damit hattest du recht: Ich unterscheide mich nicht von deinen anderen Klientinnen.«
»Ich war völlig neben der Spur, als ich das gesagt habe«, sagte er.
»Aber du lagst nicht daneben. Wir haben uns wechselseitig gebraucht.«
»Um an uns zu arbeiten. Wir haben beide davon profitiert. Du hast mir so viel beigebracht, Andi.«
»Und du mir, und ich bin dir so dankbar dafür.«
»Und warum musst du jetzt fortgehen?«
»Ich bin bereit für mehr«, sagte ich. »Und weniger. Ich bin bereit für eine Stelle, die mich mehr herausfordert, sowohl als Leiterin des Schreibprogramms wie auch als publizierte Lehrbuchautorin. Als Nächstes möchte ich eine Sammlung von Erinnerungen herausbringen. Und ich bin auch bereit für eine Beziehung, die mich mehr erfüllt und fest ist. Ich habe im Januar jemanden bei einer Konferenz getroffen.«
Er erstarrte. »Wirklich?«
»Er heißt Sam. Er unterrichtet am Edmund College, und wir haben uns E-Mails geschrieben und uns angerufen. Ich habe ihn in den Frühlingsferien besucht. Wir wollen es ernsthaft miteinander versuchen, wenn ich dort hingezogen bin. Ich glaube, ich bin … na ja, es ist mir wirklich sehr ernst mit ihm. Und weißt du, da ist auch noch etwas anderes. Bevor wir uns getroffen haben, habe ich nie einen Mann richtig kennengelernt. Ich habe mir immer so viele Sorgen über diese Sexkutsche gemacht und darüber, ob ich ihn befriedigen kann. Undich hatte eine Heidenangst, zurückgewiesen zu werden. Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, und ich habe dich kennengelernt. Und mich – und gelernt, mich, mein wahres Selbst anzunehmen. Ich wünsche mir nur manchmal, dass wir an diesem Punkt hätten beginnen können und den ganzen Weg nicht noch vor uns gehabt hätten. Trotzdem war es auf ihre eigene Art die ernsthafteste Beziehung, in der ich je gewesen bin. Und wahrscheinlich will ich das jetzt mit jemand anderem ausprobieren.«
Ich machte eine Pause, aber nicht lange genug, um kleinlaut hinzuzufügen: »Ich hätte es dir früher sagen sollen, das weiß ich. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, warum ich es nicht getan habe.«
Er sah mich direkt an und nahm das alles auf, wie immer.
»Und das weniger?«, fragte er schwach. »Du hast gesagt, du bist bereit für mehr und für weniger.«
»So lange ich denken kann, wollte ich das Leben eines Singles in New York führen. Ich wollte ein Teil der Stadt sein, Teil der
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