Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
Vom Netzwerk:
meinen Kopf auf den Gang. Als sich nichts
rührte, huschte ich schnell über den Flur und verschwand im Wellnesstempel.
    Kurze Zeit später stand ich vor dem hochmodernen
Kaffeeautomat und versuchte das Rätsel um dessen Bedienung zu lösen.
    Eine Tasse hatte ich schnell gefunden. Eigentlich sollte mich
in Desiderios Haus ja nichts mehr wundern, aber das ausschließlich hochwertige
Geschirr schüchterte mich dann doch ein wenig ein. Erst hatte ich geglaubt, das
Feiertagsservice gefunden zu haben und hatte noch ein bisschen weiter gesucht.
Da ich keine anderen Tassen fand, ging ich davon aus, dass es sich bei der
bunten Serie von Villeroy und Boch wohl doch um das Alltagsgeschirr handeln
musste.
    Beinahe andächtig hielt ich nun eines der wertvollen Stücke
fest in meinen Händen, weil ich ständig Angst hatte, ich könnte sie kaputt
machen und begutachtete skeptisch das Bedienfeld vor mir.
    Als ich dann endlich den Ein/Aus-Knopf als solchen erkannte,
war ich eigentlich schon zu spät dran für eine gemütliche Tasse Kaffee, aber
ich wollte partout wissen, wie dieses geheimnisvolle Gerät funktionierte.
Nachdem das Display nun fröhlich leuchtete, war es tatsächlich gar nicht mehr
so schwierig.
    Schon am Geruch der dampfenden Flüssigkeit erkannte ich, dass
die Bohnen bestimmt schweineteuer waren. Eben wie alles andere in dieser
Bonzenhütte auch.
    Bereits der erste Schluck ließ meinen Gaumen vor Freude
taumeln. Ich, als absoluter Kaffeesüchtling, konnte nur sagen: Der beste Kaffee
den ich jemals getrunken hatte.
    Zumindest in Deutschland.
    Ja, reich musste man sein… dann ließ es sich wirklich leben!
     
    In der Arbeit angekommen, bemühte ich
mich sehr darum unauffällig zu bleiben. Irgendwie hatte ich ständig das Gefühl,
dass mir ein Zettel auf der Stirn klebte, auf dem stand: Hat bei DiCastello die
Nacht verbracht!
    Erst hatte ich Angst, dass jemand bemerken könnte, dass ich
dieselbe Kleidung trug, wie am Tag zuvor. Das tat natürlich keiner. Wieso auch?
    Dann befürchtete ich, dass sich meine Kollegen über das
verträumte Lächeln wundern könnten, das sich immer wieder auf meine Lippen
stahl.
    Und ich hatte Bedenken, dass es auffallen könnte, dass ich
jedes Mal, wenn sich die Türen zur Ambulanz öffneten, automatisch herumfuhr und
nach einer bestimmten Person Ausschau hielt.
    Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass Sandra
irgendeinen Verdacht schöpfen musste, denn sie beobachtete mich immer noch mit
Argusaugen, ob ich denn auch wirklich arbeitsfähig war oder doch eher
psychologische Betreuung benötigte. Um sie davon zu überzeugen, dass wegen
meinem Überfall alles in bester Ordnung war, erzählte ich ihr, dass der Täter
gestern geschnappt wurde und ich nun vollends von der Angst befreit war. Das
war sogar die Wahrheit. Mir fiel auf, dass es mir kein bisschen mehr schwer
fiel, einfach so über die Sache zu sprechen. Sandra schien dies auch zu
bemerken, denn sie gab endlich Ruhe mit ihren diagnostischen Blicken.
    Als Desiderio schließlich nach der Visite in der Ambulanz
auftauchte, wurde ich richtig auf die Probe gestellt.
    Er ging neben OA Heimer über den Flur, genau mir entgegen.
Der Oberarzt schilderte ihm gerade einen Fall aus seiner Studienzeit und er
hörte scheinbar aufmerksam zu. Sein Blick aber ruhte die ganze Zeit über auf
mir, während der Abstand zwischen uns immer kleiner wurde.
    Ich schluckte schwer und kämpfte gegen den Drang an, einfach
zu ihm zu gehen und ihn zu küssen.
    „Guten Morgen“, grüßte ich die beiden Herren höflich, mit
erstaunlich fester Stimme.
    „Guten Morgen“, schallte es im Duett zurück.
    Heimer nickte mir noch freundlich zu, beachtete mich aber nicht
weiter. Es gab schließlich keinen Grund dazu. War ja nicht das erste Mal, dass
wir uns auf dem Gang entgegenkamen.
    Neu war nur, dass ich Herzrasen bekam, als ich mit Desiderio
auf einer Höhe war und er es irgendwie schaffte, wie zufällig im Vorbeigehen
meine Hand zu streifen. Diese kleine Berührung durchfuhr mich wie ein Blitz.
    Wollte er mich umbringen, oder was?
    Hastig verdrückte ich mich in das nächstbeste Zimmer und
versuchte mich daran zu erinnern, wie man atmet.
    Einige Zeit später bekam ich die Chance für einen
Gegenangriff.
    Desiderio stand im Behandlungsraum 1 und studierte die
Röntgenaufnahme eines Schultergelenks. Ich wartete ab bis Sandra den Raum
verließ, um den dazugehörigen Patienten zu holen.
    „Massive Arthrose“, sagte ich laut und stellte mich mit
gespieltem Interesse

Weitere Kostenlose Bücher