Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Entwicklung.«
»Das ist… interessant«, sagte Cordelia, »aber ich wollte gern etwas über den Mann selbst wissen. Seine… hm… Vorlieben und Abneigungen, zum Beispiel. Mögen Sie ihn?«
»Früher einmal«, sagte Kareen langsam, »überlegte ich, ob
Vidal mächtig genug wäre, um mich vor Serg zu beschützen.
Nachdem Ezar gestorben wäre. Als Ezar kränker wurde, dachte ich, ich sollte mich besser nach meinem eigenen Schutz umschauen. Nichts schien zu geschehen, und niemand sagte mir irgendetwas.«
»Wenn Serg Kaiser geworden wäre, wie hätte denn ein
bloßer Graf Sie schützen können?«, fragte Cordelia.
»Er hätte … mehr werden müssen. Vidal hatte Ehrgeiz,
wenn der richtig ermutigt wurde – und Patriotismus; Gott weiß, wenn Serg überlebt hätte, so hätte er vielleicht Barrayar
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zerstört – Vidal hätte vielleicht uns alle gerettet Aber Ezar versprach, ich hätte nichts zu fürchten, und Ezar rettete uns.
Serg starb vor Ezar und… und ich habe seitdem versucht, die Beziehung zu Vidal abkühlen zu lassen.«
Cordelia rieb zerstreut ihre Unterlippe. »Oh. Aber Sie
persönlich – ich meine, mögen Sie ihn? Wäre es eines Tages nicht schön, als Gräfin Vordarian sich von den Aufgaben der Prinzessin-Witwe zurückziehen zu können?«
»Oh! Nicht jetzt. Der Stiefvater des Kaisers wäre ein zu
mächtiger Mann gegenüber dem Regenten. Eine gefährliche
Polarität, wenn sie nicht verbündet oder genau im
Gleichgewicht wären. Oder nicht in einer Person kombiniert wären.«
»Wie zum Beispiel es beim Schwiegervater des Kaisers
wäre?«
»Ja, genau.«
»Ich habe Schwierigkeiten, diese… geschlechtliche
Übertragung von Macht zu verstehen. Haben Sie einen
Anspruch auf die Herrschaft aus eigenem Recht, oder nicht?«
»Das müssten die Militärs entscheiden.« Sie zuckte die
Achseln und dämpfte ihre Stimme: »Es ist wie eine Krankheit, nicht wahr? Ich bin zu nah, ich bin damit in Berührung gekommen, bin infiziert… Gregor ist meine Hoffnung auf Überleben. Und mein Gefängnis.«
»Wollen Sie nicht Ihr eigenes Leben leben?«
»Nein, ich will einfach bloß leben.«
Cordelia lehnte sich zurück, sie war beunruhigt. Hat Serg Sie gelehrt, keinen Anstoß zu geben? »Sieht Vordarian das auch so? Ich will damit sagen, Macht ist nicht das Einzige, was Sie zu bieten haben. Ich glaube, Sie unterschätzen Ihre persönliche Anziehung.«
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»Auf Barrayar… ist Macht das Einzige.« Ihr Ausdruck
wurde distanziert »Ich gebe zu … ich habe einmal Oberst
Negri um einen Bericht über Vidal gebeten. Er behandelt seine Kurtisanen normal.«
Diese nachdenkliche Feststellung entsprach eigentlich nicht Cordelias Vorstellung von einer Erklärung grenzenloser Liebe.
Aber sie hätte schwören können, dass das, was sie in
Vordarians Augen bei der Zeremonie gesehen
hätte, nicht bloß Verlangen nach Macht war. Hatte Arals
Ernennung zum Regenten die Werbung dieses Mannes
vermasselt? Konnte das nicht die sexuell getönte Animosität in seinem Gespräch mit ihr erklären…?
Droushnakovi kehrte auf Zehenspitzen zurück. »Er ist
eingeschlafen«, flüsterte sie voller Zuneigung. Kareen nickte und lehnte ihren Kopf zurück zu einem entspannten Moment der Ruhe, bis ein Bote in Vorbarra-Livree kam und sie ansprach: »Wollen Sie bitte den Tanz eröffnen, zusammen mit dem Grafregenten, Mylady? Man wartet auf Sie.«
Bitte oder Befehl? In der klanglosen Stimme des Dieners
hörte es sich mehr nach düsterem Zwang an als nach
Vergnügen.
»Letzte Pflicht an diesem Abend«, beruhigte Kareen
Cordelia, als sie beide wieder in ihre Schuhe schlüpften.
Cordelias Fußbekleidung schien zwei Größen geschrumpft seit Beginn des Abends. Sie humpelte hinter Kareen her, mit Drou hinterdrein.
Der große Saal im Erdgeschoss hatte als Fußboden hölzerne
Intarsien in vielen Farbtönen mit Mustern von Blumen,
Weinreben und Tieren. Auf Kolonie Beta hätte man die
polierte Oberfläche an der Wand eines Museums angebracht;
diese unglaublichen Leute hier tanzten darauf herum. Ein
echtes Orchester – es war durch einen rücksichtslosen
Wettbewerb aus der Kaiserlichen Armeekapelle ausgewählt
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worden, hatte man Cordelia erzählt – sorgte für Musik im
barrayaranischen Stil. Selbst die Walzer klangen leicht nach Märschen. Aral und die Prinzessin wurden zueinander geführt, und dann führte er sie zu einigen harmlosen Drehungen durch den Saal, ein formeller Tanz, der daraus bestand, dass jeder die Schritte
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