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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Leitung mit den Computern verbunden war. Es hatte die Große eines Schreibstifts und schickte einen dünnen blauen Lichtstrahl aus, als es auf die Augen der Leiche gerichtet wurde.
    »Netzhautidentifikation«, erklärte Tersa. Sie zog ein
    polsterähnliches Objekt herab, das auf ähnliche Weise an die Computer angeschlossen war, und drückte es auf jede Hand des Monstrums. »Und Fingerabdrücke«, fuhr sie fort. »Ich mache immer beides und führe dann ein Crossmatch durch. Die Augen sind manchmal schrecklich verdreht. Fehler bei der Identifikation können für die Familien brutal sein. Hm, hm.«
    Sie blickte prüfend auf die Ergebnisse auf ihrem Schirm.
    »Leutnant Marco Deleo. Neunundzwanzig Jahre alt. Also gut, Leutnant«, fuhr sie im Plauderton fort, »wollen wir mal sehen, was ich für Sie tun kann.«
    Sie lockerte seine Gelenke mithilfe eines speziellen Geräts, dann begann sie, ihn seiner Kleider zu entledigen.
    »Sprechen Sie oft mit – ihnen?«, wollte Ferrell entnervt
    wissen.
    »Immer. Aus Höflichkeit, wissen Sie. Einige der Dinge, die ich mit ihnen anstellen muss, sind ziemlich entwürdigend, aber sie können doch auf höfliche Weise getan werden.«
    Ferrell schüttelte den Kopf. »Also ich denke, es ist
    widerlich.«
    »Widerlich?«
    »Dieser ganze Unfug, der da mit Leichen getrieben wird. All der Aufwand den wir treiben, und die Kosten, um sie
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    einzusammeln. Ich meine, was kümmert es sie? Fünfzig oder
    hundert Kilo faulendes Fleisch. Es wäre sauberer, sie im All zu lassen.«
    Sie zuckte die Achseln, war nicht beleidigt und ließ sich
    nicht von ihrer Aufgabe ablenken. Sie faltete die Kleider
    zusammen und inventarisierte die Taschen, indem sie deren
    Inhalt der Reihe nach auf den Tisch legte.
    »Mir gefällt es eigentlich, die Taschen zu durchsuchen«,
    bemerkte sie. »Es erinnert mich daran, als ich ein kleines Mädchen war und jemand anderen bei sich zu Hause besuchte.
    Wenn ich selbst nach oben ging, um aufs Klo zu gehen oder so, dann war es immer ein Vergnügen, in die anderen Zimmer zu gucken und zu sehen, was für Sachen die hatten und wie sie sie aufbewahrten. Wenn sie sehr ordentlich waren, dann war ich immer sehr beeindruckt – ich habe meine Sachen nie ordentlich aufräumen können. Wenn alles durcheinander war, dann empfand ich, ich hätte heimlich einen gleich Gesinnten gefunden. Die Habseligkeiten einer Person können eine Art äußerer Morphologie ihrer Denkweise darstellen – wie das
    Haus einer Schnecke oder so was. Ich stelle mir gern vor, was für Personen sie waren, nach den Dingen in ihren Taschen zu schließen. Ordentlich, oder unordentlich. Ganz den Vorschriften entsprechend oder voll mit persönlichen Gegenständen… Nehmen Sie zum Beispiel Leutnant Deleo hier. Er muss sehr gewissenhaft gewesen sein. Alles entspricht den Vorschriften, außer dieser kleinen Vid-Disc von zu Hause.
    Von seiner Frau, nehme ich mal an. Ich denke, es muss sehr nett gewesen sein, ihn zu kennen.«
    Sie legte die gesammelten Gegenstände sorgfältig in den
    gekennzeichneten Beutel.
    »Schauen Sie sich nicht die Disc an?«, fragte Ferrell.
    »O nein. Das wäre indiskret.«
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    Er stieß ein Lachen hervor. »Ich sehe da keinen
    Unterschied.« »Ach.« Sie beendete die medizinische
    Untersuchung, legte den Leichensack aus Plastik bereit und begann die Leiche zu waschen. Als sie schließlich zur sorgfältigen Reinigung des Genitalbereichs überging, die wegen der Erschlaffung der Schließmuskeln notwendig war,
    floh Ferrell.
    Diese Frau spinnt, dachte er. Hat sie sich deshalb diesen Job ausgesucht? Oder ist sie erst durch diese Arbeit so geworden?
    Es dauerte einen weiteren ganzen Tag, bis sie den nächsten Fisch an der Angel hatten. Während seines Schlafzyklus hatte Ferrell einen Traum: Er war auf einem Hochseeboot und holte Netze voller Leichen herauf. Sie waren feucht und glänzten, als wären sie mit schillernden Schuppen überzogen, und wurden im Frachtraum auf einen großen Haufen geworfen. Er erwachte schwitzend, aber mit sehr kalten Füßen. Mit großer Erleichterung kehrte er auf die Pilotenstation zurück und schlüpfte in die Haut seines Schiffes. Das Schiff war sauber, mechanisch und rein, unsterblich wie ein Gott; man konnte vergessen, dass man jemals einen Schließmuskel besessen hatte.
    »Seltsame Flugbahn«, bemerkte er, als die Medizin-Technikerin wieder ihren Platz an der Steuerung des Traktorstrahls einnahm.
    »Ja … Oh, ich verstehe. Er ist ein Barrayaraner. Er ist weit weg

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