Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
dorthin.«
»Das brauchst du nicht, ich rufe ein Taxi.«
»Dann kannst du lieber gleich das Geld zum Fenster rauswerfen.«
»Ich hab‘s ja«, sagte er ärgerlich.
Ich wollte mich eigentlich nicht von seinem Sarkasmus verletzen lassen, aber vergeblich. »Im Ernst, Dev, da wüsste ich andere Möglichkeiten, dein Geld zu verpulvern. Der Fall ist entschieden: Ich fahre dich.«
»Na gut«, sagte er immer noch etwas trotzig. »Ich mache mich fertig.«
Als er sich umdrehte und wieder in mein Schlafzimmer ging, schrie eine Stimme in meinem Kopf:
Lass ihn nicht so weggehen.Lass ihn nicht denken, dass du dir nichts aus ihm machst, dass es dir nichts bedeutet hat …
»Devin, warte«, rief ich hinter ihm her. Ich warf ihn fast um, als ich meine Arme um ihn schlang. Er umarmte mich ganz fest, wie er es beim Begräbnis getan hatte.
Dann ließ ich ihn los und sah ihm in die Augen. Er wirkte deprimiert.
»Gestern Nacht …«, begann ich. Er versuchte, mich am Sprechen zu hindern, indem er mir die Finger auf die Lippen legte, aber ich nahm sie weg und sprach weiter. »Es war unglaublich. Ich bin so froh, dass du es gewesen bist. Ich meine es ernst.«
Er versuchte es mit einem kleinen Lächeln. »
Du
warst es, Andi.« Wieder umarmte er mich. »Du hast mir so viel gegeben.«
»Ich wünschte mir nur, es wäre nicht so passiert, das ist alles«, sagte ich mit dem Gesicht an seiner Brust. »Unter diesen Umständen.«
»Es ist, wie es ist«, sagte er.
Ich sah ihn an, und wir wurden wie Magnete voneinander angezogen und küssten uns.
Wir wollten uns wieder, ich wusste es; und doch ließen wir uns los wie durch einen unfreiwilligen Reflex, wie durch die Macht der Gewohnheit. Wir waren einfach so daran gewöhnt, uns abzuweisen. Vielleicht wussten wir aber auch beide, dass das letzte Nacht etwas Einmaliges gewesen war, und dass ich mich bereits entschieden hatte. Ich wusste es jedenfalls.
Im Auto sprachen wir kaum, genau wie auf der Fahrt hierher nach dem Begräbnis. Als ich in die Einfahrt zum Haus seiner Eltern einbog, holte er tief Luft, als sollte er in einen Löwenkäfig steigen. Bevor er die Tür öffnete und ausstieg, sahen wir uns ernst an. Ich glaube, es war das erste Mal, dass keiner von uns etwas versteckte. Und wir sahen beide eine schmerzliche Wahrheit.
Devin berührte zärtlich mein Gesicht. Eine Träne lief mir die Wange hinunter. Er wischte sie weg.
Ohne sich zu verabschieden, stieg er aus dem Auto. Er sah sich nicht um. Und als ich abfuhr, wurde mir schlagartig klar: In all der Zeit, die wir einander kannten, hatten Devin und ich nicht ein einziges Mal zusammen gefrühstückt.
Kapitel siebenundzwanzig
JUNI
Devin und Christian halfen mir, meine Möbel in den Umzugswagen zu tragen, während Maggie und Jayce Kartons beschrifteten. Der Pritschenwagen war bis zum Anschlag gefüllt; Sam wollte an der Wohnung in Northampton, die er für mich vor einem Monat gefunden hatte, auf mich warten und mir beim Ausladen helfen. Zwei Wochen waren seit dem Begräbnis von Devins Vater vergangen. Er war den ganzen Tag still mit Ausnahme von ein paar Kommandos hier und da, während wir anderen herumalberten und Christian mit Maggie und Jayce flirtete. Die er wohl als Klientinnen gewinnen wollte.
Am Vortag hatte ich mich von meiner Mutter nach einem Essen bei ihr verabschiedet. Meine Brüder Joey und Tony waren auf Tournee. Einer in Philadelphia, der andere in Chicago. Mein Abschied von Jayce und Maggie (vor allem von Maggie) war lang und tränenreich. Ich bedankte mich bei Christian und umarmte ihn kurz.
»Bleib cool«, sagte er. Ich antwortete mit einem Augenzwinkern.
Dann standen Devin und ich alleine draußen und sahen uns an. Wir hatten den ganzen Tag kaum miteinander gesprochen, und wir hatten uns seit der Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, nicht mehr gesehen. Ein leichter Wind wehte, und die Sonne des späten Nachmittags kämpfte sich durch vorüberziehende Wolken.
»Danke für alles«, sagte ich leise.
Er senkte den Kopf und starrte auf den Asphalt, ohne zu antworten.
»Weißt du«, sagte ich, »wir haben gar keine Möglichkeit gehabt, über all das zu sprechen.«
»Was gibt es da zu besprechen? Du hast dich ja entschieden.«
Wo hatte ich das schon einmal gehört?
»Ich weiß nicht, wie es dir damit geht.«
Er lachte frustriert, schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
»Du weißt nicht, wie Scheiße es mir damit geht … Mann, Andi.«
»Was?«
»Ich liebe dich.«
Mir klappte der
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