Vorhofflimmern
wiederrum bedeutete,
dass jemand kochte. Und dies konnte in unserem Fall nur Desiderio sein.
Er kochte für mich! Gott, war das süß…
Etwas klirrte bedenklich, worauf ein herzhafter,
italienischer Fluch ertönte.
„Alles in Ordnung?“, wollte ich wissen.
„Na klar!“, trällerte er zurück. „Ich hab´s gleich!“
„Lass dir ruhig Zeit!“
Schmunzelnd lehnte ich mich an die Wand. Den Geräuschen nach
zu urteilen, war Desiderio nicht gerade ein erfahrener Koch, was das Ganze nur
noch niedlicher machte. Außerdem bedeutete das wohl, dass er mir nicht böse war
und das erleichterte mich ungemein.
Die Tür zum Esszimmer schwang auf und Desiderio kam strahlend
heraus.
„Willkommen, Madame“, sagte er mit einer charmanten
Verbeugung. „Darf ich bitten?“
Er durfte. Aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten trat
ich zu ihm. Mit einem Lächeln nahm er meine Hand und hauchte einen zärtlichen
Kuss darauf. „Tut mir leid, dass du solange warten musstest.“
„Das macht überhaupt nichts“, versicherte ich ihm mit
geröteten Wangen.
Ich habe schließlich mein ganzes Leben auf dich gewartet, fügte
ich gedanklich noch hinzu, worüber ich selber erschrak.
Desiderio führte mich in das Esszimmer. Mir verschlug es
gänzlich die Sprache, als ich eintrat.
Das Licht war gedimmt. Der Tisch war festlich gedeckt mit
weißem Geschirr und silbernem Besteck. Ein gewaltiger Kerzenleuchter stand in
der Mitte und warf einen warmen Glanz über das Porzellan. Im Hintergrund lief
leise klassische Musik. Ein knisterndes Feuer in dem offenen Kamin
vervollständigte das Ganze.
Es war einfach nur perfekt.
Genau wie der Mann, der mir elegant den Stuhl zurechtrückte,
so dass ich mich bequem setzen konnte.
„Rotwein?“, fragte Desiderio.
Ich nickte nur, weil ich immer noch sprachlos war. Er
befüllte im Stehen die bereitgestellten großen Gläser und verschwand
anschließend geräuschlos in der Küche, um gleich darauf mit einer dampfenden
Porzellanschüssel zurückzukehren.
„Die Empfehlung des Abends“, sagte er und platzierte das
Essen zwischen unseren Tellern, „Spagetthi al Salmone, nach einem Rezept meiner
Nonna.“
Ich wurde mit dem Staunen gar nicht mehr fertig. Spagetti in
Lachs-Sahne-Sauce, typisch italienisch zubereitet nach dem Originalrezept
seiner Großmutter. Wow.
Desiderio hatte sich inzwischen gesetzt und hielt auffordernd
sein Weinglas hoch.
„Auf einen schönen Abend“, prostete er mit glänzenden Augen.
Als unsere Gläser mit einem leisen ´Ping` zusammenstießen,
erwachte ich allmählich aus meiner Verschwiegenheit.
„Desiderio, ich bin wirklich beeindruckt. Das alles ist echt…
der Wahnsinn“, schwärmte ich, wenig einfallsreich. Trotzdem freute er sich
sichtlich.
„Ich hoffe es schmeckt. Ich bin nämlich nicht unbedingt
erfahren als Koch.“
Ja, das hatte ich mir schon gedacht.
„Was so gut riecht, kann nur gut sein“, meinte ich
tiefsinnig, während er meinen Teller mit Pasta belud. „Oh, das sieht
fantastisch aus.“
Er grinste stolz vor sich hin. Ich griff zur Gabel, hielt
aber noch einmal kurz inne.
„Ich freue mich wirklich sehr über dieses
Candle-Light-Dinner“, begann ich vorsichtig, „weil ich, ehrlich gesagt, nicht
so recht wusste, wie du über meine Showeinlage am Nachmittag wohl denkst. Ich
weiß nämlich gar nicht genau, was da eigentlich in mich gefahren ist und ich
wollte nicht… hm, ich wollte dich nicht…“
„Überrumpeln?“, versuchte er mir auszuhelfen.
„Ähm. Genau, ich wollte dich nicht überrumpeln mit… mit…
dieser Sache? Ja, mit dieser Sache.“
„Mit welcher Sache denn jetzt genau?“, hakte er nach.
Keine Ahnung! Woher sollte ich denn das wissen?
Hilflos blickte ich im Raum umher, als könnte ich dort
plötzlich einen Geistesblitz entdecken, der mir die richtigen Worte verleihen
würde. Leider stand gerade keiner zufällig in der Ecke herum.
Desiderio erlöste mich schließlich, indem er sagte: „Zugegeben
– Überrumpelt war ich schon ein wenig, aber ich finde es toll, dass du damit
unsere Beziehung offiziell gemacht hast.“
Da! Da war es, das B-Wort! Und es kam eindeutig aus seinem
Mund!
Und warum geriet ich jetzt direkt in eine kleine Panik?
Weil du ein gnadenloser Schisser bist!
Das schien plausibel. Aber Schiss vor was?
Tja, das frage ich mich allerdings auch…
Blöde, innere Stimme… nicht einmal auf die konnte man sich
verlassen!
Desiderio bekam von dem kurzzeitigen Chaos in meinem Kopf,
Gott sei Dank,
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