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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Pionieroffizier zu finden.«
    »Scheint bei keinem von ihnen zu funktionieren, nicht
    wahr?«
    Sie lächelte bitter. »Nun, wenn es welche gibt, die
    funktionieren, so würde ich sie wohl kaum zu sehen
    bekommen, oder?«
    Sie führte einen weiteren Schritt der Behandlung durch,
    indem sie die Kleider des Barrayaraners reinigte und ihn
    sorgfältig wieder anzog, bevor sie ihn in den Leichensack
    schob und wieder in die Kälte zurückbrachte.
    »Die Barrayaraner sind alle so verrückt auf die Armee«,
    erklärte sie. »Ich stecke sie immer gern wieder in ihre
    Umformen. Sie bedeuten ihnen so viel, ich bin sicher, sie
    fühlen sich wohler in den Uniformen.«
    Ferrell runzelte irritiert die Stirn. »Ich meine immer noch, er sollte mit dem übrigen Müll verklappt werden.«
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    »Keineswegs«, sagte die Medizin-Technikerin. »Denken Sie
    an all die Mühen von anderen Leuten, die er repräsentiert.
    Neun Monate Schwangerschaft, Geburt, zwei Jahre Windeln
    wechseln, und das ist erst der Anfang. Zehntausende von
    Mahlzeiten, tausende von Gutenachtgeschichten, Jahre des
    Schulbesuchs. Dutzende von Lehrern. Und auch die ganze
    militärische Ausbildung. Eine Menge Leute haben an ihm
    zusammengearbeitet.«
    Sie glättete eine Strähne des Haars der Leiche. »Dieser Kopf enthielt einst das ganze Universum. Für sein Alter hatte er schon einen hohen Rang«, fügte sie hinzu, nach einem Blick auf ihren Monitor. »Zweiunddreißig. Oberstleutnant Aristede Vorkalloner. Das klingt irgendwie ziemlich typisch. Sehr barrayaranisch, dieser Name. Noch dazu ein Vor, einer von den Burschen aus der Kriegerkaste.«
    »Irrsinnige aus der Mörderkaste. Oder schlimmer«, sagte
    Ferrell automatisch. Aber seine Heftigkeit hatte irgendwie etwas von ihrem Schwung verloren.
    Boni zuckte die Achseln. »Na ja, jetzt gehört er zur großen Demokratie. Und er hatte ordentliche Taschen.«
    Drei volle Tage gingen vorbei ohne weiteren Alarm, abgesehen von vereinzeltem mechanischem Müll. Ferrell begann zu hoffen, dass der Barrayaraner ihr letzter Fund war. Sie näherten sich dem Ende ihres Suchmusters. Außerdem, so dachte er ärgerlich, untergrub dieser Dienst die Wirksamkeit seines Schlafzyklus. Doch die Medizin-Technikerin hatte eine Bitte.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Falco«, sagte sie, »dann
    wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn wir am Ende des Musters
    noch ein paar extra Runden machen könnten. Der
    ursprüngliche Befehl beruht auf dieser geschätzten mittleren Fluggeschwindigkeit, wissen Sie, und wenn jemand zufällig ein bisschen extra Beschleunigung bekam, als das Schiff
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    zerbrach, dann könnte er jetzt schon ein gutes Stück drüber hinaus sein.«
    Ferrell war keineswegs begeistert, aber die Aussicht, einen zusätzlichen Tag als Pilot zu arbeiten, hatte auch etwas Verlockendes, und er stimmte widerwillig zu. Ihre Argumentation bewahrheitete sich: Bevor der Tag halb um
    war, stießen sie auf ein weiteres grausiges Relikt.
    »Oh«, murmelte Ferrell, als sie es näher anschauen konnten.
    Es war ein weiblicher Offizier gewesen. Boni holte sie mit außerordentlicher Zartheit herein. Er wollte diesmal wirklich nicht gehen, um zuzuschauen, doch die Medizin-Technikerin schien seine Anwesenheit zu erwarten.
    »Ich – möchte wirklich keine aufgeblähte Frau anschauen«,
    versuchte er sich zu entschuldigen.
    »Mm«, sagte Boni. »Ist es aber fair, eine Person nur deshalb zurückzuweisen, weil sie tot ist? Ihr Körper hätte Ihnen überhaupt nichts ausgemacht, wenn sie noch am Leben wäre.«
    Er stieß ein leichtes, makabres Lachen aus. »Gleiche Rechte für die Toten?« Sie lächelte nachsichtig. »Warum nicht? Einige meiner besten Freunde sind Leichen.«
    Er schnaubte.
    Sie wurde ernst. »Ich hätte gern – etwas Gesellschaft, bei dieser.« Also nahm er seinen gewohnten Platz an der Tür ein.
    Boni legte das Ding, das einmal eine Frau gewesen war, auf ihren Tisch, entkleidete, inventarisierte, wusch und streckte es.
    Als sie damit zu Ende war, küsste sie die toten Lippen.
    »0 Gott«, schrie Ferrell, schockiert und angewidert. »Sie
    sind verrückt! Sie sind eine verdammte, verdammte Nekrophile! Und noch dazu eine lesbische Nekrophile!« Er wandte sich ab und wollte gehen.
    »Sieht es so aus, für Sie?« Ihre Stimme war sanft und klang immer noch nicht beleidigt. Ihr Ton veranlasste ihn stehen zu 342
    bleiben, und er blickte über die Schulter. Sie schaute ihn so sanft an, als wäre er eine ihrer kostbaren Leichen. »In was für einer seltsamen

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