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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Welt müssen Sie leben, drinnen in Ihrem Kopf.«
    Sie öffnete einen Koffer und holte ein Kleid heraus, zarte Unterwäsche und ein Paar weißer, bestickter Slipper. Ein Hochzeitskleid, erkannte Ferrell. Diese Frau ist eine echte Psychopathin…
    Sie kleidete die Leiche an und ordnete ihr weiches dunkles Haar mit großer Zärtlichkeit, bevor sie sie in den Sack schob.
    »Ich glaube, ich werde sie neben diesem hübschen großen
    Barrayaraner platzieren«, sagte sie. »Ich denke, sie hätten sich sehr gern gehabt, wenn sie sich an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit hätten treffen können. Und Leutnant Deleo war sowieso verheiratet.«
    Sie vervollständigte die Aufschrift. Ferrells angeschlagenes Gemüt schickte ihm kleine, unterschwellige Botschaften; er rang darum, seinen Schock und seine Verwirrung zu überwinden und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Jäh platzte die Erkenntnis ins helle Licht seines Bewusstseins.
    Sie hat diesmal keine Identitätsüberprüfung durchgeführt.
    Du möchtest zur Tür hinausgehen, sagte er zu sich selbst, auf jeden Fall. Stattdessen trat er zaghaft zu der Leiche und las die Aufschrift. "
    Fähnrich Sylva Boni, stand da. Alter: zwanzig Jahre. Sein eigenes Alter…
    Er zitterte, als wäre ihm kalt. Es war kalt in diesem Raum.
    Tersa Boni packte den Koffer zusammen und kam wieder mit
    der Schwebepalette.
    »Ihre Tochter?«, fragte er. Es war alles, was er sagen konnte.
    Sie zog die Lippen und nickte. »Das ist – ja ein unglaublicher Zufall.«
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    »Überhaupt kein Zufall. Ich hatte um diesen Sektor
    gebeten.«
    »Oh.« Er schluckte, wandte sich ab, wandte sich ihr wieder zu, mit flammend rotem Gesicht. »Es tut mir Leid, dass ich gesagt habe…«
    Sie lächelte ihr zögerndes trauriges Lächeln. »Ist schon gut!«
    Sie fanden noch ein anderes Stück mechanischen Mülls und
    kamen deshalb überein, noch einen Zyklus der Suchspirale
    abzufliegen, um sicher zu sein dass sie alle Flugbahnen
    abgesucht hatten, die möglich waren. Und sie fanden noch eine Leiche, eine scheußliche Leiche. Sie drehte sich heftig um die eigene Achse, ihr Unterleib war von einem gewaltigen Hieb aufgeschlitzt, und die Eingeweide hingen in einer erstarrten Kaskade heraus.
    Die Gehilfin des Todes tat ihre schmutzige Arbeit, ohne auch nur einmal die Nase zu rümpfen. Als das Waschen dran war, diejenige ihrer Aufgaben, bei der die Technik die geringste Rolle spielte, sagte Ferrell plötzlich: »Darf ich helfen?«
    »Sicher«, sagte die Medizin-Technikerin und trat beiseite.
    »Eine Ehre wird nicht verringert, wenn man sie teilt.«
    Und so übernahm er das Waschen, so scheu wie ein
    angehender Heiliger, der seinen ersten Leprakranken wusch.
    »Haben Sie keine Angst«, sagte sie. »Die Toten können Sie
    nicht verletzen. Sie fügen Ihnen keinen Schmerz zu, außer dass Sie in ihren Gesichtern Ihren eigenen Tod sehen können. Und das kann man durchstehen, finde ich.«
    Ja, dachte er. die Guten stehen den Schmerz durch. Aber die Großen – die umarmen ihn.
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Barrayar
    345
1
    Ich habe Angst. Cordelias Hand schob den Vorhang vor dem Fenster des Salons im zweiten Stock des Palais Vorkosigan zur Seite. Sie starrte hinab auf die sonnenbeschienene Straße. Ein langer silberner Bodenwagen bog in die halbkreisförmige Auffahrt ein, die zu dem Säulengang an der Vorderfront führte, bremste hinter dem spitzenbewehrten Eisenzaun und dem von der Erde importierten Gebüsch. Ein Regierungswagen. Die Tür des hinteren Fahrgastabteils schwang hoch, und ein Mann in einer grünen Uniform stieg aus. Trotz ihrer etwas ungünstigen Sicht erkannte Cordelia Oberstleutnant Illyan, wie gewöhnlich ohne Hut auf seinem braunen Haar. Er trat aus ihrem Gesichtskreis unter den Säulengang. Vielleicht brauche ich mir nicht wirklich Sorgen zu machen, solange die Kaiserliche Sicherheitspolizei nicht in der Nacht zu uns kommt. Aber ein Rest von Furcht blieb zurück, versteckt in ihrem Unterleib.
    Warum bin ich überhaupt hierher nach Barrayar gekommen?
    Was habe ich mir und meinem Leben damit angetan?
    Stiefelschritte ertönten im Korridor, und die Tür des Salons öffnete sich knarrend. Sergeant Bothari steckte seinen Kopf herein und brummte, zufrieden, dass er sie gefunden hatte: »Mylady, es ist Zeit, zu gehen.«
    »Danke, Sergeant.« Sie ließ den Vorhang fallen und wandte
    sich um, um sich ein letztes Mal in dem Wandspiegel über dem archaischen offenen Kamin prüfend zu betrachten. Schwer zu glauben, dass die Leute hier immer noch

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