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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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betrachtete die Zeichnung mit gemischten Gefühlen. Es war
schon lange her, dass ich es gesehen hatte. Es war mir gleichzeitig fremd und
doch so vertraut, als wäre es ein Teil von mir.
    „Wow, du siehst gerade genauso aus, wie auf dem Bild“, hörte
ich plötzlich Desiderios hinter mir sagen.
    Erschrocken fuhr ich herum. War er die Treppe hinunter geflogen ,
oder was?
    „Genauso wunderschön“, meinte er liebevoll und kam auf mich
zu.
    Schnell verschränkte ich die Arme und wich mit eisigem Blick
vor ihm zurück.
    „Wo warst du am Samstag?“, fragte ich mit ausdrucksloser
Stimme.
    Desiderio hielt verwundert inne. „Bei einer Geburtstagsfeier,
das weißt du doch.“
    „Aha. Und Steffi war auch eingeladen?“
    „Was? Nein, wir…“
    Ich unterbrach ihn barsch. „Wie kommt es dann, dass du am
Samstag mit ihr geflirtet hast?“
    „Geflirtet?“ Er runzelte die Stirn. Dann stöhnte er erkennend
auf. „Oh mein Gott, hat sie das etwa gesagt?“
    Ich verzichtete auf eine Antwort und sah ihn nur abschätzig
an.
    „Lena, das glaubst du doch wohl nicht wirklich?“
    „Momentan weiß ich nicht so recht, was ich glauben soll“,
sagte ich patzig.
    Desiderio fuhr sich durch die Haare. „Okay, hör zu: Die Feier
war im Goose. Zu meinem Leidwesen war Steffi zu späterer Stunde auch anwesend.
Das, was sie als Flirten bezeichnet, war eigentlich eher so, dass sie mir ein
Ohr abgekaut hat, während ich eigentlich nur mit meinen Freunden abhängen
wollte. Du weißt doch genau, wie penetrant sie ist. Weil ich sie nicht abwimmeln
konnte, bin ich schließlich nach Hause gefahren.“
    „So, und zu deinem Leidwesen musstest du am nächsten Tag noch
mit ihr Kaffee trinken?“
    „Ja, sag mal, was hat sie dir eigentlich für einen Stuss
erzählt? Ich habe sie gestern nur ganz kurz gesehen, als sie mir wieder
irgendwelche ominösen Briefe zum Unterschreiben gebracht hat. Dabei hatte ich
tatsächlich eine Tasse Kaffee in der Hand, aber das war´s dann auch schon!“
    Seine Stimme war inzwischen laut geworden, was ich mit einer
erhobenen Augenbraue missbilligend zur Kenntnis nahm. „Wenn´s das wirklich
schon gewesen ist, warum regst du dich dann so auf?“
    „Warum ich mich… Herrgott, Lena! Du kommst hierher und
unterstellst mir irgendwelchen Unsinn, den eine dumme Ziege herumerzählt und
wunderst dich dann, dass mich das aufregt? Ich hatte eigentlich gehofft dein
Vertrauen zu mir wäre inzwischen gefestigt, aber da habe ich mich wohl geirrt“,
stieß er bitter hervor.
    Drehte er jetzt den Spieß um, oder was?
    Leider schaffte er es tatsächlich mit seinem enttäuschten
Gesicht, mir ein schlechtes Gewissen zu bereiten und mich damit völlig aus dem
Konzept zu bringen. Ich wich seinem Blick aus und spielte nervös mit meinem
Schlüsselbund, obwohl mir das Geklimper selber auf die Nerven ging. Desiderio
sah mich die ganze Zeit über schweigend an und wartete darauf, dass ich endlich
etwas sagte.
    „Tut mir leid“, murmelte ich schließlich.
    Er ging zu mir und hielt meine Hände fest. Die plötzlich
eingetretene Ruhe war fast schon ein wenig unheimlich.
    „Ich verstehe gar nicht, wie du eine solche Tussi als
ernsthafte Konkurrentin ansehen kannst“, sagte er ruhig. „Sie spielt bei Weitem
nicht in deiner Liga und selbst wenn, wäre mir das egal. Für mich gibt es nur
noch dich.“
    Seine Worte gingen runter wie Öl. Desiderio wusste ganz genau,
wie er mich zum Schmelzen bringen konnte und das ärgerte mich. Trotzdem ließ
ich es geschehen, weil ich gar nicht anders konnte und obwohl ich genau wusste,
dass mir das den Rest geben würde, hob ich den Kopf. Sofort nahmen mich seine
Augen gefangen und ließen mich mein gesamtes Misstrauen vergessen.
    Dieser verdammte Italiener hat dich voll im Griff, Lena!
    Oh ja, das hatte er.
    Er hatte vollständig die Kontrolle über mich übernommen und
dieses Gefühl war beängstigend und aufregend zugleich.
    „Soll ich dir das Haus zeigen?“, fragte er mich.
    Ich nickte eifrig. „Sehr gerne.“
    Sein Vorschlag kam mir sehr gelegen, um von meiner Hysterie
abzulenken. Langsam kam ich mir mit meinen Vorwürfen nämlich ziemlich dämlich
vor. Außerdem war ich natürlich neugierig und war schon gespannt darauf zu
erfahren, wie Desiderio wohnte.
    Zeig mir, wie du wohnst und ich sag dir, wer du bist.
    Ja, an diesem Spruch war durchaus etwas Wahres dran.
    Fachmännisch analysierte ich das Esszimmer. Gerade Linien,
klare Formen, die Möbel modern und alles in schwarz-weiß gehalten… Okay,

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