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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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„Ich freu mich schon, kleine Kriegerin.“
    Ein wenig wehmütig sah ich ihm nach, als er den Behandlungsraum
verließ. Ich konnte es immer noch nicht glauben, in welche Richtung sich die
Beziehung zwischen mir und dem einstigen Schnösel entwickelt hatte. Aus dem
arroganten Weiberhelden war für mich inzwischen etwas ganz anderes geworden. Etwas
Besonderes. Etwas, das ich mir niemals erträumt hätte.
    Etwas, das mich endlich dazu brachte mein Herz zu öffnen.
     
    Unsere Schicht war zu Ende, deshalb
machten Sandra und ich uns bereits umgezogen auf den Nachhauseweg. Gut gelaunt
schritten wir dem Feiertag entgegen durch den breiten Flur der Notaufnahme. Als
wir an dem großen Unfallraum vorbeigingen, hörten wir OA Reinmann vor sich hin
schimpfen. „Herrgott, warum geht denn das wieder nicht!“
    Alleine am Klang seiner Stimme war zu erkennen, dass er
wieder einmal mit dem Computersystem überfordert war. Das digitale Zeitalter
und der etwas in die Jahre gekommene Arzt kamen einfach nicht miteinander klar.
    Neugierig steckte ich den Kopf in das Zimmer und sah sogleich
meine Vermutung bestätigt. Reinmann stand mit rotem Gesicht vor dem Monitor und
rüttelte an der unschuldigen Maus. Da von der Spätschicht niemand zu sehen war,
erbarmte ich mich.
    „Was brauchen Sie denn, Herr Oberarzt?“, rief ich hinein.
    „Einen Laborbericht, aber dieses Ding hat wieder einen
Aussteiger!“, fluchte er.
    „Ich glaube nicht, dass der Computer schuld ist“, scherzte
ich frech.
    Der Oberarzt grummelte genervt vor sich hin. Ich seufzte und
sah Sandra ergeben an. „Geh du heim. Ich helfe ihm noch kurz, bevor er den PC
auseinandernimmt.“
    „Passt schon. Ich warte hier.“
    Ergeben gesellte ich mich zu dem brummenden Doktor und sah
mir die Sachlage genauer an. Im Endeffekt lag das Problem darin, dass Reinmann
es gar nicht erst schaffte, das Programm mit der Patientenübersicht zu öffnen,
weil er den dazugehörigen Button auf dem Desktop nicht erkannte. Soviel zum
Thema Aussteiger. Innerhalb einer Minute reichte ich Reinmann mit einem
vielsagenden Blick den gewünschten Laborbefund, sogar in ausgedruckter Form.
    „Sehr gut“, lobte er. „Dass das aber auch so kompliziert sein
muss.“
    Ich ließ ihn der Einfachheit halber in dem Glauben. Sandra
grinste mich wissend an und rollte kurz mit den Augen. Ich grinste zurück und
trat auf den Flur hinaus. Dort angekommen blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Nur drei Meter weiter stand Desiderio mit dem Rücken zu mir.
Das Alleine war natürlich nicht der Grund dafür, dass ich blöd glotzte. Das lag
eher an Steffi, die vor ihm stand und ihm eine Untersuchungsanforderung zum
Unterschreiben vor die Nase hielt. Und vor allem war es der Umstand, dass sie
dabei aufreizend mit ihren Wimpern klimperte und ihn förmlich anschmachtete.
    „Und? Bist du nächsten Samstag auch wieder im Goose?“,
säuselte sie.
    Hey, wann waren die beiden denn beim Du angekommen?
    „Nein, eher nicht“, antwortete Desiderio knapp. Er nutzte die
Wand als Schreibunterlage und setzte seine Unterschrift auf das Papier.
    Obwohl er mir, wie bereits erwähnt, den Rücken zuwandte,
erkannte ich mit Freuden seine abwehrende Haltung ihr gegenüber. Wusste er,
dass ich hinter ihm stand? Eher nicht, denn er konnte mich nicht gesehen haben.
Aber gehört?
    Im Gegensatz zu mir, schien Steffi seine offensichtliche
Ablehnung nicht zu bemerken. Oder sie ignorierte dies einfach. Jedenfalls
heuchelte sie fröhlich weiter.
    „Das ist aber Schade! Letzten Samstag war es doch so lustig.
Wir sollten das unbedingt einmal wiederholen.“ Sie tatschte kameradschaftlich
auf seine Schulter.
    Ich stierte auf ihre Pfoten und schnappte geräuschlos nach
Luft. Sandra beobachtete verwirrt meine äußerst bedenkliche Gesichtsfarbe,
traute sich aber wohl nicht etwas zu sagen und beschränkte sich darauf
schweigend zu beobachten.
    Ich beobachtete auch, und zwar wie Desiderio freundlich, aber
bestimmt, ihre Hand abschüttelte und ihr den unterschriebenen Zettel hinhielt.
    „Steffi, tut mir leid, aber…“
    „Neeeein, das macht doch nichts, dass du am Samstag keine
Zeit hast“, zwitscherte sie schnell dazwischen, weil sie genau wusste, dass er
ihr gerade eine gewaltige Abfuhr erteilen wollte. „Du brauchst dich nur zu
melden, wenn du mal Lust hast, ja? Soll ich dir meine Handynummer geben?“
    Ja, geht´s noch, du bescheuerte Plastikkuh?
    „Nein“, sagte Desiderio mit einigem Nachdruck. „Hör mal,
ich…“
    Wieder ließ die dämliche

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