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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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Der Schlüssel liegt wieder in der
Küche. Bis später!“
    Und schon war er verschwunden.
    Ich räkelte mich und schwang mich trotz der kurzen Nacht,
erstaunlich beschwingt aus dem Bett. Heute fühlte ich mich schon viel wohler in
dem großen, leeren Haus. Ich bewegte mich darin schon beinahe so, als würde ich
hierher gehören.
    Und ich wollte hierher gehören. An Desiderios Seite.
    Meine Gefühle zu ihm hatten die Grenze zur Schwärmerei längst
überschritten. Mir war bereits gestern klar geworden, dass ich ihn aus tiefsten
Herzen liebte. Das war keine kleine Verliebtheit mehr, sondern echte, große
Liebe, die mein Innerstes ausfüllte und von mir Besitz ergriffen hatte.
Eigentlich hätte ich es ihm sagen wollen, doch ich fand einmal mehr nicht die
richtigen Worte dafür.
    Überglücklich steuerte ich fertig angezogen in die Küche. Ich
staunte nicht schlecht darüber, dass das gestrige Chaos verschwunden war. Mir
war es ein Rätsel, wann Desiderio es geschafft hatte, hier aufzuräumen. Da der
Geschirrspüler leise vor sich hin gurgelte, musste er wohl früh aufgestanden
sein. Brauchte denn der Mann keinen Schlaf? Vielleicht war er ja doch ein
Vampir.
    Mein Blick fiel auf eine einzelne Blume, die in einer schmalen
Vase steckte. Eine weiße Calla. Daneben lagen der Haustürschlüssel und ein
handgeschriebener Brief.
     
    Diese Blume ist für
Dich.
    Stark und kräftig,
und zugleich zart wie der Morgentau erstrahlt sie in perfekter Schönheit.
    Genau wie Du.
    D.
     
    Ich schmolz dahin.
    Wie konnte es sein, dass ein Kerl wie er, der vor
Männlichkeit nur so strotzte, solch gefühlvolle Sätze verfassen konnte?
    Beinahe ehrfürchtig hielt ich das Papier in den Händen und
betrachtete die Calla. Sie war wirklich schön. Makellos und ebenmäßig.
    Genau wie du…
    Mein Gott, passierte mir das alles wirklich?
    Oder war ich vielleicht doch in einer Fantasie gefangen?
Einem Traum? In einem außergewöhnlich langen und intensiven Traum… Fühlte es
sich so an, wenn man im Koma lag?
    Vorsichtig strich ich über die wunderschöne Blüte und musste
urplötzlich an Frank denken. Wieder hatte ich mich vollständig meinem Glück
hingegeben und mich nicht ein einziges Mal gefragt, wie es ihm denn wohl
erginge. Ich war schon eine tolle Freundin…
    Das schlechte Gewissen drückte so schwer auf meinen
Schultern, dass ich umgehend mein Handy zückte und Vera anrief.
    Sie meldete sich mit einem verschlafenen: „Mmh?“
    Ups, ich hatte ganz vergessen, dass sie in ihrem Bürojob erst
um halb Neun antreten musste. Naja, jetzt wo sie schon mal wach war…
    „Hey, Vera! Ich bin´s!“
    „Lena? Wie spät ist es?“
    „Äh, keine Ahnung?“
    Etwas raschelte leise, worauf ein hingebungsvolles Ächzen von
Vera ertönte.
    „Es ist Sieben Uhr und das weißt du genau, du Miststück!“,
zeterte sie. Erstaunlich, wie schnell ihre Stimme hellwach klang. „Was, zum
Teufel, willst du? Warte, ist alles in Ordnung?“
    „Ja, ja“, versicherte ich ihr schnell. „Sorry, aber ich
musste eben an Frank denken und ich wollte unbedingt wissen, wie es ihm geht.“
    Eine kurze Pause entstand.
    Vera räusperte sich. „Naja, es… geht so.“
    „Mein Gott! So schlimm?“, rief ich erschrocken.
    „Keine Panik“, versuchte sie mich zu beruhigen. „Natürlich
geht es ihm nicht gut. Er ist verletzt und enttäuscht.“ Ich atmete geräuschvoll
ein. „Nein, Lena, das ist nicht deine Schuld. Das weiß er und das hat er mir
selber gesagt. Er gibt dir keine Schuld, verstanden?“
    Ich nickte, obwohl sie das natürlich nicht sehen konnte.
„Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihm reden.“
    „Hm, ich glaube, ihr solltet noch ein wenig warten. Ihr beide
seid noch zu aufgewühlt, um euch vernünftig damit auseinanderzusetzen. Ich
kenne dich gut genug, Lenamaus. Du würdest den armen Kerl nur wieder anbrüllen
und das würde dir hinterher leidtun. Also warte lieber noch ein paar Tage,
okay? Am besten, du wartest bis Frank den ersten Schritt auf dich zumacht.“
    „Ja, wahrscheinlich hast du recht.“
    „Tja, wie immer eben“, meinte sie hochmütig. „Ach, das passt
eigentlich ganz gut, dass du anrufst. Ich habe hier nämlich bergeweise
Brautmodenkataloge und bin hoffnungslos überfordert damit. Kannst du mir ein
bisschen zur Seite stehen?“
    „Natürlich. Wann?“
    „Na, wie wär´s mit heute?“
    Ich starrte auf den Brief mit den magischen Worten.
Eigentlich wollte ich mich lieber mit Desiderio in den Laken wälzen, als tonnenweise
Brautkleider zu

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