Vorhofflimmern
und legte dabei
sehr viel Betonung auf das Du. „Sandra hat mir bei der Übergabe erzählt, dass
du heute schon so einen Stress hattest!“
Nun sah Desiderio doch auf. Und dass er dabei verwundert zu
mir blickte und nicht auf den Hintern vor seiner Nase, stank Schwester Steffi
ganz gewaltig. Ich hätte am liebsten gejubelt.
„So schlimm war es nun auch wieder nicht“, sagte er.
„Na, na, na. Keine falsche Bescheidenheit!“, tadelte ich.
„Ich weiß doch ganz genau, wie fleißig du bist.“
Schnell überprüfte ich Steffis Reaktion und musste aufgrund
ihres verkniffenen Gesichtsausdrucks ein Lachen unterdrücken. Desiderio folgte
meinem Blick, setzte dann die letzte Unterschrift und reichte der Schwester
anschließend den Stapel Papiere.
„Ist auf der Station alles ruhig?“, wollte er wissen.
Sofort warf sich die Tussi in Pose und spielte aufreizend mit
einer dünnen Haarsträhne. „Aaach, eigentlich wie immer. Ist nicht so schlimm,
aber ich bin trotzdem froh, dass ich morgen frei habe.“
Mir entfuhr aufgrund ihrer deutlichen Anspielung ein leises
Ächzen. Glaubte sie wirklich, dass Desiderio auf solch eine plumpe Anmache
einstieg?
„So, Sie haben frei“, wiederholte er. „Haben Sie denn was
Nettes vor?“
Bitte? Jetzt nicht ernsthaft, oder?
Steffi malte mit ihrem Zeigefinger eine imaginäre
Schlangenlinie auf ihre Hose und sagte mit einem Augenaufschlag: „Nein, also
bis jetzt habe ich noch nichts geplant.“
Ich hätte kotzen können! Was sollte das hier werden? Ein
Softporno?
Als Desiderio dann auch noch antwortete „Wirklich? Wie ist
das denn möglich?“, sprang ich fassungslos auf und stürzte aus dem
hormonüberladenen Raum.
Pah, war das ekelhaft!
Planlos stürmte ich in den nächstgelegenen Behandlungsraum
und begann wahllos einige Schubladen zu öffnen, nur um sie gleich darauf, ohne
überhaupt hineinzusehen, zu zuknallen, während ich mich ganz fürchterlich
aufregte.
Tja, über was regte ich mich denn eigentlich so auf?
Mir konnte es doch völlig egal sein, was die beiden so
treiben wollten. Eigentlich sollte ich doch eher froh sein, dass Desiderio
seine Flirterei endlich auf jemand anderen verlagern konnte.
Aber warum ausgerechnet Steffi?
Wie war es möglich, dass er auf eine solche Plastikkuh
ansprang?
Entweder er hatte null Geschmack, oder absolut keine
Ansprüche. Beides empfand ich irgendwie als beleidigend, da er mich ja
schließlich auch mit in dieses überaus billige Beuteschema gepresst hatte.
Wie konnte er mich denn bitteschön mit einer solchen Tussi
auf eine Ebene stellen?
Wutschnaubend rumpelte und schepperte ich mich durch die
Verbandsschränke. Ich machte dabei einen solchen Radau, dass ich Desiderio erst
bemerkte, als er schon fast neben mir stand.
Entsetzt sprang ich einen Schritt zurück. Jetzt hatte er es
also doch noch geschafft mich zu erschrecken.
„Mann! Schleich dich gefälligst nicht immer so an!“, fuhr ich
ihn an.
„Bei dem Lärm, den du veranstaltest, könnte sich hier ein
ganzes Heer versammeln und du würdest es nicht bemerken“, entgegnete er
gelassen.
„Wenn man aufräumt, verursacht man eben Geräusche!“
„Aha.“ Desiderio verschränkte locker die Arme vor der Brust
und musterte mich eingehend. „Weißt du, ich bin ehrlich begeistert.“
„Hä? Von was denn, bitte?“
Er grinste. „Dass du eifersüchtig bist.“
Geht´s noch?
Entgeistert riss ich die Augen auf. „Spinnst du? Ich bin doch
nicht...! Auf die? Ha! Ich glaub´s ja nichts!“
Sein rechter Mundwinkel wanderte nach oben und verursachte
direkt ein leichtes Schwindelgefühl in meinem Kopf. „Du brauchst dich nicht
raus zu reden. Ich finde das toll.“
„Was denkst du eigentlich?“, stieß ich hervor. „Wieso sollte
ich eifersüchtig sein, wenn ich doch sowieso nichts von dir will!“
„Tja, das ist hier die große Frage, nicht wahr?“, meinte er
geheimnisvoll.
Während ich noch empört nach Luft schnappte, neigte er sich
zu mir vor und sagte in verschwörerischem Ton: „Ich werde übrigens nicht mit
ihr ausgehen. Wenn du allerdings morgen etwas mit mir unternehmen möchtest,
stehe ich jederzeit zur Verfügung.“
„Kein Bedarf!“, japste ich, inzwischen völlig hilflos von
seinen blauen Augen gefangen.
Desiderio lachte kehlig. „Gute Nacht, kleine Kriegerin.“
Dann verschwand er aus dem Raum.
Völlig durcheinander presste ich mir eine Hand auf den Bauch,
um das seltsame Kribbeln zu unterbrechen, das sich darin ausgebreitet
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