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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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pflanzliches Material verbrannten, um nur die darin chemisch gebundene Hitze freizusetzen.
    Sie hob ihr Kinn über dem steifen weißen Spitzenkragen
    ihrer Bluse, zog die Ärmel ihrer gelbbraunen Jacke zurecht und stieß mit dem Knie zerstreut gegen den langen, schwingenden Rock einer Frau aus der Klasse der Vor, der ebenfalls 346
    gelbbraun war, passend zur Jacke. Die Farbe ermutigte sie, es war fast das gleiche Gelbbraun wie ihr alter Arbeitsanzug vom Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst. Sie strich mit ihren Händen über ihr rotes Haar, das in der Mitte gescheitelt war und mit zwei emaillierten Kämmen vom Gesicht fern gehalten wurde, und sie ließ es über ihre Schultern nach hinten fallen, wo es sich in der Mitte ihres Rückens zu offenen Locken ringelte. Ihre grauen Augen starrten ihr aus dem bleichen Gesicht im Spiegel entgegen. Die Nase war etwas zu knochig, das Kinn ein bisschen zu lang, aber es war sicher ein brauchbares Gesicht, gut für alle praktischen Zwecke.
    Nun, wenn sie zierlich aussehen wollte, dann brauchte sie
    sich nur neben Sergeant Bothari zu stellen. Mit seinen zwei Metern ragte er düster neben ihr auf. Cordelia hielt sich für eine groß gewachsene Frau, aber ihr Scheitel reichte nur bis zu seiner Schulter. Er hatte ein Gesicht wie ein Wasserspeier einer gotischen Kathedrale, verschlossen, argwöhnisch, mit einer scharf geschnittenen Nase, und durch den militärisch kurzen Haarschnitt bekamen seine klobigen Züge fast etwas Kriminelles. Nicht einmal die elegante Livree des Grafen Vorkosigan, dunkelbraun mit den silbern aufgestickten Symbolen des Hauses, konnte über Botharis verblüffende
    Hässlichkeit hinwegtäuschen. Aber wirklich ein sehr gutes Gesicht – für praktische Zwecke.
    Ein Gefolgsmann in Livree. Was für ein Begriff. Wem galt
    sein Folgen? Unserem Leben, unserem Schicksal und vor allem unserer heiligen Ehre. Sie nickte ihm im Spiegel freundlich zu, wandte sich um und folgte ihm durch das Labyrinth von Palais Vorkosigan.
    Sie musste so schnell wie möglich lernen, sich in dem
    großen Gebäudekomplex zurechtzufinden. Es war peinlich,
    sich im eigenen Heim zu verlaufen und einen
    vorbeikommenden Wächter oder Diener bitten zu müssen,
    einem den Weg zu weisen. Mitten in der Nacht, nur mit einem 347
    Handtuch bekleidet. Ich war einmal Navigatorin eines
    Sprungschiffes. Wirklich! Wenn sie schon mit fünf Dimensionen aufwärts umgehen konnte, dann sollte sie doch wohl auch in der Lage sein, mit nur drei Dimensionen abwärts fertig zu werden.
    Sie kamen zum obersten Absatz einer großen, runden
    Treppe, die in drei eleganten Bögen hinab in ein schwarz-weiß gefliestes Foyer führte. Ihre leichten Schritte folgten Botharis gemessenen Tritten. Ihre Röcke vermittelten ihr ein Gefühl von Gleiten, als schwebte sie mit einem Fallschirm unaufhaltsam in einer Spirale hinab.
    Ein hoch gewachsener junger Mann, der am Fuß der Treppe
    sich auf einen Stock stützte, blickte beim Geräusch ihrer
    Schritte auf. Leutnant Koudelkas Gesicht, ebenmäßig und
    angenehm, war das genaue Gegenstück zu Botharis schmalen
    und fremdartigen Zügen, und er lächelte Cordelia offen
    entgegen. Nicht einmal den Kummerfalten in den Augen-und
    Mundwinkeln gelang es, dieses Gesicht altern zu lassen. Er trug die grüne kaiserliche Imperiumsuniform, die bis auf die Abzeichen der des Sicherheitsoffiziers Illyan glich. Die langen Ärmel und der hohe Kragen seiner Jacke verbargen das Flechtwerk feiner roter Narben, die seinen halben Körper wie ein Netz überzogen, Cordelia sah sie mit ihrem geistigen Auge dennoch vor sich. Nackt konnte Koudelka als sichtbares Modell für eine Vorlesung über die Struktur des menschlichen Nervensystems posieren, denn jede rote Narbe stand für einen toten Nerv, der entfernt und durch künstliche Silberdrähte ersetzt worden war. Leutnant Koudelka war noch nicht ganz an sein neues Nervensystem gewöhnt. Sag die Wahrheit. Die Chirurgen hier sind unwissende, grobschlächtige Metzger. Die Arbeit entsprach sicher nicht dem betanischen Standard.
    Cordelia erlaubte keiner Andeutung dieses privaten Urteils, sich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen.
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    Koudelka drehte sich mit einem Ruck um und nickte Bothari
    zu. »Hallo, Sergeant. Guten Morgen, Lady Vorkosigan.«
    Ihr neuer Name klang ihrem Ohr immer noch fremd,
    unpassend. Sie erwiderte sein Lächeln. »Guten Morgen, Kou.
    Wo ist Aral?«
    »Er und Oberstleutnant Illyan sind in die Bibliothek
    gegangen, um zu prüfen, wo die neue

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