Vorhofflimmern
ich
war!“
„Erregt, befriedigt, himmelhochjauchzend, geil, erfüllt, oder
zufrieden, vielleicht?“
„Alles“, hauchte ich.
„Oh, la la, da hat aber jemand Erfahrung in der Kiste“,
meinte sie trocken.
„Erfahrung hat er auf jeden Fall, meine Güte, die hat er
wirklich! Aber die habe ich auch. Trotzdem habe ich so etwas noch nie erlebt.
Es war einfach alles so perfekt.“
Vera nickte weise. „Ja, weil Gefühle im Spiel sind. Genau
das, versuche ich dir seit Jahren einzutrichtern. Und jetzt hast du es endlich
erlebt.“
„Ach, ich weiß nicht. Marek habe ich damals auch über alles
geliebt, trotzdem kann man das nicht miteinander vergleichen.“
„Tja, dafür kann ich dir gleich mehrere Gründe nennen:
Erstens – du warst noch jung und unerfahren, was Bettgeflüster betrifft.
Zweitens – Marek war ein Riesenarsch, der null Interesse daran hatte, dass du
auch nur annähernd auf deine Kosten kommst. Drittens – Ja, was soll ich sagen?
Deinem Doktor dampft die Erotik quasi aus allen Poren!“
„Gott, das tut sie…“, schwärmte ich und ging dabei in
Gedanken noch einmal jedes Detail seines unglaublichen Körpers durch.
Irgendwann schnippte Vera mit ihren Fingern vor meinem
Gesicht. „Huhu! Konzentrier dich bitte wieder auf mich, bevor dir hier noch
einer abgeht!“
Ich blinzelte in ihr breites Grinsen und seufzte schwer. „Ich
kann das alles immer noch nicht richtig fassen, Vera. Irgendwie ist das alles
viel zu märchenhaft für das wahre Leben. Ich meine, er sieht unglaublich toll
aus, ist wahnsinnig charmant, gebildet und witzig, und dann hat er auch noch
Geld wie Heu. Da stimmt doch was nicht! Wo ist der Haken?
Vera überging meine Bedenken. „Er hat Geld wie Heu?“
„Naja, wie Heu ist vielleicht übertrieben, aber sehr
wohlhabend ist er bestimmt.“
Meiner Freundin war diese Erklärung natürlich nicht
ausreichend, deshalb erbarmte ich mich und erzählte ihr von Desiderios
Eigenheim. Wie erwartet, reagierte sie mit absoluter Begeisterung.
„Pool? Beheizt? Und einen Whirlpool? Krass“, meinte sie und
kratzte sich aufgeregt an der Nase. „Spitzenklasse! Wenn du erstmal eingezogen
bist, dann komme ich immer zum Schwimmen vorbei.“
Schnell hob ich abwehrend meine Hände. „Stopp, stopp! Bis
jetzt habe ich nicht vor bei Desiderio einzuziehen!“
Okay, das hatte ich vielleicht schon. Zumindest ein bisschen.
Aber auf keinen Fall schon in naher Zukunft!
„Noch nicht“, merkte Vera an und lehnte sich überzeugt
zurück.
„Über solche Dinge möchte ich mir jetzt eigentlich noch keine
Gedanken machen.“
„Wieso nicht?“
„Hab ich doch vorher schon gesagt! Wo ist der Haken?“
Vera schüttelte tadelnd den Kopf. „Warum ist es für dich so
unwahrscheinlich, dass du mit Desiderio das große Los gezogen hast? Wieso muss
alles in deinem Leben eine Niete sein?“
Ich knabberte an einem Fingernagel und vermied es tunlichst
meinem Gegenüber in die Augen zu sehen. Inzwischen wusste ich nämlich selbst
nicht mehr so recht, warum ich mich nicht einfach mit Leib und Seele über meine
neu gewonnene Liebe freuen konnte. Es war immer noch etwas in meinem Innersten,
das mich davon abhielt und das, obwohl ich mittlerweile sowieso nicht mehr zu
retten war. Mein Herz gehörte bereits seit langem Desiderio, nur mein Kopf
hatte sich einen kleinen Rest meiner selbst behalten und dieser Teil beharrte
auf Misstrauen.
Weil unser Gesprächsthema irgendwie in unangenehme Gefilde
gerutscht war, bemühte ich mich schnellstens davon abzulenken: „Was ist denn
jetzt mit deinem Kleid? Hast du dir schon ein Konzept ausgesucht?“
Mein Plan ging auf und Vera zeigte sich sofort zutiefst
verzweifelt. „Nein! Oh Gott, ich habe absolut keine Ahnung. Weißt du
eigentlich, wie viele Brautkleider es auf dieser Welt gibt? Und ich weiß noch
überhaupt nicht, in welcher Richtung ich gucken soll. Traditionell, Modern,
Kurz, Bodenlang, A-Linie, Weiß, Elfenbein, Glitzer, Tüll, …“
Da sie sich gerade in einen wahren Anfall hineinsteigerte,
unterbrach ich sie eilig: „Schon gut, ich hab´s kapiert. Okay, wir brauchen
zunächst einmal eine annähernde Vorstellung. Zeig mal her, deine Kataloge.
Mann, sind das Wälzer! Naja, also, jeder nimmt sich einen und sucht seine Top
Ten heraus. Danach vergleichen wir und versuchen daraus eine Stilrichtung zu
entwickeln, alles klar?“
Vera sah überaus dankbar aus und begann sogleich eifrig mit
dem Umblättern und Markieren. Ich tat es ihr gleich, wenn auch nicht mit
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