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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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trotzdem
zu Vera gehen, weil sie deine beste Freundin ist. Dafür lade ich dich am
Freitag ins Kino ein, in Ordnung?“
    Ich bemühte mich um Contenance. „In Ordnung.“
    Gar nichts war in Ordnung!
    Ich wollte keine zwei Tage auf Desiderio verzichten! Und vor
allem wollte ich keine zwei Nächte auf Desiderio verzichten!
    Aber noch weniger wollte ich wie eines dieser klammernden,
hysterischen Mädchen wirken, darum lächelte ich tapfer und ließ mir nichts
weiter anmerken.
    „Bis später, Schatz“, sagte er und versetzte mir nochmals
einen Nasenstüber, bevor er mit seiner dampfenden Kaffeetasse entschwand.
    Sandra gab einen schmachtenden Seufzer von sich. Ich sah sie
stirnrunzelnd an, was sie wohl dazu veranlasste, lieber nichts sagen. Sie
beschränkte sich auf ein wissendes Grinsen, was mir aber allemal lieber war,
als der mitleidsvolle Blick mit dem sie mich die letzten Tage über bedacht
hatte, darum ließ ich sie gewähren.
    Obwohl wir unsere Zuneigung nicht mehr direkt verbergen
mussten, war der Arbeitstag nicht minder aufregend, als der gestrige. Jedes
Mal, wenn Desiderio mir über den Weg lief, sei es zufällig oder beabsichtigt, fing
mein Bauch an zu kribbeln. Nicht nur einmal kostete es mich erhebliche Kraft,
mich nicht einfach auf ihn zu stürzen und ihn sofort auf der Untersuchungsliege
zu vernaschen.
    Hilfe, was hatte er nur aus mir gemacht?
    Ein gieriges, hormongesteuertes Weib!
    Fürchterlich…
    Nach meiner Schicht zerrte ich ihn dann doch noch in den
Lagerraum und fiel mehr oder weniger über ihn her. Wie von Sinnen küsste ich
ihn und klammerte mich an ihm fest, bis er mich sanft, aber nachdrücklich von
sich schob.
    „Meine Güte, Lena, ich muss noch irgendwie arbeiten können“,
lachte er heiser. Seine Stimme klang dunkel vor Erregung.
    „Das kannst du ja auch. Danach, meine ich…“, gurrte ich.
    Er seufzte tief. „Du bringst mich noch vollkommen um den
Verstand.“
    Ein bisschen Gleichberechtigung musste ja wohl sein, oder?
    Ich legte den Kopf leicht schräg und machte einen
Schmollmund. „Ich vermisse dich jetzt schon.“
    „Schau mich nicht so an, kleine Kriegerin. Du kämpfst gerade
mit unfairen Mitteln!“
    „Im Krieg ist alles erlaubt.“
    „In der Liebe auch“, sagte er leise und sah mir tief in die
Augen, bis mir ganz schwindelig wurde.
    Verdammt, Lena! Sag endlich, was du für ihn empfindest!
    Desiderios Diensthandy klingelte. Der Zauber des Moments war
vorbei.
    Und ich war wieder einmal ein jämmerlicher Feigling gewesen.
    Widerwillig ließ ich von ihm ab, damit er den Anruf entgegen
nehmen konnte.
    „DiCastello“, sagte er in den Apparat. Er klang dienstlich
und ernst. Mich erstaunte einmal mehr, wie schnell er seine Fassung wieder
erlangen konnte. Falls er sie überhaupt verloren hatte.
    Er deutete mir mit einem entschuldigenden Lächeln, dass das
Gespräch wichtig war. Ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen, gab er mir noch einen
geräuschlosen Abschiedskuss und schlüpfte beinahe fluchtartig aus dem Raum.
    Ich fühlte mich augenblicklich verloren und alleine gelassen,
was natürlich Blödsinn war. Darum straffte ich innerlich die Schultern und
machte mich, wenn auch schweren Herzens, auf den Heimweg.
     
    Als ich später bei Vera ankam,
empfing sie mich mit folgenden Worten: „Komm rein, setz dich und erzähl mir
erstmal wie Dr. Oberhammer in der Kiste ist.“
    „Und wenn wir gar keinen Sex hatten?“, wollte ich wissen und
ließ mich in einen bequemen Ohrsessel fallen.
    „Oh, doch. Den hattet ihr“, sagte sie überzeugt.
    „Wieso glaubst du das zu wissen?“, fragte ich verblüfft,
obwohl ich doch um die erstaunliche Gabe meiner Freundin wusste.
    Vera machte ihr Psychologengesicht und zählte auf: „Deine
Wangen sind gerötet, deine Haare sind immer noch zerzaust und du hast einen
Gang drauf, der selbst John Wayne in Ehrfurcht versetzen würde.“
    „Waaas?“ Erschrocken presste ich automatisch meine Beine
zusammen. „Das ist doch wohl ein Witz!“
    Vera gluckste fröhlich. „Natürlich war das ein Witz, du
Dummkopf. Meine Diagnose ist auf dein dämliches Dauergrinsen zurückzuführen.
Obwohl, das mit dem breitbeinigen Gang…“
    „Mann!“, unterbrach ich sie barsch.
    „Okay, okay“, lachte sie. „Also – Wie war´s?“
    Ich lehnte mich verträumt zurück und sagte wehmütig: „Es war
unglaublich! Mit gar nichts anderem zu vergleichen. Er war so, so intensiv…
Mein Gott, Vera, ich war in meinem Leben noch nie so… keine Ahnung, was

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