Vorhofflimmern
Feger!
Und – Ja, das war ich wirklich. Das hatte nichts mit
eingebildet zu tun. Die Wahrheit durfte man schließlich sagen, nicht wahr?
Ich kramte noch eine passende, rote Tasche aus meinem
Schrank, stopfte meinen Geldbeutel und Veras Geschenk hinein und stöckelte
eilig zur Tür hinaus. Bereits auf der Treppe wusste ich, dass ich die hohen
Absätze meiner Pumps heute noch verfluchen würde, aber wer schön sein will,
musste ja bekanntlich leiden.
Kurze Zeit später stürmte ich das
Goose, ein gemütliches Lokal im Stile eines Irish Pub, und schlängelte mich
hastig an den vielen kleinen Tischen vorbei zu der Geburtstagsgesellschaft, die
aus Vera, Sebastian und Frank bestand.
Dass ich mit meinen 20 Minuten Verspätung nicht der Held des
Abends sein würde, war mir schon vorher klar, und tatsächlich war Frank der
einzige, der sich deutlich freute, als ich ein wenig außer Atem bei ihrem Tisch
ankam.
„Lena! Wow, du siehst spitze aus!“, begrüßte er mich mit
anerkennendem Blick.
„Danke“, grinste ich und machte einen kleinen Knicks.
„Du bist zu spät“, schimpfte das Geburtstagskind.
Ich zeigte mich sofort reumütig. „Tut mir ehrlich leid! Aber
ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einer Frisuranleitung aus dem
Internet.“
Vera begutachtete kritisch meine Haare. „Eher einen Kampf mit
dem Toupierkamm“, brummte sie.
„Tja, das hier“, ich zeigte erklärend auf meinen Kopf, „ist
der verzweifelte Rettungsversuch. Eigentlich hätte es nämlich eine
Hochsteckfrisur werden sollen.“
„Darf ich jetzt endlich was zum Essen bestellen?“, maulte
Sebastian dazwischen.
„Sofort“, sagte ich und zog mein Geschenk aus der Tasche.
„Erst muss ich noch was loswerden.“
Veras Sinneswandel war erstaunlich. Kaum sah sie das lila
geblümte Päckchen, da war auch schon jeglicher Ärger über meine Unpünktlichkeit
vergessen.
„Ui!“, freute sie sich und sprang mit leuchtenden Augen auf.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
Na, klar...
Ich ignorierte die Floskel und umarmte meine Freundin lieber
herzlich. „Alles Gute zum Geburtstag!“
„Dankeschön!“
Wir lösten uns voneinander und ich übergab ihr mein Geschenk.
Prüfend hielt Vera es an ihr Ohr und schüttele das Päckchen.
„Hmm....“
„Mach es doch einfach auf!“, lachte ich.
„Okay.“ Mit einem Ratsch riss sie mein sorgfältig
verklebtes Geschenkpapier herunter. Gleich darauf ertönte ein entzücktes
Quietschen. „Staffel 8? Staffel 8?“
„Jap.“
„Juhu! Endlich kann ich weiter gucken! Guck mal, Sebastian,
der DVD-Player gehört in den nächsten Tagen ausschließlich mir!“
Sebastian zeigte sich von der Aussicht auf tagelang Desperate
Housewives wenig begeistert.
„Ich hab Hunger“, sagte er nur.
„Mann, du alter Brummbär“, tadelte ich und wuschelte ihm
frech durch die Haare. „Schnell, bestellen wir was, bevor der arme Kerl
verhungert.“
Vera und ich setzten uns. Ich griff gerade mal nach der
Karte, da winkte Sebastian schon die Kellnerin heran und gab seine Bestellung
auf. Da ich keinen Krieg hervorrufen wollte, beschwerte ich mich nicht und
wählte einfach standardmäßig ein Schnitzel.
Kaum war das Essen geordert, entspannten sich Sebastians
Gesichtszüge.
Hungrige Menschen waren doch alle gleich.
„Und, Vera?“, fragte ich leger, um ein Gespräch anzufangen.
„Hat dir dein Brummbär auch was Schönes geschenkt?“
„Oh ja“, antwortete sie und bedachte ihren Schatz mit einem
verliebten Blick.
„Darf man auch erfahren, was?“, hakte ich nach.
Sie lächelte schüchtern und hielt mir ihre linke Hand hin.
Ein filigraner Silberring blitzte an ihrem Finger.
Staunend betrachtete ich ihn. „Wow, der ist aber hübsch“,
lobte ich. Dann sah ich erschrocken auf. „Moment mal! Ist das etwa ein...?“
Vera nickte mit roten Wangen und zog ihre Hand zurück.
„Ein Verlobungsring?“, vergewisserte ich mich.
„Ja.“
Ich blinzelte kurz zwischen Vera und Sebastian hin und her.
Dann sprang ich quiekend auf und stürzte mich auf meine beste Freundin.
„Gratuliere! Ihr werdet heiraten! Juhu! Ich freu mich so für euch!“
Während ich Vera beinahe erdrückte und einen wahren
Freudentanz aufführte, klopfte Frank seinem Kumpel nur kurz auf die Schulter.
„Respekt, Alter!“
Da musste ich wohl ran. Ich gab Vera frei, die sofort nach
Atem rang und hüpfte zu Sebastian hinüber, um ihm ebenfalls kurz die Luft ab
zuschnüren. „Glückwunsch! Das ist so toll!“
Ich jubelte
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